Wie steht es um die Energieeffizienz des Winter-Tollwoods?
Anfrage Stadträte Hans Hammer und Thomas Schmid (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 9.11.2022
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 9.11.2022 führten Sie als Begründung aus:
„Festivals und Konzerte sind ein beliebter und wichtiger Teil unserer vielfältigen und offenen Gesellschaft, die wir schätzen und bewahren wollen. Umso erfreulicher ist es, dass das bekannte Winter-Festival, das in diesem Jahr wieder auf der Theresienwiese stattfinden soll, in einem Zeitungsbeitrag verschiedene Maßnahmen zur Energieeinsparung angekündigt hat. Dies ist zu begrüßen.
Da die Landeshauptstadt München den Betreibern des Tollwood-Festivals die Theresienwiese als Fläche zur Verfügung stellt, ist sie hierdurch mittelbar für einen energiesparsamen und CO2-armen Festivalbetrieb mit verantwortlich. Angesichts der aktuellen energiepolitischen Situation und der Anstrengungen für den Klimaschutz ist es daher notwendig, die presseeinschlägigen Aussagen der Tollwood Betreiber zu überprüfen und ggf. von ihnen zu lernen.“
Bitte entschuldigen Sie zunächst die verspätete Antwort, die Abstimmung hat einige Zeit in Anspruch genommen.
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) hat als Vermieter der Theresienwiese die Tollwood GmbH als Mieterin befragt und folgende Antworten auf Ihre Fragen erhalten:
Frage 1:
Inwiefern wurden die in der Zeitung angekündigten Energiesparmaßnahmen der Tollwood-Betreiber mit der Landeshauptstadt München abgestimmt?
Antwort der Tollwood GmbH:
„Tollwood hat zu Energiesparmaßnahmen keine Vorgaben erhalten. Die Maßnahmen, insbesondere der Verzicht auf drei große Zelte, wurden von Tollwood ergriffen, um einen Beitrag zur Energieeinsparung in dieser schwierigen energiepolitischen Situation zu leisten.“
Frage 2:
Wie sollen die Zelte des Winter-Tollwoods beheizt werden? Ist es richtig, dass nur elektrische Heizungen und Wärmepumpen, also keinerlei und auch insbesondere keine fossilen Brennstoffe, zum Einsatz kommen? Wenn nein, welche Heizungen und welche Brennstoffe kommen noch zum Einsatz?
Antwort der Tollwood GmbH:
„Die Zelte werden überwiegend mit Luftwärmepumpen beheizt, die mit M-Ökostrom aktiv der Stadtwerke München betrieben werden. Da wir die Luftwärmepumpen erstmalig verwenden, verfügen die Zelte auch über Ölheizungen, die unterstützend eingesetzt werden können, sollte die Leistung der Luftwärmepumpen nicht ausreichen. Dies ist auch wichtig, um die Zelte gegen Schäden durch Schneelast zu sichern. Grundsätzlich werden die Zelte so sparsam wie möglich beheizt.“
Frage 3:
Wie hoch ist der CO2-Ausstoß der Zeltheizungen? Ist bekannt, wie hoch der CO2-Ausstoß des Tollwood Festivals insgesamt ist?
Antwort der Tollwood GmbH:
„Sparsamer Umgang mit Energie war schon immer ein Leitmotiv von Tollwood. Seit jeher bemühen wir uns als Großveranstaltung darum, den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoss zu verringern.
Wir beziehen zu 100% M-Ökostrom aktiv der Stadtwerke München. Wir sparen CO2 durch die Verwendung von nahezu 100% Bio-Lebensmitteln. Bei der Beleuchtung sind energieeffiziente LED-Leuchtmittel und Entladungslampen Standard, auch bei der Veranstaltungstechnik wird die energieeffizienteste verfügbare Technik eingesetzt. Zudem verfügt Tollwood über ein Wertstoff-Recycling-System, das ebenfalls Ressourcen und CO2 einspart.
Ein Großteil des nicht vermeidbaren CO2-Ausstoßes, wie z.B. für den Transport von Ausstattung und Reisen internationaler Künstler*innen wird von Tollwood mithilfe der Klimaagentur atmosfair ausgeglichen.“
Frage 4:
Wie sind die Zelte des Winter-Tollwoods gedämmt?
Antwort der Tollwood GmbH:
„Die Zelte verfügen über gut isolierende, großteils verstärkte Zeltleinwände. Bei den Seitenwänden des Theaterzeltes Grand Chapiteau handelt es sich zudem um feste, isolierte Wände.Pagoden an den Zelteingängen dienen als Wärmebrücken. Die Zelttüren sind mit automatischen Türschließern ausgestattet, die dafür sorgen, dass Türen nicht offen stehen. Die Heizungen sind thermostatgesteuert. In den Zelthimmeln sind Ventilatoren angebracht, die die Wärme nach unten drücken und damit den Energieverbrauch weiter reduzieren.“
Frage 5:
Wenn die Zelte nicht gedämmt sind, ist es dann aus Sicht der Stadt Mün- chen in der derzeitigen Energiekrise und angesichts der Anstrengungen gegen den Klimawandel angemessen, diese Zelte zu heizen, wenn Besu- cher auf anderen Weihnachtsmärkten im Freien sich durch entsprechende Kleidung vor der Kälte ausreichend schützen können?
Antwort der Tollwood GmbH:
„Hier obliegt es der Stadt, zu entscheiden, ob im Winter im Allgemeinen keine Zelte mehr für Märkte und Kulturveranstaltungen zugelassen werden sollen. Dies wäre ja sicherlich kein Verbot, das nur für München ausgesprochen werden könnte.“
Darüber hinaus kann ich Ihnen den Energieverbrauch durch Winter-Tollwood mitteilen:
Strom: 586.415 kWh, Heizöl: 67.950 Liter, entsprechend 665.910 kWh. Gas wird auf dem Tollwood-Festival ausschließlich zu Kochzwecken an einigen Gastronomieständen verwendet. Der Großteil der Kücheneinrichtungen wird elektrisch betrieben.
Zum Vergleich: Der Christkindlmarkt am Marienplatz verbrauchte 245.488 kWh Strom und 3.321 Kubikmeter Gas, entsprechend 35.166 kWh.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantworten konnte.