Das NS-Dokumentationszentrum München, Max-Mannheimer-Platz 1, lädt zu folgenden Veranstaltungen ein:
- Der Kurator*innen-Rundgang „TO BE SEEN. queer lives 1900 – 1950“ findet am Dienstag, 9. Mai, um 17.30 Uhr statt.
Die beiden Kurator*innen Anna Straetmans und Sebastian Huber geben einen Einblick in die Ausstellung „TO BE SEEN. queer lives 1900 –1950, die sich den Geschichten von LGBTIQ*“ in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widmet. Mit historischen Zeugnissen und künstlerischen Positionen von damals bis in die Gegenwart zeichnet die Ausstellung queere Lebensentwürfe und Netzwerke, Freiräume und Verfolgung nach.
Die Ausstellung richtet einen intimen Blick auf vielfältige Geschlechter, Körper und Identitäten. Sie zeigt, wie queeres Leben in den 1920er Jahren immer sichtbarer wurde und ein offenerer Umgang mit Rollenbildern und Begehren entstand. Homosexuelle, trans* und nichtbinäre Personen erzielten in ihrem Kampf für gleiche Rechte und gesellschaftliche Akzeptanz erste Erfolge: Sie organisierten sich, kämpften um wissenschaftliche und rechtliche Anerkennung ihrer Geschlechtsidentität und eroberten eigene Räume.
Neben Anerkennung und Sichtbarkeit in Kunst und Kultur, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft nahmen aber auch die Widerstände zu. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Subkultur von LGBTIQ* weitgehend zerstört. Nach 1945 wurden ihre Geschichten und Schicksale kaum archiviert oder erinnert.
Die Teilnahme ist kostenfrei, die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt. Plätze werden 15 min vor Beginn vor Ort vergeben.
- Das Gespräch „Zuerst brannten die Bücher…Die Bibliothek des Instituts für Sexualwissenschaft im Fokus der Bücherverbrennungen 1933“ findet am Mittwoch,10. Mai, um 19 Uhr in Kooperation mit dem Literaturhaus München anlässlich des 90. Jahrestags der Bücherverbrennung.
Am 10. Mai 1933 brannten in Berlin mehr als 20.000 Bücher. Auf der ‚Schwarzen Liste‘ standen vor allem jüdische Autor*innen, aber auch Bertold Brecht, Kurt Tucholsky, Erich Kästner oder Heinrich Mann. Sie waren dem NS-Regime zu links, zu liberal, zu pazifistisch oder zu regimekritisch. Auch wissenschaftliche Werke von Albert Einstein und Sigmund Freud wurden verbrannt und – als eine der ersten vollständigen Bibliotheken – sämtliche Werke des Instituts für Sexualwissenschaft. Magnus Hirschfelds 1919 gegründetes Berliner Institut war in der Weimarer Republik ein Zentrum der linksliberalen Sexualreformbewegung geworden, wo neben Forschung und medizinischer Beratung
auch eine Bibliothek, ein Archiv und ein Museum betrieben wurden. Die Nationalsozialist*innen störten sich schon früh an der liberalen Sexualwissenschaft, an dem Institut und seinem jüdischen Leiter. In der Folge der Bücherverbrennungen im Mai 1933 wurde das gesamte Institut für Sexualwissenschaft von nationalsozialistischen Student*innen und SA-Leuten zerstört.
Der Medizinhistoriker und Autor Rainer Herrn und die Journalistin Magdalena Pulz sprechen über das Phänomen des Instituts für Sexualwissenschaft: eine Anlaufstelle für Menschen aus der ganzen Welt, aus allen gesellschaftlichen Schichten, mit unterschiedlichen sexuellen und geschlechtlichen Identitäten. Und sie diskutieren über den Umgang des NS-Regimes mit Genderdiversität und den Hass, mit dem vor 90 Jahren das ganze Institut in Schutt und Asche gelegt wurde.
Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Infos zur Barrierefreiheit unter http://www.ns-dokuzentrum-muenchen.de/besucherinformation/barrierefreiheit.