Am Donnerstag, 11. Juli, werden in Schwabing Erinnerungszeichen für Opfer des Nationalsozialismus gesetzt. Darunter ist die bekannte Schriftstellerin Carry Brachvogel (1864 -1942). 1913 gründete sie den Münchner Schriftstellerinnen-Verein. 1933 musste sie als Jüdin aus dem Verein austreten und durfte nicht mehr publizieren. Seit 1936 lebte ihr Bruder bei ihr, der jüdische Historiker Professor Dr. Siegmund Hellmann (1872-1942), den die Nationalsozialist*innen seines Lehrstuhls in Leipzig enthoben hatten. Auch Julie Weinmann (1849-1936), die sich mit ihrem Mann für wohltätige Zwecke engagierte und in ihrer Villa am Starnberger See, dem heutigen Haus Buchenried der Münchner Volkshochschule, viele Künstler*innen empfangen hatte, verbrachte ihre letzten Lebensmonate bis zu ihrem Tod am 5. Mai 1936 in der Wohnung von Carry Brachvogel. Im Juli 1942 wurden die Geschwister in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Siegmund Hellmann wurde dort am 20. November, Carry Brachvogel am 7. Dezember 1942 ermordet.
Um 16 Uhr findet zu Ehren von Carry Brachvogel, Professor Dr. Siegmund Hellmann und Julie Weinmann eine Gedenkveranstaltung in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, statt. Grußworte sprechen Stadtrat Stefan Jagel (Die Linke / Die PARTEI Stadtratsfraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters und Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Außerdem sprechen Gabriele Wiesmüller, Seidlvilla e.V., Dr. Eva Strauß, Stattreisen München e.V. und Initiatorin der Erinnerungszeichen, Anke Buettner, Monacensia im Hildebrandhaus, Christian Haager, Haus Buchenried der Münchner Volkshochschule, und Thomas Rock, Mitglied im Bezirksausschuss 4 (Schwabing-West). Im Anschluss werden gegen 17.15 Uhr Erinnerungszeichen am ehemaligen Wohnort in der Herzogstraße 55 gesetzt.
Über die Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.
Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und www.map.erinnerungszeichen.de.