Am kommenden Montag , 22. Mai, spricht Bürgermeisterin Katrin Habenschaden bei einer Gedenkveranstaltung zu Ehren von Dorline Springer, Elisabeth Springer, Max Springer, Arnold Springer, Emma und Jakob Springer, Rosa und Emanuel Reis, Jakob, Hermine und Alfred Jakob Maier sowie Joseph Weiss, die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden. Die Gedenkveranstaltung findet um 11 Uhr im Jüdischen Gemeindezentrum am St.-Jakobs-Platz 18 statt. Weitere Redebeiträge halten Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. Andreas Heusler vom Kulturreferat der Stadt München, Andrea Stadler-Bachmaier, Vorsitzende des Bezirksausschusses 1 (Altstadt-Lehel) sowie Judith Rosenthal als Initiatorin der Erinnerungszeichen und Angehörige. Familienangehörige und Schüler*innen des Städtischen Käthe-Kollwitz-Gymnasiums verlesen die Biografien.Rabbiner Shmuel Aharon Brodman spricht das El male Rachamim. Sarah Brodman rezitiert ein Elisabeth Springer gewidmetes Gedicht. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von Peter Herrmann (Saxofon). Im Anschluss werden an den ehemaligen Wohnhäusern Erinnerungszeichen angebracht: 12.30 Uhr in der Sendlinger Straße 3, Eingang Oberanger (früher Rosental 19) für Dorline, Elisabeth und Max Springer sowie für Joseph Weiss, 13 Uhr im Rosental 16 für Arnold Springer und 15.15 Uhr in der Hackenstraße 4 für Rosa und Emanuel Reis.
Am 23. Mai werden um 10.30 Uhr die Erinnerungszeichen für Jakob, Hermine und Alfred Jakob Maier in der Uhlandstraße 4 und 11.45 Uhr für Emma und Jakob Springer in der Franz-Joseph-Straße 15 gesetzt. Dorline Springer geb. Maier wurde am 22. August 1877 in München geboren. 1896 heiratete sie den Kaufmann David Springer, die Töchter kamen 1898 und 1904 zur Welt. Seit 1913 lebten sie im Rosental 19. Am 4. April deportierte die Gestapo sie in das Ghetto Piaski, ihre Todesumstände sind nicht bekannt. Ihre Tochter Elisabeth Springer, geboren am 2. März 1904, studierte Wandmalerei und Keramik an der Städtischen Malschule. Sie heiratete 1939 den am 12. April 1894 in Wien geborenen Schriftsteller Joseph Weiss. Seit Juni 1939 lebte er im Rosental 19. Die Ehe von Elisabeth Springer und Joseph Weiss wurde 1941 geschieden. Am 20. November 1941 deportierte die Gestapo ihn und Elisabeth Springer nach Kaunas, wo sie fünf Tage später erschossen wurden. Max Springer wurde am 23. März 1870 in München geboren. Er studierte an der TH München. Bis 1939 lebte er im Rosental 19. Am 25. Juni 1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt und am 19. September 1942 nach Treblinka deportiert, wo er am 21. oder 22. September 1942 ermordet wurde. Arnold Springer kam am 8. Oktober 1920 in München zur Welt. Seine Eltern starben sehr früh. Er wuchs bei seiner Großmutter Rosa Springer im Rosental auf und machte bei der Jüdischen Anlernwerkstätte München eine Lehre. Am 4. April 1942 deportierte ihn die Gestapo in das Ghetto Piaski; sein Todestag und sein Todesort sind unbekannt. Rosa Reis, geb. Springer, wurde am 4. Juni 1866 in München geboren. 1886 heiratete sie den Kaufmann Emanuel Reis, der am 28. Februar 1857 in Buttenheim zur Welt kam. Das Paar hatte drei Kinder. Die Familie wohnte von 1893 bis 1935 in der Hackenstraße 4. Emanuel Reis starb am 29. November 1936. Am 26. Juni 1942 verschleppte die Gestapo Emma Reis in das Ghetto Theresienstadt. Sie wurde am 19. September 1942 von dort nach Treblinka deportiert und am 21. oder 22.September 1942 ermordet. Emma Springer geb. Levinger kam am 23. September 1867 in München zur Welt. Am 27. Juni 1901 heiratete sie den Münchner Kaufmann Jakob Springer, geboren am 23. September 1867. Ein Jahr später kam ihre Tochter zur Welt. Sie lebten seit 1920 in der Franz-Joseph-Straße 15. Jakob Springer starb am 29. März 1941. Emma Springer deportierte die Gestapo am 4. April 1942 in das Ghetto Piaski, ihre Todesumstände sind nicht bekannt. Jakob Maier wurde am 30. April 1875 in München geboren. Er war Mitinhaber der Fa. Maier & Salzer. 1909 heiratete er Ida Adler, Sohn Alfred Jakob Maier kam am 4. Dezember 1910 zur Welt. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1925 Hermine (Mina) Engländer. Hermine Maier wurde am 5. Juli 1886 in Werneck geboren. Die Familie wohnte ab 1932 in der Uhlandstraße 4. Alfred Jakob Maier lebte ab 1934 in Marseille. Am 7. September 1942 wurde er vom Lager Drancy nach Auschwitz deportiert und dort am 12. September 1942 ermordet. Seine Eltern wurden am 4. April 1942 in das Ghetto Piaski verschleppt, Todesort und -datum sind nicht bekannt.
Zu den Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden. Weitere Informationen unter https://stadt.muenchen.de/infos/erinnerungszeichen.html und https://map.erinnerungszeichen.de/
(Siehe auch unter Terminhinweise)