Am kommenden Mittwoch, 24. Mai, spricht Stadtrat Sebastian Schall (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) bei einer Gedenkveranstaltung zu Ehren von Max Josef Freund, der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurde. Die Gedenkveranstaltung findet um 10 Uhr in der Elisabethstraße 39 statt. Weitere Redebeiträge halten Thomas Rock, Bezirksausschuss 4 (Schwabing-West), Stefan Dickas, Erinnerungswerkstatt München e.V. und Initiator des Erinnerungszeichens, sowie die Familienangehörigen Roger Avedon, Philip Freund, Christopher Toepfer, Madeline Avedon und Peggy Yee. Im Anschluss wird am ehemaligen Wohnhaus das Erinnerungszeichen angebracht.
Max Josef Freund kam am 20. Juni 1897 in Kleinwallstadt als Sohn des Getreidehändlers Philipp Freund und seiner Ehefrau Jenny auf die Welt. Er absolvierte eine Lehre als Kaufmann, diente im Ersten Weltkrieg im 5. Bayerischen Infanterie-Regiment und kämpfte in Flandern. Nach Kriegende war Max Josef Freund in London, Amsterdam und von 1923 bis 1929 bei der Firma Gebrüder Goldschmidt in Nürnberg beschäftigt. Er zog nach München, wo er 1929 Therese „Thea“ Lauchheimer heiratete und arbeitete in der Firma seiner Schwiegerfamilie, der Druckerei Beger & Röckl. Max Josef Freund wurde Prokurist und Leiter der Exportabteilung. 1931 kam Sohn Philipp Siegfried zur Welt, 1934 Tochter Lieselotte Jenny. Die jüdische Familie wohnte seit 1932 in der eigenen Wohnung in der Elisabethstraße 39. Max Josef Freund unternahm viele Geschäftsreisen ins Ausland, so auch am 26. Oktober 1937 nach Holland. Beim Grenzübertritt wurde er durchsucht, wobei die Beamten Aufzeichnungen über diverse Geldbeträge fand, die sie als Vergehen gegen die Devisenvorschriften ausgelegten. Da er mit Genehmigung der Handelskammer München reiste, konnte er weiterfahren. Einen Tag später wurde seine Frau verhaftet. Man verlangte von ihr Auskunft über die bei ihrem Mann vorgefundenen Aufzeichnungen. Max Josef Freund erfuhr telefonisch von der Verhaftung seiner Frau. Wahrscheinlich verübte er daraufhin am 27. Oktober 1937 Suizid, um seine Familie zu schützen. Therese Freund wurde freigelassen. Sie, ihren Kindern und ihrer Mutter gelang die Ausreise in die USA.
Zu den Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden. Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und www.map.erinnerungszeichen.de.
(Siehe auch unter Terminhinweise)