Für eine „humanere“ Rattenbekämpfung 1: Verhütung statt Vergiftung!
Antrag Stadtrats-Mitglieder Sonja Haider, Nicola Holtmann und Tobias Ruff (Fraktion ÖDP/München-Liste) vom 18.1.2024
Für eine „humanere“ Rattenbekämpfung 2: Infokampagne
Antrag Stadtrats-Mitglieder Sonja Haider, Nicola Holtmann und Tobias Ruff (Fraktion ÖDP/München-Liste) vom 18.1.2024
Antwort Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek:
Sie beantragen mit dem StR-Antrag Nr. 20-26/A 04549, dass an Hotspots wie dem Nussbaumpark, dem Viktualienmarkt und den Bereichen rund um die großen Bahnhöfe für 1-2 Jahre Flüssigköder mit Geburtenkontrolltechnologie anstelle von Giftködern eingesetzt werden, um die Population der Ratten zu reduzieren.
Nach Abschluss des Pilotprojekts wird dem Stadtrat präsentiert, wie erfolgreich diese Reduktion war. Bei positiven Ergebnissen soll die Geburtenkontrolltechnologie flächendeckend eingesetzt werden.
Außerdem beantragen Sie mit dem StR-Antrag Nr. 20-26/A 04550, dass eine Informationskampagne gestartet wird, um die Bevölkerung dafür zu ensibilisieren, dass Essenreste, die im öffentlichen Raum oder über die Kanalisation entsorgt werden, zu einer explodierenden Ratten-Population in München führen.
Das Ziel soll die Eindämmung von Lebensmittelverschwendung und die korrekte Entsorgung von Bioabfällen sein.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt erlaube ich mir, Ihre Anträge vom 18.1.2024 als Brief zu beantworten und teile Ihnen auf diesem Wege Folgendes mit:
In Ihrem StR-Antrag Nr. 20-26/A 04549 verweisen Sie auf milchartige Flüssigköder, welche Wirkstoffe enthalten, die sowohl männliche als auch weibliche Ratten unfruchtbar machen. Weiter führen Sie aus, dass Erfahrungen aus den USA zeigen, dass diese Methode der Populationsverminderung sehr erfolgreich sei.
In Deutschland dürfen Flüssigköder mit Geburtenkontrolltechnologie nicht eingesetzt werden, auch nicht im Rahmen eines Pilotprojekts. Bei behördlich angeordneten Maßnahmen zur Bekämpfung von Gesundheitsschäd-lingen dürfen nur vom Umweltbundesamt anerkannte Mittel und Verfahren zum Einsatz kommen (§18 Abs.1 Satz 1, Abs. 4 Satz 1 IfSG).
Bei den in den USA verwendeten Flüssigködern kommt der Wirkstoff Vinclozolin zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Pflanzenschutzmittelzusatz, der in allen EU-Staaten sowie der Schweiz keine Zulassung mehr hat, da er im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Die in den USA eingesetzten Mittel und Bekämpfungsmethoden stellen somit keine rechtlich zulässige Alternative zu den in Deutschland verwendeten Ködermitteln dar. Die hier zulässigen Ködermittel wirken grundsätzlich effektiv und nachhaltig. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass dies nur dann gilt, wenn entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen nicht durch unsachgerechte Abfall- und Speiseresteentsorgung behindert werden. Ratten nehmen die Köder nur an, wenn sie keine besseren Nahrungsalternativen vorfinden.
Mit Ihrem StR-Antrag Nr. 20-26/A 04550 fordern Sie eine Kampagne. Diese gibt es bereits. Das achtlose Wegwerfen von Müll und Essensresten stellt im Zusammenhang mit dem Rattenaufkommen ein großes Problem dar. Zwar verhält sich ein großer Teil der Menschen in München verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll, um die richtige Entsorgung von Essensresten sicherzustellen, jedoch unternimmt die Stadt München im Rahmen ihrer Daseinsvorsorge erhebliche Anstrengungen, Plätze, Straßen, Grünflächen und die Ufer der Isar sauber und attraktiv zu halten. Mit zusätzlicher Öffentlichkeitsarbeit sollen zudem auch die Menschen, die sich nicht verantwortungsbewusst verhalten, darauf aufmerksam gemacht und zu einer Verhaltensänderung bewegt werden. So betreute das Baureferat dazu bereits die Öffentlichkeitskampagnen „Aktion Saubere Stadt – Rein. Und sauber.“ und „Wahre Liebe ist – Deine Isar“, der Abfallwirtschaftsbetrieb München betreibt aktuell eine „Zero Waste-Kampagne“. Auch die Münchner Stadtentwässerung informiert bzgl. Ratten in der Kanalisation und appelliert in den sozialen Medien (z.B. via Instagram und Linkedin), keine Essensreste über den Abfluss zu entsorgen. Der Erfolg von solchen Kampagnen muss grundsätzlich laufend bewertet und bei Bedarf den Anforderungen angepasst werden.
Das Gesundheitsreferat wird prüfen, ob man ergänzend zur oben dargestellten Öffentlichkeitsarbeit anderer Referate über den städtischen Internetauftritt zum Thema Ratten weitere Informationen zur korrekten Entsorgung von Bioabfällen zugänglich machen und dadurch ein stärkeres Bewusstsein für die Folgen von Lebensmittelverschwendung und unsachgerechter Entsorgung wecken kann.Angesichts der bereits dargestellten Projekte sehen wir derzeit keine weitere Öffentlichkeitskampagne.
Das Gesundheitsreferat engagiert sich mit allen gegebenen Mitteln, um eine Eindämmung der Rattenpopulation zu erreichen sowie eine positive Bürgerkommunikation zur Aufklärung und Motivation zum Umgang mit Lebensmittelabfällen in der Bürgerschaft zu betreiben.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.