RepairCafès in München als Erfolgsstory?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Professor Dr. Jörg Hoffmann, Gabriele Neff, Richard Progl und Fritz Roth (FDP BAYERNPARTEI Stadtratsfraktion) vom 2.2.2023
Antwort Kommunalreferentin Kristina Frank:
In Ihrer Anfrage nehmen Sie Bezug auf die Münchner Repair Cafés und verweisen auf die Homepage des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM), auf welcher Repair Cafés in München aufgelistet seien.
Sie bitten in diesem Zusammenhang um die Beantwortung der folgenden Fragen:
Frage 1:
Wie viele der 24 RepairCafés, die auf der Website der AWM aufgelistet sind, werden zur Gänze von privaten Initiativen betrieben?
Antwort:
Auf der Webseite des AWM finden sich zahlreiche Abfallvermeidungsangebote. Unter www.awm-muenchen.de/repair-cafes sind insgesamt 50 Repair Cafés aus München und dem Umland mit Verlinkungen auf die jeweiligen Webseiten aufgelistet. Die Repair Cafés werden nicht vom AWM selbst betrieben oder initiiert. Die Betreiber_innen der Repair Cafés melden sich eigeninitiativ beim AWM, um in diese Liste aufgenommen zu werden.
Die Auflistung der Repair Cafés erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll im Sinne einer Kreislaufwirtschaft als Abfallvermeidungs-Info dienen, welche die Münchner_innen dabei unterstützt, ihre kaputten Gegenstände wieder nutzbar zu machen und weiter zu verwenden, anstatt diese wegzuwerfen. Weitere Informationen, z.B. über die Rechtsform der Betreiber_innen, Termine, Auslastung der Repair Cafés, eventuelle Zuschüsse, Wartezeiten oder Mitarbeiter_innen liegen dem AWM nicht vor.
Im Jahr 2022 hat die Halle 2 an zwei Tagen zwei Repair Cafés in Kooperation mit dem Haus für Eigenarbeit (HEi) durchgeführt. Ab 2023 wird diese Kooperation fortgeführt und die Halle 2 einmal im Quartal Gastgeberin des HEi-Repair Cafés sein.
Frage 2:
Wie viele der RepairCafés beziehen eine Förderung aus öffentlicher Hand? Wie hoch sind diese Förderungen jeweils?
Antwort:
Siehe Frage 1.
Eine Rückfrage beim Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) hat ergeben, dass das RAW an der Förderung eines entsprechenden Projekts beteiligt ist. Dabei handelt es sich um das HEi. Das RAW führt hierzu wie folgt aus:
„Das HEi wird seit 1995 durch die Stadt München gefördert, in aktueller Form (laut Dokumentation) seit 2003 durch das RAW im Rahmen des
Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms (MBQ). Das HEi beschäftigt im Auftrag des MBQ Langzeitarbeitslose auf AGH-Stellen. Sie sind eingesetzt in den Bereichen Verwaltungshilfe, Werkstatthelfer, Verwaltungshelfer und Empfang. Die Betreuung vor Ort erfolgt durch eine Anleitung und eine sozialpädagogische Fachkraft. Gemäß dem Betreuungsschlüssel aus der Produktbeschreibung Soziale Betriebe von 1 zu 6 für Anleitung und 1 zu 12 für Sozialpädagogik finanziert das MBQ ½ Stelle Anleitung und ¼ Stelle Sozialpädagogik, bis zu einer maximalen Fördersumme i.H.v. 47.065 Euro/Jahr.
Weitere Finanzierungspartner sind das Kulturreferat, die Stiftungsverwaltung des Sozialreferates und mehrere Stiftungen, allen voran die ‚anstiftung‘.
Die Fördermittel der Stadt München gesamt wurden in 2022 mit 137.055 Euro veranschlagt (Verwendungsnachweis kommt erst zum 30.4.2023), im Jahr 2023 mit 126.510 Euro.“
Frage 3:
Über wieviel Zulauf erfreuen sich die einzelnen Standorte?
Antwort:
Siehe Frage 1.
Darüber hinaus kann der AWM aus eigenen Erfahrungen Folgendes berichten:
Das HEi-Repair Café in der Halle 2 hatte im Jahr 2022 16 bzw. 19 Gäste, die einen Gegenstand zur Reparatur mitgebracht haben. Die Anzahl der Gäste, mit denen lediglich ein Austausch zu Reparaturthemen stattfand,die aber selbst keine Gegenstände zur Reparatur vorgelegt haben, wurde nicht erfasst. Erfahrungsgemäß sind bei den Repair Cafés des HEi zwischen 30 und 55 Personen anwesend.
Frage 4:
Wie lange müssen Bürgerinnen und Bürger im Schnitt warten, bis ihre Gegenstände repariert werden? Gibt es einen Mehrbedarf an Helfern?
Antwort:
Siehe Frage 1.
In den Repair Cafés des HEi in der Halle 2 standen jeweils sechs Reparateur_innen zur Verfügung, sodass es bei 16 bzw. 19 Reparaturen je Veranstaltung insgesamt nur zu geringen Wartezeiten kam. Kompliziertere Reparaturen verbleiben beim HEi und werden ehrenamtlich weiterbearbeitet. Sollten Ersatzteile beschafft werden müssen, obliegt dies den Gästen selbst.
Frage 5:
Wie viele Mitarbeiter sind durchschnittlich in den RepairCafés beschäftigt?
Antwort:
Siehe Frage 1.
Im Repair Café des HEi in der Halle 2 sind sechs Reparateur_innen beschäftigt sowie eine Person für den Empfang der Gäste und eine Person für die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen.
Frage 6:
Wieviel Müll konnte durch die RepairCafés bisher recycelt werden?
Antwort:
Bei den Repair Cafés geht es nicht um das Recycling von Abfällen. Vielmehr lautet die Devise: „Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.“. Deshalb geht es bei Repair Cafés darum, die Nutzungsdauer von Geräten und Gegenständen im Sinne der Abfallvermeidung zu verlängern sowie Reparaturkompetenz in der Bevölkerung aufzubauen. Durch die Reparatur werden Gegenstände im Sinne des Klima- und Ressourcenschutzes vor dem vorzeitigen Wegwerfen bzw. Entsorgen bewahrt, wodurch die Abfalleigenschaft erst eintreten würde und damit die Möglichkeit der stofflichen Verwertung bzw. des Recyclings nachrangig bestünde. Durch Repair Cafés wird also Abfallvermeidung praktiziert und damit die obersteMaxime der Kreislauf- und Abfallwirtschaft im Sinne der Abfallhierarchie umgesetzt.
Das HEi-Repair Café misst an all seinen Standorten, wie auch in der Halle 2, die spontan erfolgreichen Reparaturen und kann hier eine Erfolgsquote von 50 bis 75% verbuchen. Von den in 2022 im Repair Café in der Halle 2 insgesamt 35 bearbeiteten Gegenständen wurden 21 erfolgreich repariert, was einer Reparaturquote von 60% entspricht.
Zur Reparaturquote der weiteren Münchner Repair Cafés kann keine Auskunft gegeben werden (vgl. Antwort zu Frage 1).
Der Erfolg von Repair Cafés kann jedoch nicht allein in der Anzahl der reparierten Gegenstände gemessen werden. Nicht zu unterschätzen ist der Effekt von Repair Cafés hinsichtlich Lernen, Vertrauen, Überdenken von Konsummustern, Korrektur von Qualitätsmaßstäben und die Verbreitung des Reparaturgedankens. Der Fokus der Arbeit von Reparatur-Initiativen und Repair Cafés liegt nicht primär darauf, viele Gegenstände effizient zu reparieren, sondern darauf, nicht-kommerzielle Orte des Zusammenkommens, gemeinsamen Wirkens und Lernens zu schaffen sowie ein Selbsthilfeangebot zu etablieren.
Damit sind Repair Cafés auch als praktische Maßnahmen der Bewusstseinsbildung für nachhaltige Lebensstile im Sinne des Klima- und Ressourcenschutzes einzuordnen.