„Flimmerndes Panoptikum im Stadtmuseum. Heute Eröffnung der Abteilung Film“titelte die Süddeutsche Zeitung am 30. November 1963. Zur Eröffnung des Filmmuseums war der Leiter der Cinémathèque française, Henri Langlois, angereist, das Buffet spendete Walt Disney, der erste Film im 144 Plätze fassenden Kino im ersten Stock des Stadtmuseums war „Der Prozess“ von G.W. Pabst.
60 Jahre später feiert das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum im „neuen“ Kinosaal mit 165 Plätzen sein Jubiläum. Das Programm vom 30. November bis 3. Dezember thematisiert Aspekte der Arbeit des Filmmuseums wie die Restaurierung und Archivierung des analogen Filmerbes. Am Donnerstag, 30. November, 19 Uhr, ist die Deutsche Premiere der restaurierten Fassung des Stummfilms „Die Straße. Der Film einer Nacht“ (1923) von Karl Grune zu sehen. In diesem expressionistischen Meisterwerk flieht ein Mann aus seiner engen Bürgerlichkeit auf die Straße und wird vom Taumel des Nachtlebens mitgerissen. Mit Live-Musikbegleitung von Günter A. Buchwald am Flügel und Frank Bockius am Schlagwerk. Für diese Veranstaltung gibt es nur ein sehr begrenztes Kartenkontingent an der Abendkasse.
Am Freitag, 1. Dezember, 18 Uhr, findet die Kinopremiere von „The Marriage of Greta Garbo and Sergei Eisenstein“ (2023), statt, dem neuesten Filmessay von Mark Rappaport, dessen Gesamtwerk im Filmmuseum archiviert wird. Ebenfalls ist sein Kurzfilm „L‘année dernière à Dachau“ (Letztes Jahr in Dachau) aus dem Jahr 2020 zu sehen, in dem der Filmemacher die Darstellbarkeit des Holocaust thematisiert. Außerdem steht Orson Welles‘ „Portrait of Gina (Viva Italia)“ aus dem Jahr 1957 auf dem Programm, in der vom Filmmuseum München restaurierten Fassung, die ihre Weltpremiere bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig feierte. Orson Welles reist darin zu einem Interview mit Gina Lollobrigida und porträtiert Land und Leute.
Am Samstag, 2. Dezember, 18 Uhr, diskutieren der Direktor des Filmmuseums Stefan Drößler und der Filmemacher Alexander Kluge unter dem Motto „Phönix Kino“ – Maulwurfstunnel zur Filmgeschichte über Geschichte und Zukunft des Kinos. Dazu werden Filmausschnitte gezeigt. Zum Abschluss ist am Sonntag, 3. Dezember, 17 Uhr, der Stummfilm „Raskolnikov“ (1923) von Robert Wiene nach dem Roman „Schuld und Sühne“ von Fedor Dostoevskij mit der Live-Musikbegleitung von Richard Siedhoff zu erleben.
Der Eintritt kostet 4 Euro beziehungsweise 3 Euro bei Mitgliedschaft im Förderverein MFZ. Aufschlag bei Überlänge und Musikbegleitung. Kartenvorverkauf ist online unter www.muenchner-stadtmuseum.de/shop/tickets oder an der Abendkasse möglich, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es gibt keine Reservierungen. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.
(Siehe auch unter Terminhinweise)