Am heutigen 1. Juli wird der Tag gegen antimuslimischen Rassismus begangen. Ausgangspunkt hierfür ist der Mord an der schwangeren Pharmazeutin Marwa El-Sherbini, die am 1. Juli 2009 im Landgericht Dresden aus einem islamfeindlichen Motiv getötet wurde.
Wie gewaltvoll antimuslimischer Rassismus in Deutschland sein kann, haben seither auch die rassistischen Morde des NSU, die Attentate am Olympia-Einkaufszentrum München, in Hanau sowie die Aktivitäten der „Gruppe S“, die auch im Raum München Anschläge auf Moscheegemeinden geplant hatte, gezeigt.
Am Dienstag, 9. Juli, thematisiert die Stadt im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses mit der Veranstaltung „Antimuslimischer Rassismus: Was wir wissen und wie wir dagegen vorgehen müssen“ neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu antimuslimischem Rassismus. Diskutieren werden Professorin Dr. Meltem Kulaçatan (Internationale Hochschule in Nürnberg) mit Dr. Cihan Sinanoğlu (Nationaler Diskriminierungs- und Rassismusmonitor), Merve Şen (Antirassismus-Trainerin) und Ramazan Demirlek (Antidiskriminierungstrainer). Die Moderation leitet Dr. Miriam Heigl (Leiterin der Fachstelle für Demokratie). Begrüßen wird Bürgermeister Dominik Krause. Muslim*innen und muslimisch gelesene Menschen werden auch im Alltag aufgrund ihrer (angenommenen) Religion als fremd markiert und in allen Lebensbereichen diskriminiert: im öffentlichen Raum, in Behörden und Institutionen, in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wohnen und Arbeit. Bundesweit wurden 2023 1.464 antimuslimische beziehungsweise islamfeindliche Straftaten und 70 Angriffe auf Moscheen offiziell erfasst (Quelle: BMI/Bundeskriminalamt: Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2023 – Bundesweite Fallzahlen) – mehr als doppelt so viele Übergriffe wie 2022 (610). Auch das Münchner Polizeipräsidium registrierte 2023 47 Fälle im Bereich der islamfeindlich motivierten Straftaten – eine Steigerung um 22 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Expert*innen gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus.
Der München-Monitor (https://stadt.muenchen.de/infos/wissenschaftlichestudien.html), eine von der Stadt in Auftrag gegebene repräsentative Studie zu antisemitischen, rassistischen und anderen demokratie- und menschenfeindlichen Einstellungen in der Münchner Stadtbevölkerung von 2024 zeigt: Antimuslimischer Rassismus ist auch in der Landeshauptstadt weit verbreitet. So sind sieben Prozent der Münchner*innen sehr stark muslimenfeindlich eingestellt, 21 Prozent weisen eine mittlere Abwertungstendenz auf und weitere 33 Prozent eine schwache. Das bedeutet, dass 61 Prozent der Münchner Stadtbevölkerung eine mehr oder minder intensive Vorurteilsstruktur gegenüber Muslim*innen beziehungsweise muslimisch gelesenen Menschen haben.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Wir erleben derzeit, dass sich der Ton in unserer Gesellschaft zunehmend verschärft und manche Bürgerinnen und Bürger ganz besonders Hass und Hetze im Alltag ausgesetzt sind. Dagegen gilt es, klare Haltung zu zeigen und den Betroffenen unsere Unterstützung zu geben.“
Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle für Demokratie: „Aktuelle wissenschaftliche Studien, darunter der kürzlich veröffentlichte München Monitor, zeigen: Antimuslimischer Rassismus ist auch in München weit verbreitet – wobei wir von einem hohen Dunkelfeld ausgehen müssen. Die besondere Herausforderung im Umgang mit dieser Form von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist dabei: Antimuslimischer Rassismus stellt Menschen unter Generalverdacht, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gläubige und praktizierende muslimische Münchnerinnen und Münchner sind dabei ebenso betroffen wie etwa alevitische, kurdische oder säkulare Menschen in dieser Stadt. Wir müssen als Kommune deshalb angemessene Lösungen auf ein komplexes Problem finden und dabei nie die zentrale Botschaft aus den Augen verlieren: Jede Form von antimuslimischem Rassismus – in Worten oder Taten – verurteilen wir auf das Schärfste.“
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