Festival „Female Peace Palace“: Die politische Kraft des Feminismus
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Rathaus Umschau 45 / 2023, veröffentlicht am 06.03.2023
Das Festival „Female Peace Palace” vom 31. März bis 23. April widmet sich dem Mut, den Forderungen und den Kämpfen von Frauen in Krieg und Widerstand. Mit Theater und Gesprächen spannt es einen Bogen von einem visionären historischen Ereignis während des Ersten Weltkriegs, das maßgeblich von München aus organisiert wurde – dem „Ersten Frauenfriedenskongress“ 1915 in Den Haag – bis zu aktuellen Konfliktzonen. Der internationale Friedenskongress mit über tausend Frauen aus 16 Nationen war der Beginn einer feministischen Friedenspolitik, die Fragen und Problemstellungen von brennender Aktualität aufwarf: Vergewaltigung als Kriegswaffe, internationales Völkerrecht, feministische Außenpolitik, und ob und wie sich mit Diplomatie Kriege beenden lassen. Inspiriert von dieser historischen Zusammenkunft fragen die Münchner Kammerspiele und die Monacensia im Hildebrandhaus gemeinsam mit Künstler*innen und Aktivist*innen aus heutigen Krisengebieten nach der utopischen Kraft von Theater und Widerstand im Hier und Jetzt.
Kulturreferent Anton Biebl: „Die Münchner Kammerspiele und die Monacensia widmen sich der politischen Kraft des Feminismus. Diplomatisch, intellektuell, kämpferisch – Frauen nutzen bis heute unterschiedliche Formen des Widerstands, um die Welt besser zu machen. Dass sie dafür angefeindet, verfolgt, zu Unrecht bestraft oder gar mit dem Tod bedroht werden, nehmen sie in Kauf. Ich habe höchsten Respekt vor diesem Mut und finde es gleichzeitig schlimm, dass er erforderlich ist.“ Barbara Mundel, Intendantin der Münchner Kammerspiele: „Die Frauen, die sich mitten im Ersten Weltkrieg in Den Haag versammelten – darunter die Münchnerinnen Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann – riskierten viel, um sich über alle Fronten hinweg zu treffen. Heute stehen wir kontinuierlich mit Künstler*innen aus verschiedenen Konfliktzonen im Austausch, aus der Ukraine, Syrien, der Türkei. Sie arbeiten unter schwersten Bedingungen am Aufrechterhalten ihrer Freiheit und Imagination, während wir in Deutschland nach einer neuen Haltung in der Außenpolitik suchen. Das Theater erscheint uns als der richtige Ort, um ins Sprechen und Imaginieren zu kommen, wo uns angesichts von Krieg und Hass mitunter Worte fehlen.“
Anke Buettner, Leiterin der Monacensia: „Wie kann die Gewalt enden? Wie lassen sich mitten in Konflikt und Krise Wege aus der Grausamkeit finden? Darüber wollen wir bei FemalePeacePalace gemeinsam sprechen, wir möchten zum ernsthaften Nachdenken mobilisieren!“ Mit vier Theaterstücken, zwei künstlerischen Interventionen und einer internationalen Versammlung widmet sich das Festival den historischen und heutigen Kämpfen von Frauen. Die Formen sind dabei vielfältig: Die musikalische Eröffnungsproduktion „Anti War Women“ in der Regie von Jessica Glause, erzählt von Münchner Kriegsgegnerinnen und dem Den Haager Kongress 1915. Die Uraufführung findet am 31. März im Schauspielhaus, Maximilianstraße 26-28, statt. Die Performance „Halide“ in der Regie von Emre Koyuncuoğlu beschäftigt sich mit Halide Edip Adivar, umstrittene Freiheitskämpferin und zu Unrecht vergessene Ikone der frühen Frauenbewegung der Türkei. In „Licht“ lädt die Regisseurin Tea Tupajić jesidische Frauen ein, ihre Geschichte auf der Bühne zu erzählen. Die ukrainische Dramatikerin Natalia Vorozhbyt zeigt mit ihrem Auftragswerk „Green Corridors“ Überlebenstechniken von Frauen im Ukrainekrieg und ihre Auseinandersetzungen mit Europa. Das letzte Festivalwochenende am 21. und 22. April ruft mit der „Versammlung I Assembly“ die solidarische Kraft des Den Haager Kongresses auf. Unter anderem blicken drei Expertinnen auf die feministischen Forderungen von Den Haag 1915 bis heute: die ARD-Auslandskorrespondentin Golineh Atai, die Politikwissenschaftlerin Françoise Vergès und die Menschenrechtsaktivistin Kristina Lunz.
„Female Peace Palace“ ist ein gemeinsames Projekt der Münchner Kammerspiele und der Monacensia im Hildebrandhaus.
Ausführliche Informationen zum Festival und das umfangreiche Gesamtprogramm sind zu finden unter www.muenchner-kammerspiele.de/fpp.
(Siehe auch unter Terminhinweise)