Erinnerungszeichen für Mitglieder der Familie Sänger
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Rathaus Umschau 94 / 2023, veröffentlicht am 17.05.2023
Am kommenden Mittwoch, 24. Mai, spricht Stadträtin Dr. Evelyne Menges (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) in Vertretung des Oberbürgermeisters bei einer Gedenkveranstaltung zu Ehren von Berta, Irene, Anneliese, Fritz, Alfred, Selma und Stephan Franz Sänger, die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden. Die Gedenkveranstaltung findet um 11 Uhr in der Rotunde des Stadtarchivs München statt. Weitere Redebeiträgen halten Dr. Daniel Baumann, Amtsleiter des Stadtarchivs München, Barbara Hutzelmann, Kulturreferat, Nancy Freund-Heller als Initiatorin der Erinnerungszeichen und Angehörige sowie die Angehörigen Jeffry Heller und Sandra Freund Coonley.
Im Anschluss werden an den ehemaligen Wohnhäusern Erinnerungszeichen angebracht: 12.30 Uhr in der Tengstraße 32 für Stephan Franz Sänger, 13 Uhr in der Haimhauserstraße 2 (früher 18) für Selma Sänger, 15.45 Uhr am Franz-Josef-Strauß-Ring 4 (früher Prinzregentenstraße 8) für Alfred Sänger und 16.45 Uhr in der Maria-Einsiedel-Straße 4 für Berta, Irene, Anneliese und Fritz Sänger.
Berta Sänger wurde am 26. Juni 1890 geboren. Über ihr Leben ist nur wenig bekannt. Fritz Sänger kam am 12. September 1891 ebenfalls in Augsburg zur Welt. Neben seinem Bruder Stephan Franz Sänger war er Teilhaber der Fa. J. Kleofaas & Knapp in Augsburg. 1932 heiratete er Irene Sänger geb. Lehmann. Sie wurde am 26. April 1904 in Nürnberg geboren. Am 27. Juni 1933 kam ihre Tochter Anneliese Sänger in Augsburg zur Welt. Sie musste erleben, wie ihr Vater im Zuge der „Kristallnacht“ in das KZ Dachau verschleppt wurde. Dort zwang ihn die SS, das Unternehmen zu verkaufen. Am 15. Dezember 1939 wurde er aus dem Lager entlassen. Im September 1939 zog die Familie nach München und lebte in der Maria-Einsiedel-Straße 4. Auch Berta Sänger übersiedelte dorthin. Am 4. April 1942 deportierte die Gestapo sie alle in das Ghetto Piaski und von dort in das Lager Sawin. Wann und wo Berta, Irene, Anneliese und Fritz Sänger umkamen, ist nicht bekannt. Alfred Sänger kam am 3. September 1894 in Augsburg zur Welt. Er arbeitete als Leiter der Münchner Niederlassung der Firma Kleofass & Knapp. und lebte von 1936 bis zur „Kristallnacht“ am 9. November 1938 in der Prinzregentenstraße 8. Seit Ende 1939 lebte er bei seinem Bruder Fritz in der Maria-Einsiedel-Straße 4. Am 20. November deportierte die Gestapo Alfred Sänger nach Kaunas, wo SS-Männer ihn am 25. November 1941 erschossen. Stephan Franz Sänger wurde am 2. April 1897 in Augsburg geboren. Auch er arbeitete in der Firma Kleofass & Knapp. 1935 zog Stephan-Franz Sänger in die Tengstraße 32, diese Wohnung musste er 1938 verlassen. 1939 heiratete er die am 4. Oktober 1906 in Augsburg geborene Selma geb. Rosenfelder. Selma Sänger lebte seit 1934 mit ihrer verwitweten Mutter in München in der Haimhauser Straße 18 (heute 2). Diese schrieb später, dass Selma und Stephan Franz Sänger freiwillig am 22. Juli 1942 mit ihr in das Ghetto Theresienstadt gegangen seien. Stephan Franz Sänger deportierte die SS am 1. Oktober 1944 nach Auschwitz, wo er ermordet wurde. Selma Sänger wurde am 6. Oktober 1944 ebenfalls nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Zu den Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden. Weitere Informationen unter https://stadt.muenchen.de/infos/erinnerungszeichen.html und https://map.erinnerungszeichen.de/
(Siehe auch unter Terminhinweise)