Rathaus zeigt Flagge zum Internationalen Frauentag
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Rathaus Umschau 47 / 2023, veröffentlicht am 08.03.2023
Der Internationale Frauentag hat seine Wurzeln in der Arbeiterinnenbewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Das ist lange her und doch ist dieser Tag immer noch aktuell, denn der in Artikel 3 des Grundgesetzes formulierte Verfassungsauftrag zur Gleichstellung der Geschlechter ist immer noch nicht umgesetzt.
Mit der Beflaggung des Rathauses zum Internationalen Frauentag setzt die Stadt München ein Zeichen der Solidarität mit Frauen aller Länder. Denn wie fragil Frauenrechte auch heute noch sind, sieht man an den Lebensbedingungen der Frauen beispielsweise in Afghanistan und im Iran. Aber auch in europäischen Ländern und den USA wird das Rad zurückgedreht, was zum Beispiel das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung angeht. Und in den Gebieten, in denen Krieg herrscht, wie jetzt in der Ukraine, sind Frauen häufig ganz besonders betroffen. Auf der Flucht sind sie meist allein oder nur mit ihren Kindern unterwegs und geraten leicht in prekäre Situationen. Die Stadt München kann nicht international agieren, aber sie tut ihr Möglichstes, den geflüchteten Menschen Versorgung und Unterstützung zu gewährleisten.
Die Stadt München steht für eine Stadtgesellschaft, in der Menschen gleichberechtigt und diskriminierungs- und gewaltfrei leben können. Bereits seit 1985 gibt es die Gleichstellungsstelle für Frauen und die Liste der Maßnahmen, die über all die Jahre zur Förderung der Gleichberechtigung unternommen wurden, ist lang.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Ohne Frauen wäre die Welt nicht da, wo sie heute ist. Doch zur Gleichstellung der Geschlechter liegt noch ein langer Weg vor uns. Noch immer ist der Gender Pay Gap erschreckend groß, die Corona-Krise brachte alte Frauenbilder zum Vorschein und in vielen Ländern werden die Rechte von Frauen immer noch massiv eingeschränkt. Der Internationale Frauentag am 8. März ist auch im Jahr 2023 noch hoch aktuell und wichtig.“
Erst letztes Jahr fokussierte die Gleichstellungsstelle mit der Kampagne „Gleichberechtigung schützt vor Gewalt“ das Thema geschlechtsspezifische Gewalt und wurde dabei von überwältigend vielen Beschäftigten der Stadt, der gesamten Stadtspitze und allen Referatsleitungen ganz persönlich unterstützt. Die Kampagne ist eine Maßnahme des Aktionsplans gegen geschlechtsspezifische Gewalt, den der Stadtrat im März 2022 beschlossen hat und der für die folgenden drei Jahre ein konkretes kommunales Programm gegen geschlechtsspezifische Gewalt auflegt. Denn Gewalt gegen Frauen ist auch heute noch weltweit die häufigste Menschenrechtsverletzung.
Anita Augspurg Preis zur Förderung der Gleichberechtigung
München verfügt über ein beeindruckendes gesellschaftliches Netzwerk an Einrichtungen und Projekten, deren Arbeit auf Mädchen und Frauen ausgerichtet ist. Sie sind Impulsgeberinnen und Kooperationspartnerinnen für kommunale Gleichstellungsarbeit. Die Stadt München honoriert dieses Engagement und vergibt jährlich einen Preis zur Förderung der Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen. Der Anita Augspurg Preis 2022 wird im Rahmen des Empfangs des Oberbürgermeisters anlässlich des diesjährigen Internationalen Frauentags an den Verein siaf verliehen. Der Verein unterstützt mit seinem Angebot eine Gruppe von Frauen, die ansonsten wenig im Vordergrund steht und keine Lobby hat: die Alleinerziehenden. 18 Prozent der Münchner Familien sind Ein-Eltern-Familien, über 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen und mit 37 Prozent sind Alleinerziehende die am meisten von Armut betroffene Gruppe. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden überreicht den Preis am 14. März und betont: „siaf e.V. unterstützt Alleinerziehende konkret bei Fragen und Bedarfen zu ihren schwierigen Lebenskonstellationen. Aber genauso wichtig ist es, dass siaf e.V. Alleinerziehenden eine Stimme gibt. Durch seine vielfältigen Angebote kennt der Verein die Anliegen und Bedarfe der Frauen und Mütter und vertritt diese in Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft.“
Weitere Vorhaben zur Gleichstellung von Frauen
Auch in diesem Zusammenhang zeigt die Vernetzung zwischen Zivilgesellschaft und Politik ihre Erfolge. Die Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen setzt sich zusammen aus Stadträtinnen und Vertreterinnen von Münchner Verbänden, Einrichtungen und Projekten. Aufgrund einer Empfehlung dieser Kommission hat der Stadtrat gerade die Einrichtung einer Koordinationsstelle für den Fachbereich Alleinerziehende beschlossen, um Ein-Eltern-Familien langfristig passgenau mit Angeboten und Versorgung unterstützen zu können.
Weitere wichtige Vorhaben für 2023 sind der Ausbau des Angebotes für von digitaler Gewalt betroffener Frauen, die Erhöhung der Zahl der Frauenhausplätze und die Verbesserung der Akutversorgung nach sexueller Gewalt in den Münchner Kliniken. Das Gesundheitsreferat informiert die Öffentlichkeit hierzu über eine Kampagne.
Last but not least: Seit 2019 fördert und veranstaltet das Kulturreferat München anlässlich des Internationalen Weltfrauentages kulturelle Projektvorhaben mit feministischen Fragestellungen unter dem Motto sieIN-SPIRIERTmich! Es gab viele spannende Projekteinreichungen für den Weltfrauentag 2023 – die ausgewählten Projekte finden sich jetzt mit allen Terminen unter #sieINSPIRIERTmich und sie-inspiriert-mich.de. Es gibt noch viel zu tun, bis die rechtlich verankerte Gleichstellung der Geschlechter auch tatsächlich auf allen Ebenen umgesetzt ist: rechtlich, sozial, ökonomisch und politisch. Aber in München gibt es eine sehr gute Grundlage dafür.
(Siehe auch unter Terminhinweise)