Das Berufliche Bildungszentrum für Augenoptik und Optometrie darf sich über eine neue Anlage zum Schleifen von Brillengläsern freuen. Finanziert wird die hochmoderne Anlage von der Zero-Waste-Fachstelle im Kommunalreferat. Hintergrund für die ungewöhnliche Zuwendung: Die neue Maschine stellt einen Meilenstein in punkto Umweltverträglichkeit dar und befähigt die zukünftigen Augenoptiker*innen als Multiplikator*innen für ein umweltschonendes Schleifverfahren. Bei einem Vor-Ort-Termin mit Schulleiter Jochen Zöhr ließen sich Stadtschulrat Florian Kraus und Kommunalreferentin Kristina Frank die neue Technik von Schüler*innen erklären und testeten sie sogar selbst.

Zero Waste für München: Kommunalreferentin Kristina Frank und Stadtschulrat Florian Kraus stellen zusammen mit Schulleiter Jochen Zöhr, Lehrerin Veronika Fesl (2.v.r.) und Eva Schießl (l.), Leiterin Geschäftsbereich Berufliche Schulen im RBS, die neue Schleiftechnik vor. (Foto: RBS/Tobias Hase)
Neue Filtertechnologie separiert Mikroplastik vom Kühlwasser
Bei der gerade in Betrieb genommenen Schleifanlage im Beruflichen Bildungszentrum für Augenoptik und Optometrie sorgt die Filtertechnologie TideKlar des Unternehmens Wardakant dafür, dass Mikroplastik-Partikel, die im Prozess des Einschleifens ins Kühlwasser gelangen, trocken entnommen, gesammelt und einer weiteren Verarbeitung zugeführt werden können. Ganz anders die konventionellen Schleifmaschinen: Dort wird der Schleifschlamm üblicherweise mit dem Abwasser entsorgt.
Das Einsparpotenzial ist enorm. In Deutschland werden jährlich knapp 22 Millionen optische Gläser verkauft und verarbeitet. Bei einem durchschnittlichen Schleifabfall von 7,5 Gramm je einfachem Brillenglas entstehen etwa 110.000 Kilo Schleifabfall, der 175 Millionen Liter Abwasser belastet. Mit der neuen Technologie stehen 110.000 Kilo Mikroplastik für eine weitere Verwendung zur Verfügung.
Kommunalreferentin Kristina Frank: „Die Schleifschlammanlage ist ein Leuchtturmprojekt, das angehenden Optikerinnern und Optikern vor Augen führt, wie viel Kunststoffabfall beim Einschleifen von Brillengläsern entsteht. Mit der Anlage wird der anfallende Müll, der sogenannte Schleifschlamm, gezielt gesammelt und der Wiederverwendung zugeführt. Die Herstellerfirma tüftelt bereits an Lösungen, ihn als Baustoffersatz zu erproben. Maßnahmen wie diese wirken klein, entfalten aber großes Potential. Diese Anlage ist das erste von einigen Projekten, die die Zero-Waste-Fachstelle gemeinsam mit Berufsschulen umsetzen. Getreu dem Motto: Kleinmüll macht auch Mist!“
Stadtschulrat Florian Kraus: „Die Beruflichen Schulen sind ein bedeutender Hebel, um ressourcenbewusstes, nachhaltiges Handeln in unseren Betrieben zu stärken. Mit der neuen Anlage werden die zukünftigen Absolvent*innen der Städtischen Berufs- sowie der Fachschule für Augenoptik kompetente und leidenschaftliche Multiplikator*innen dieses revolutionären Schleifverfahrens. Ich danke der Zero-Waste-Fachstelle fürs Ermöglichen.“
Schulleiter Jochen Zöhr: „Durch das Prinzip der Dualen Ausbildung wirken die beruflichen Schulen nicht nur direkt auf die zukünftigen Fachkräfte einer Branche, sondern stehen auch in ständigem Austausch mit den Ausbildungsbetrieben. Diese doppelte Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft nehmen wir gerne an und fördern Bildung für nachhaltige Entwicklung als zentrale Dimension in allen Bereichen der Aus- und Weiterbildung.“
Die Zero-Waste-Fachstelle
Die referatsübergreifend besetzte, im Kommunalreferat angesiedelte Zero-Waste-Fachstelle koordiniert die stadtweite Umsetzung von zahlreichen Zero-Waste-Maßnahmen. Diese sollen dazu führen, dass Münchens Restmüllmengen bis 2035 um 35 Prozent sinken. Dies ist Teil des 2022 beschlossenen Münchner Zero-Waste-Konzepts. Die Ziele und Maßnahmen umfassen Abfallmanagement, Bau, Bildungseinrichtungen, Gewerbe und Handel, Öffentliche Verwaltung, Zivilgesellschaft und Events.