80. Jahrestags der Deportation der Münchner Sinti*zze und Rom*nja
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Rathaus Umschau 47 / 2023, veröffentlicht am 08.03.2023
Vor 80 Jahren, am 13. März 1943, veranlasste die Münchner Polizei die Deportation von 141 Sinti*zze und Rom*nja – Frauen, Männer und Kinder – aus München und Umgebung in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Nur wenige der Menschen überlebten die grauenhaften Bedingungen im sogenannten „Zigeunerlager“. Bis heute ist die Gesamtzahl der ermordeten Frauen, Männer und Kinder nicht exakt zu bestimmen; der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma geht von insgesamt etwa 500.000 Menschen aus.
Nach Kriegsende setzten sich die Diskriminierung und Kriminalisierung der wenigen Überlebenden in Behörden, Schulen und Institutionen fort. Sie erfuhren weder eine Anerkennung als Opfer nationalsozialistischer Verfolgung noch erhielten sie Entschädigungsleistungen. Die Täter und Täterinnen hingegen konnten in den allermeisten Fällen ihre Karrieren ungebrochen weiterführen. Auch heute noch sehen sich Angehörige der Minderheit mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert.
Die Landeshauptstadt München gedenkt der Opfer dieses Völkermords am Montag, 13. März, mit öffentlichen Veranstaltungen.
Um 16 Uhr finden am Platz der Opfer des Nationalsozialismus eine Namenlesung und eine Kranzniederlegung statt. Es sprechen Stadträtin Mona Fuchs (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste) in Vertretung des Oberbürgermeisters, Erich Schneeberger (Vorsitzender des Zentralrats Deutsches Sinti und Roma Landesverband Bayern e.V.) und Alexander Diepold (Madhouse gemeinnützige GmbH). Die Namen der deportierten Sinti*zze und Rom*nja verlesen Hugo Höllenreiner, Marco Höllenreiner sowie Schülerinnen und Schüler*innen des Städtischen Luisengymnasiums. Im Anschluss sprechen Ivica Viskovic, Monsignore Thomas Schlichting (beide Erzdiözese München und Freising), Stadtdekan Dr. Bernhard Liess (Evangelisch-Lutherischer Dekanatsbezirk München) und Archimandrit Georgios Siomos (Griechisch-Orthodoxe Allerheiligenkirche) ein ökumenisches Gebet. Zwischen 18 und 21 Uhr werden die Namen der deportierten Sinti*zze und Rom*nja an die Fassade des NS-Dokumentationszentrums, Max-Mannheimer-Platz 1, projiziert.
Um 19 Uhr erinnert die Stadt mit einem Gedenkakt im Alten Rathaus an den Völkermord an den Sinti*zze und Rom*nja. Es sprechen Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Dr. Mehmet Daimagüler (Beauftragter der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland) und Romani Rose (Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma) sowie in einer Videobotschaft Claudia Roth (Staatsministerin für Kultur und Medien). Die anschließende Lesung aus Zeitzeugendokumenten gestalten Kulturreferent Anton Biebl, die Schriftstellerin Lena Gorelik, der Präsident des FC Bayern München Herbert Hainer, Hugo Höllenreiner, Marco Höllenreiner, die Regisseurin Caroline Link und die Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, Dr. Mirjam Zadoff. Es musizieren Sandor Lehmann & Friends. Im Anschluss wird zu einem öffentlichen Empfang gebeten.
Konzipiert wurde der Gedenktag von der Arbeitsgruppe „Gedenken an die aus München deportierten Sinti*zze und Rom*nja“, der städtische, staatliche und kirchliche Institutionen sowie gesellschaftliche Initiativen angehören.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, am 13. März an der Namenlesung und der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei. Der Alte Rathaussaal ist barrierefrei zugänglich.
Informationen zum Gedenktag auch unter https://stadt.muenchen.de/news/gedenken-deportation-sinti-roma.html.
(Siehe auch unter Terminhinweise)