München schenkt auch aus – Baumkeeperinnen und Baumkeeper gesucht
Antrag Stadträte Hans-Peter Mehling, Manuel Pretzl und Sebastian Schall (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 4.7.2022
Antwort Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer:
Sie haben am 4.7.2022 Folgendes beantragt:
„Die Landeshauptstadt München startet ein vergleichbares Projekt wie die Stadt Münster mit ‚Münster schenkt aus‘, bei dem sich Bürgerinnen und Bürger als sogenannte ‚Baumkeeperinnen und Baumkeeper‘ melden können und mithelfen Straßenbäume und Straßengrün vor ihrer Haustür in den Sommermonaten regelmäßig zu gießen. Für kleinere Bäume können von der Stadt Wassersäcke ausgegeben werden, welche eine langsamere Versickerung nahe des Wurzelbereichs der Bäume sicherstellen. Die SWM sollen, wie die Stadtwerke Münster, dazu 1000l Wassertanks in den Straßen aufstellen. Dazu könnte man ggf. das geklärte Abwasser der Stadtent- wässerung nutzen oder wo möglich vor Ort auch Regenwasser in diesem Tanks sammeln. Dort können die Freiwilligen das Wasser für ihre Schützlinge zapfen.“
Sie führen in Ihrer Begründung u.a. Folgendes aus:
„Die Straßenbäume und das Straßenbegleitgrün leiden in den Sommermonaten gerade in den dicht bebauten Stadtgebieten an Trockenstress. Die Stadt Münster hat unlängst die Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit der Aktion ‚Münster schenkt aus‘ um Hilfe bei der Bewässerung der Stadt- bäume gebeten.(...)“
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlaube ich mir, Ihren Antrag auf diesem Wege zu beantworten.
Da das Thema Ihres Antrags in Zusammenhang mit der kürzlich beantworteten Stadtratsanfrage Nr. 20-26/F 00535 „Gibt es ein Baumbewässerungskonzept in München?“ vom 13.9.2022 steht, beantworten wir Ihren Antrag unter Verwendung von Passagen des Antwortschreibens zur Stadtratsanfrage.
„Stadtweit gibt es in München rund 800.000 Bäume auf öffentlichen Flächen, davon rund 110.000 Bäume an Straßen und öffentlichen Plätzen. Für ein regelmäßiges Bewässern der Bäume müssten hunderte Millionen Liter Wasser verwendet werden, um den Wasserbedarf der Bäume zu decken. Dies wäre mit einem immensen logistischen Aufwand, einer Vielzahl von LKW-Fahrten innerhalb des Stadtgebietes und enormen Kosten verbunden.Um den Bedingungen im Stadtraum und hinsichtlich des Klimawandels zu begegnen, verfolgt das Baureferat daher seit langem ein entsprechendes Konzept, bei welchem die Auswahl geeigneter Baumarten und die Herstellung optimaler Wuchsbedingungen am jeweiligen Baumstandort maßgeblich sind.
Bereits seit Mitte der 1990er Jahre erforscht das Baureferat federführend im Rahmen der bundesweit agierenden Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) geeignete Baumarten für das Stadtklima der Zukunft. Der Arbeitskreis Stadtbäume der Gartenamtsleiterkonferenz ist ein Gremium von Fachleuten aus verschiedenen Kommunen, die alle wichtigen Baumthemen diskutieren und allgemeinverbindliche Empfehlungen für den Verwender, wie Städte und Gemeinden, formulieren. Ein Schwerpunktthema ist die Bereitstellung der ‚Straßenbaumliste der GALK‘, bei der ca. 175 Baumarten und -sorten seit 1975 regelmäßig bewertet werden. Vom Arbeitskreis Stadtbäume wird auch der bundesweite Straßenbaumtest für Bäume durchgeführt. Hier werden in verschiedenen Kommunen, darunter auch in München, vor allem ‚neue‘ Baumarten aufgepflanzt und jährlich auf Eignung hin beurteilt. Als Ergebnis des Tests liegen Erkenntnisse über alle 175 Baumarten und auch darüber vor, welche zur Pflanzung speziell im Münchner Stadtgebiet für die zukünftigen Entwicklungen besonders geeignet sind.
Neben der Auswahl geeigneter Baumarten ist es Ziel des Baureferates, Baumstandorte baulich so herzustellen, dass sich Bäume dauerhaft selbst mit Wasser versorgen können und damit auch längere Trockenheits- und Hitzeperioden unbeschadet überstehen.
Bei Neu- und Umbaumaßnahmen findet deswegen die ZTV-Vegtra-Mü (Zusätzliche Technische Vorschriften für die Herstellung und Anwendung verbesserter Vegetationstragschichten) verbindlich Anwendung. Diese besagt, dass große Baumgruben mit 36 m³ Volumen herzustellen sind und ein spezielles Pflanzsubstrat zu verwenden ist. Die verwendete Substratmischung ist Ergebnis wissenschaftlicher Forschungen und jahrelanger Erprobung. Diese Baumgruben können bis zu 12.000 Liter Wasser speichern – allein dadurch kann ein Baum im Sommer mehrere Wochen ohne sonstige Wasserzufuhr schadlos überstehen. Außerdem wird durch tiefgründigen Einbau des Substrates die Erschließung tieferliegender, wasser- bzw. feuchtigkeitsführender Bodenschichten durch die Wurzeln gefördert.
Eine Ausnahme bzgl. des Bewässerns wird nur bei Neupflanzungen gemacht. Weil neu gepflanzte Jungbäume noch nicht über ein ausreichendesWurzelsystem verfügen, werden diese im Rahmen der Entwicklungspflege über einen Zeitraum von mindestens 3 bis 5 Jahren gewässert, bis sich ein tief reichendes Wurzelsystem entwickelt hat und eine eigenständige Versorgung möglich ist. Dabei sind abhängig von der Witterung mehrmals wöchentlich Gießgänge erforderlich, bei welchen bis zu 250 Liter Wasser ausgebracht werden.
Dieses Vorgehen hat sich in der Praxis bewährt. Baumschädigungen durch Hitzestress auf öffentlichen Flächen sind in München auch allgemein kaum feststellbar.“
Das Gießen von älterem Baumbestand ist gemäß unseren Ausführungen nicht erforderlich und technisch kaum möglich. Das Gießen von Jungbäumen erfolgt maßgeblich durch die Firmen, die die Pflanzung verantworten, im Rahmen der zusätzlich beauftragten Entwicklungspflege. Für den Anwuchserfolg der neu gepflanzten Bäume haften dann die jeweiligen Firmen. Das Gießen von neu gepflanzten Bäumen kann bezüglich der Haftung, aber auch hinsichtlich der erforderlichen Logistik nicht durch die Bürgerschaft erfolgen, da, wie oben beschrieben, während der Hitzeperioden bereits für einen einzelnen Baum zuverlässig mehrmals wöchentlich bis zu 250 Liter Wasser ausgebracht werden müssen. Statt die Bäume direkt zu gießen, müssten gemäß Antrag stadtweit Hunderte von 1000-Liter-Tanks aufgestellt, ständig befüllt, im Herbst abtransportiert, eingelagert und die Betreuung der Bürgerschaft koordiniert werden. Dafür stehen beim Baureferat keine Ressourcen zur Verfügung.
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass der Antrag damit abschließend behandelt ist.