Klimaresilienter Waldumbau bei den Stadtforsten
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Rathaus Umschau 29 / 2023, veröffentlicht am 10.02.2023
Klimaresilienter Waldumbau bei den Stadtforsten
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Heike Kainz und Matthias Stadler (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 21.10.2022
Antwort Kommunalreferentin Kristina Frank:
In Ihrer Anfrage teilten Sie uns Folgendes mit:
„Der Städtische Forstbetrieb befindet sich seit einigen Jahren im Umbau des stadteigenen Waldes sowie der im Auftrag verwalteten Wälder z.B. der SWM im Mangfalltal hin zu klimaresilienten Mischwäldern. In der Nähe des Forsthaus Kasten entstand bspw. eine Versuchsfläche, auf der verschiedene Baumarten gepflanzt wurden, welche über eine bessere Trockenheitsresistenz verfügen. Auf anderen Flächen musste aufwendig neu aufgeforstet werden, was gerade auf der sehr wasserdurchlässigen Münchner Schotterebene große Herausforderungen mit sich bringt. Nach den Dürresommern der letzten Jahre besteht Anlass, einen genauen Blick auf die Entwicklung der Flächen zu werfen.“
Zunächst möchte ich mich für die gewährte Fristverlängerung bedanken.
Sie bitten in diesem Zusammenhang um die Beantwortung der folgenden Fragen:
Frage 1:
Wie weit ist der Waldumbau der Münchner Wälder bisher vorangeschritten?
Antwort:
Die sich seit Jahren verschärfenden Auswirkungen des Klimawandels auf den Münchner Stadtwald führen zu einem raschen Umbau der einstigen Fichtenmonokulturen in klimatolerant strukturierte Mischwälder.
Die Fichtendominanz ist in der führenden Schicht sowie in den Verjüngungen flächendeckend in den letzten 50 Jahren deutlich zugunsten klimatoleranter Baumarten wie Buche, Ahorn, Linde, Tanne und Lärche zurückgegangen. Größere Schadflächen wurden mit Eichen aufgeforstet.
Frage 2:
Gibt es bereits aus den Versuchsflächen Erkenntnisse bzw. auch Umsetzungen mit verschiedenen Baumarten, welche sich besonders gut an die zu erwartenden Veränderungen anpassen können?
Antwort:
Aufgrund der Naturlandzertifizierung ist es der Städtischen Forstverwaltung grundsätzlich nicht erlaubt, „nichtheimische“ Baumarten in den Münchner Stadtwald einzubringen.
Es wurden daher mittels einer Sondergenehmigung in den Jahren 2017 - 2020 ca. 2.000 nichtheimische Baumarten (wie Baumhasel, Roteiche, Douglasie, Libanonzeder und Küstentanne) pro Jahr als Beimischung in die Bestände gepflanzt.
In dieser Zeit hat vor allem die Douglasie (wenn Ballenpflanzung) sowie die Baumhasel gute Anwuchsergebnisse gezeigt.
Weitere Erkenntnisse konnten bisher aufgrund der Kürze der Zeit angesichts der Langlebigkeit der Bäume noch nicht gewonnen werden.
Frage 3:
Gibt es Kooperationen mit nationalen bzw. internationalen Forschungseinrichtungen bezüglich der Entwicklung klimaresilienter Mischwälder? Wie schätzt die Forstverwaltung deren Kenntnislage zu diesem Thema ein?
Antwort:
Die Städtische Forstverwaltung ist in enger Kooperation mit führenden Expert*innen und Forschungsinstituten im Bereich klimatolerante Baumartenwahl. Insbesondere die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) sowie das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) geben aktuellste wissenschaftsbasierte Empfehlungen hinsichtlich klimatoleranter Baumartenwahl heraus. Diese werden selbstverständlich in den Münchner Stadtwäldern unter Berücksichtigung der Einschränkungen durch die Naturlandzertifizierung umgesetzt.
Frage 4:
Welche der neuen Baumarten kommen für Neupflanzungen in Betracht und welche heimischen Baumarten haben eine hohe Trockenheitsresistenz?
Antwort:
Als heimische Baumarten mit einer hohen Trockenheitsresistenz gelten je nach Standort derzeit Eiche, Elsbeere, Speierling, Walnuss, Winterlinde, Hainbuche, Mehlbeere, Berg-, Spitz- und Feldahorn, Buche, Vogelkirsche, Tanne, Eibe und Lärche.
Aufgrund der Naturlandzertifizierung kommen derzeit grundsätzlich nur diese heimischen Baumarten in Betracht. Gemäß der Forschungsergebnisse hätten unter anderem auch Baumarten wie Douglasie, Roteiche,Baumhasel, Libanonzeder und Küstentannen eine hohe Trockenheitsresistenz. Wie mit diesen Baumarten umgegangen werden kann, müssen weitere Gespräche mit Naturland ergeben.
Frage 5:
Wurden bei (Neu)Aufforstungen bereits neben den klassischen heimischen Bäumen klimaresiliente Bäume gepflanzt bzw. wurde in alten Beständen solche Bäume nachgepflanzt?
Antwort:
Abhängig vom jeweiligen Standort (Boden, Lichtverhältnisse, Frostgefahr) wurden in den letzten Jahren Tannen, Lärchen, Eiben, Eichen, Winterlinden, Hainbuchen, Vogelkirschen, Spitzahorn, Feldahorn, Mehlbeere, Elsbeere, Speierling und Walnuss gepflanzt.
Bei Neuaufforstungen sind meist lichttolerantere Bäume im Fokus, wie beispielsweise Eiche, bei Voranbauten (Pflanzung unter dem Schirm der Altbäume) schattentolerante Baumarten, wie Tanne oder Eibe.
Frage 6:
Wird seitens des Freistaates, des Bundes oder der EU die Aufforstung mit klimaresilienten Bäumen auch bei kommunalen Forstbetrieben gefördert? Wenn ja, wie und finanziell in welcher Höhe?
Antwort:
Bei Baumpflanzungen mit klimatoleranten Baumarten wird meist ein Förderbetrag in Höhe von ca. 3 Euro/Baum gewährt. Die Fördersätze richten sich nach der Förderrichtlinie-WALDFÖPR 2020 und können von Privatwaldbesitzern sowie kommunalen Waldbesitzern in Anspruch genommen werden.
Frage 7:
Welche Maßnahmen sind in Zukunft seitens der Landeshauptstadt München, aber auch der Stadtgesellschaft notwendig, um den Umbau schnellstmöglich voranzubringen?
Antwort:
Ein wichtiger Aspekt wäre die Akzeptanz in der Bevölkerung für Waldumbaumaßnahmen zu erhöhen. Der Fichtenaltholzbestand muss nach und nach aufgrund von Kalamitäten, wie Sturmwurf oder Borkenkäferbefall, und auch um Licht für die junge klimatolerante Waldgeneration zu schaffen, weichen.Die bisherigen Fördermittel des Freistaats sollten nach Möglichkeit noch länger verfügbar sein. Seitens der Städtischen Forstverwaltung ist qualifiziertes Personal in ausreichender Menge unabdingbar. Es müssen hinreichend Arbeitskapazitäten für Kalamitätsereignisse vorgehalten werden, um im Ernstfall schnellstmöglich handeln und ggf. wiederaufforsten zu können.