Gute Betreuung im Alter darf kein Glücksfall sein
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Alexandra Gaßmann,Heike Kainz und Rudolf Schabl (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 6.2.2023
Antwort Sozialreferentin Dorothee Schiwy:
In Ihrer Anfrage vom 6.2.2023 führen Sie Folgendes aus:
„Dass die Lebenserwartung der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen ist und die Zahl weiter steigen wird, ist kein Geheimnis. Ob wir für diese demografische Entwicklung in Bezug auf die Herausforderungen der Pflege älterer Menschen gut gerüstet sind, dagegen schon. Die unterschiedlichen Lebensumstände, Voraussetzungen und Möglichkeiten stellen auch die Landeshauptstadt vor vielfältige Herausforderungen. Ziel muss es sein, die Menschen bestmöglichst zu beraten, zu unterstützen und zu betreuen.“
Zu Ihrer Anfrage vom 6.2.2023 nimmt das Sozialreferat im Auftrag des Herrn Oberbürgermeisters im Einzelnen wie folgt Stellung:
Frage 1:
Wie viele Haushalte mit Personen über 65 Jahren gibt es in München? Wie teilen sich diese in Einpersonen- und Mehrpersonenhaushalte auf?
Antwort:
Nach Daten des Zentralen InformationsManagement- und AnalyseSystems des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt München (ZIMAS) sind folgende Informationen bekannt:
Von den 846.058 Privathaushalten mit mindestens einer Hauptwohn-
sitzperson zum 31.12.2022 war in 203.591 Haushalten mindestens eine Person mit 65 Jahren oder älter zu verzeichnen. 110.366 dieser Haushalte waren Einpersonenhaushalte, 93.225 Mehrpersonenhaushalte (71.276 Zweipersonenhaushalte und 21.949 Drei- und Mehrpersonenhaushalte). In 48.372 der Mehrpersonenhaushalte lebten ausschließlich Personen mit 65 Jahren und älter, in 44.853 Haushalten lebten sowohl Personen ab als auch unter 65 Jahren. Personen in Heimen und Anstalten werden bei dieser Auswertung nicht berücksichtigt und von der hinter der Datenermittlung stehenden Haushaltegenerierung nicht berücksichtigt.
Frage 2:
Wie viele Mehrgenerationenhaushalte gibt es, in denen mindestens eine Person über 80 Jahre lebt?
Antwort:
Laut o.g. ZIMAS gab es im Dezember 2022 in München 9.340 Mehrgenerationen-Haushalte, mit mindestens einer Person über 80 Jahre.
Frage 3:
Wie viele pflegende Angehörige sind in München bekannt?
Antwort:
Die Zahl pflegender Angehöriger kann nicht amtlich erfasst werden. Allenfalls ist hier eine grobe Annäherung anhand der Zahl der in der amtlichen Pflegestatistik erfassten Empfänger*innen von Pflegegeld möglich. Die aktuelle amtliche Pflegestatistik weist für München zum Stichtag 15.12.2021 rund 19.500 Personen aus, die Pflegegeld beziehen und nicht durch ambulante Pflegedienste versorgt werden. Daraus lässt sich allerdings nicht unmittelbar ableiten, wie viele informelle Pflegepersonen (An- und/oder Zugehörige) hierbei in die Pflege involviert sind. Keine Angaben macht die Statistik zudem zur Zahl derjenigen Pflegebedürftigen, die zu Hause sowohl durch Angehörige als auch einen ambulanten Dienst gepflegt werden (12.081 Personen) oder im Pflegegrad 1 (in München 6.132 Personen) mit dem entsprechenden Entlastungsbetrag durch An- oder Zugehörige versorgt werden bzw. Leistungen durch zugelassene Dienste in Anspruch nehmen.
Frage 4:
Wie viele stationäre Pflegeplätze gibt es derzeit insgesamt in München?
Antwort:
Das Sozialreferat führt seit 2010 einmal jährlich einen Marktbericht zur teil- und vollstationären Pflege durch, der jeweils im Herbst als Bekanntgabe in den Stadtrat eingebracht wird (zuletzt am 20.10.2022). Der aktuelle (zwölfte) Marktbericht weist hierzu zum Stichtag 15.12.2021 eine Zahl von 7.966 vollstationären Pflegeplätzen in 58 Einrichtungen aus.
Frage 5:
Wie wird sich die Bevölkerungsentwicklung im Alter über 65 in München unter Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Zu-/Abwanderung voraussichtlich darstellen?
Antwort:
Die aktuelle Bevölkerungsprognose 2019 bis 2040 für die Landeshauptstadt München des Referats für Stadtplanung und Bauordnung beinhaltet Annahmen zu Fertilität, Mortalität und zur Wanderungsdynamik. Sie gehtfür den o.g. Prognosezeitraum von einer Zunahme älterer Menschen über 65 Jahren um 60.991 Personen aus. Insgesamt wird es damit im Jahr 2040 voraussichtlich 333.314 Wohnberechtigte in diesem Alter in München geben.
Frage 6:
Wie werden pflegende Angehörige unterstützt?
Antwort:
Hilfen für ältere Menschen und ihre (pflegenden) An- und Zugehörigen besitzen bereits seit langer Zeit einen herausragenden Stellenwert in Politik und Verwaltung der Landeshauptstadt München. Wie kaum eine andere Kommune in Deutschland fördert und unterstützt die Landeshauptstadt München Angebote und Hilfen für diese wichtige Bevölkerungsgruppe. In München sind mehrere Referate mit dem Thema Pflegebedürftigkeit befasst und somit werden je nach Auftrag, Leistungsspektrum und Schwerpunkt hierbei auch entsprechend pflegende Angehörige unterstützt. Im Einzelnen können benannt werden:
-Direktorium, u.a. Städtische Beschwerdestelle für Probleme in der Altenpflege
-Gesundheitsreferat, u.a. Patientenbeauftragte
-Kreisverwaltungsreferat, u.a. FQA (Heimaufsicht)
-Sozialreferat, u.a. Sozialbürgerhaus (Bezirkssozialarbeit – BSA und BSA60plus, SGB-XII-Leistungen, freiwillige Leistungen etc.)
Eine unverzichtbare, wertvolle Unterstützung in vielfacher Form und Umfang erfahren (pflegende) Angehörige in der offenen Altenhilfe, insbesondere durch die vom Sozialreferat geförderten Angebote1:
-Beratungsstellen für ältere Menschen und Angehörige
-Beratungsstellen für spezifische Zielgruppen
-Fachstellen für pflegende Angehörige (davon fünf Fachstellen für pflegende Angehörige in Kofinanzierung der LH München, weitere sieben Fachstellen ausschließlich in Landesförderung)
-Münchner Pflegebörse
-Beratungsstelle Wohnen (KomZ) des Vereins Stadtteilarbeit e.V.
-Alten- und Service-Zentren (ASZ)
-Psychosoziale Beratung in Seniorenwohnanlagen
-Seniorentreffs, Altenbetreuung und Seniorenbegleitung
-Bildungsangebote in den Erwachsenenbildungseinrichtungen Münchens
-KOM, Koordinierungsstelle für Freizeit und Kultur für ältere Menschen in München
Die Einrichtungen und Projekte wenden sich in der Regel mit ihren Angeboten immer auch an das nahe soziale Umfeld älterer Menschen. Sie bieten Beratung, Begegnung, Kommunikation, Unterstützung, Versorgung, Bildung – je nach Schwerpunkt und Auftrag – an. Gemeinsam mit den Projekten rund um Wohnformen im Alter handelt es sich um über 90 Projekte, die gefördert werden. Insgesamt betrug die Fördersumme für das Jahr 2022 für das Produkt 40315100 Soziale Einrichtungen für Ältere (ohne Pflegeeinrichtungen) 27.969.5482 Euro .
Selbstverständlich werden auch in digitaler Form Informations- und Unterstützungsmöglichkeiten vorgehalten. Beispielhaft zu nennen ist hier die spezielle Internetseite https://stadt.muenchen.de/infos/pflege-angehoeriger.html. Darüber hinaus gibt es weitere Einrichtungen, Vereine, Behörden, Ministerien und Online-Angebote, die regional und überregional arbeiten und unter anderem Angehörigen ihre Hilfe und Unterstützung anbieten. Die gesamte Struktur dieser Angebote wurde dem Stadtrat zuletzt im Rahmen der vier Vorlagen zum „Gesamtkonzept Münchner Altenhilfe“ vorgestellt und wird seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Die Belange der (pflegenden) Angehörigen werden dabei stets berücksichtigt.
Frage 7:
Wie viele Kurzzeit-, Tages- und auch Nachtpflegeplätze gibt es in München?
Antwort:
Der aktuelle zwölfte Marktbericht zur teil- und vollstationären Pflege weist dazu folgende Zahlen mit Stand 15.12.2021 aus: Es gab zum Stichtag in München insgesamt 85 feste Kurzzeitpflegeplätze (davon 19 „solitäre“ und 66 „fix plus x“-Plätze), 431 solitäre Tagespflegeplätze und noch kein Angebot an Nachtpflegeplätzen mit einer Vereinbarung nach dem elften Sozialgesetzbuch (Soziale Pflegeversicherung).
Frage 8:
Wie ist die Entwicklung der Pflegeplätze in den letzten 20 Jahren (hier bitte eine Aufteilung nach stationären Plätzen, Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflegeplätzen)?
Antwort:
Daten zu den Platzzahlen werden durch das Sozialreferat seit 2010 im Rahmen der oben genannten Marktberichte erfasst. In diesem Zeitraum ist die Zahl vollstationärer Pflegeplätze um 914 Plätze auf 7.966 Plätze gestiegen. Die Zahl der festen Kurzzeitpflegeplätze hat seit 2010 um 24 auf 85 Plätzeund die Zahl der solitären Tagespflegeplätze um 243 Plätze auf 431 Plätze zugenommen.
1Diese Aufzählung ist nicht abschließend.
2Beschluss der Vollversammlung vom 19.1.2022 „Haushaltsplan 2022 – produkt- und zielorientierte Ansätze, Zuschussnehmerdatei 2022, Vollzug des Haushaltsplanes 2022 für den Bereich „Förderung freier Träger“ des Amtes für Soziale Sicherung“, Anlage 1a (Sitzungsvorlage Nr. 20-26/V 04716).