Gewinner*innen des „Mosaik Jugendpreises“ stehen fest
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Rathaus Umschau 27 / 2023, veröffentlicht am 08.02.2023
Die Preisträger*innen des „Mosaik Jugendpreises – Mit Vielfalt gegen Rassismus 2023“ stehen fest. Insgesamt vier Projekte, zwei davon aus München, dürfen sich über einen Preis freuen:
1. Preis: „Warum hört das nicht auf zu brennen? Oder: Vom Gestern im Heute. Auf den Spuren des NSU.“ (Nürnberg)
2. Preis: Film-Projekt „Lebendig begraben“ (Nürnberg)
3. Preis: „Perspektivwechsel_MWG“ (München)
Anerkennungspreis: „Unterrichtsstunde gegen Diskriminierung“ (München)
Von den insgesamt zwölf Bewerbungen um den Mosaik-Jugendpreis 2023 kamen dieses Jahr fünf aus München.
Der Mosaik Jugendpreis wurde im Jahr 2015 im Gedenken an die bayerischen Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ ins Leben gerufen. Prämiert werden Projekte aus München und Nürnberg, die sich gegen (Alltags-)Rassismus und für einen respektvollen Umgang aller Menschen in der Stadt sowie für Dialog und Begegnung einsetzen und maßgeblich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen initiiert, vorangetrieben oder getragen werden. Die Jury setzt sich zusammen aus Angehörigen der Opferfamilien aus München und Nürnberg, jeweils einer Vertretung des Migrationsbeirates München und des Rates für Integration und Zuwanderung in Nürnberg sowie jeweils drei engagierten Jugendlichen aus München und Nürnberg.
Die Organisation des Jugendpreises wird gemeinsam von der Stelle für interkulturelle Arbeit und dem Fachdienst Politische Bildung des Pädagogischen Instituts – Zentrum für kommunales Bildungsmanagement der Landeshauptstadt München sowie dem Menschenrechtsbüro Nürnberg übernommen. Die Preissumme von insgesamt 9.000 Euro wird je zur Hälfte durch die Stadt Nürnberg und durch die Landeshauptstadt München finanziert.
Die Preisverleihung findet am 23. März in Nürnberg statt.
Das sind die Gewinnerprojekte Erster Preis: „Warum hört das nicht auf zu brennen? Oder: Vom Gestern im Heute. Auf den Spuren des NSU“ (Nürnberg)
Das Preisgeld von 4.000 Euro geht an das Projekt „Warum hört das nicht auf zu brennen? Oder: Vom Gestern im Heute. Auf den Spuren des NSU“. In diesem Projekt haben sich fünf Schüler*innen des Werner-von-Siemens-Gymnasiums Weißenburg ein Schulhalbjahr lang intensiv mit den Verbrechen des NSU, insbesondere in Nürnberg, sowie mit deren Aufarbeitung und rechtsextremer Gewalt grundlegend auseinandergesetzt. Sie haben viel recherchiert, diskutiert, Expert*innen interviewt, an Workshops teilgenommen, die Tatorte des NSU in Nürnberg sowie das NSU-Tribunal in Nürnberg besucht. Ihre Eindrücke, Fragen, Gedanken und Gefühle haben sie in einem Audio-Feature umgesetzt. Dabei hat sie vor allem die Fragen beschäftigt: Warum hört das (noch immer) nicht auf zu brennen? Wie konnte geschehen, was geschehen ist? Und was hat das heute mit uns zu tun? Das 30-minütige Hörstück wurde schließlich am 9.9.2022 im Magazin „Stoffwechsel“ bei Radio Z aus Nürnberg gesendet. Es ist weiter online abrufbar und wird inzwischen auch von Lehrer*innen im Unterricht eingesetzt.
Zweiter Preis: Film-Projekt „Lebendig begraben“ (Nürnberg)
Das Preisgeld von 3.000 Euro geht an das Film-Projekt „Lebendig begraben“ von Hamudie Saleh. Im Kurzfilm „Lebendig begraben“ findet ein Mann in einer Bibliothek die Tagebucheinträge eines Geflüchteten. Erzählt wird die Geschichte des jungen Herrn Malik, geflohen nach Deutschland, der in einem ewigen Kreislauf von Arbeitslosigkeit durch fehlende Arbeitserlaubnis, zu wenig Geld und daraus resultierenden Strafen gefangen ist. Bei einem Besuch auf dem Amt verdeutlicht sich seine Ausweglosigkeit aus den Mühlen dieser Verwaltung. Seine Psyche leidet so nicht mehr allein durch die Traumata von Krieg und Flucht, sondern auch unter dem „Nichts-Tun“, zu dem er scheinbar verdammt ist. Wie als wäre er lebendig begraben.
Dritter Preis: „Perspektivwechsel_MWG“ (München)
Das Preisgeld von 1.500 Euro geht an das Projekt Perspektivwechsel_ MWG in München der Schule-ohne-Rassismus – Schule-mit-Courage-Gruppe des Maria-Ward-Gymnasiums München. Seit März 2021 haben sich 20 Schüler*innen im Alter von 14 bis 18 Jahren im Rahmen ihrer AG als SOR-SMC (Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage) zusammengetan, um einen Podcast zu entwickeln. Ziel dieses Podcast ist es, einen diversitätsorientierten Diskursraum zu öffnen und gesellschaftlich relevanten Fragen zu Rassismus, Gleichstellung und Gleichberechtigung nachzugehen und auch die Ursachen von Rassismus und Diskriminierung zu ergründen. Hierbei werden eigeninitiativ Interviews mit unterschiedlichen Gesprächspartner*innen aus verschiedenen Bereichen wie Politik oder Sport geführt. Der Podcast trägt dazu bei, offene Fragen zu klären, unterschiedliche soziale Positionen zu verstehen, vielfältige Perspektiven zum Thema kennenzulernen und letztendlich einen Perspektivwechsel zu initiieren.
Anerkennungspreis: „Unterrichtsstunde gegen Diskriminierung“ (München)
Das Preisgeld von 500 Euro geht als Anerkennungspreis an das Projekt „Unterrichtsstunde gegen Diskriminierung“ der SOR-SMC-Gruppe des städtischen Willi-Graf-Gymnasiums in München.
18 Schüler*innen zwischen elf und 18 Jahren haben eine Unterrichtsstunde gegen Diskriminierung mit dem Schwerpunkt Rassismus entwickelt, um Schüler*innen aller Jahrgangsstufen dazu zu sensibilisieren und über den Einfluss von Diskriminierung und Alltagsrassismus aufzuklären. Das Angebot kann von allen Schulklassen in Anspruch genommen werden und wird auf die jeweilige Jahrgangsstufe angepasst. Die Durchführung wird von jeweils zwei Schüler*innen der SOR-SMC-Gruppe übernommen. Bei der Unterrichtsstunde kommen mehrere Materialien und Methoden zum Einsatz wie z.B. ein Video, Bildmaterial aus Werbung und Kinderbüchern und ein abschließendes Spiel. Die Unterrichtsstunde wird interaktiv gestaltet und im Plenum werden unterschiedliche Formen von Diskriminierung herausgearbeitet sowie relevante Begrifflichkeiten, aber auch damit verbundene Emotionen geklärt bzw. berücksichtigt. Feedback von den Teilnehmenden einzuholen und die Unterrichtsstunde dementsprechend anzupassen, ist ebenso bei diesem Projekt vorgesehen.
Weitere Infos unter www.muenchen.de/mosaik-jugendpreis