Sendlinger Straße – Ein Erfolg für alle Gewerbetreibenden?
Antrag Stadträte Manuel Pretzl, Richard Quaas und Alexander Reissl (CSU-Fraktion) vom 21.1.2020
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlaube ich mir, Ihren Antrag anstelle einer Stadtratsvorlage als Brief zu beantworten.
Zunächst einmal darf ich mich bei Ihnen für die gewährten Fristverlängerungen bedanken. Wie im Fristverlängerungsschreiben vom 16.9.2022 angeführt, sollte die im Antrag geforderte Befragung der Gewerbetreibenden in der Sendlinger Straße aus Einsparungsgründen im Rahmen des aus Fördermitteln finanzierten Innenstadtgutachtens, das das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) im Jahr 2023 bis Anfang 2024 ausgearbeitet hat, durchgeführt werden.
Die Ergebnisse dieses Innenstadtgutachtens liegen mittlerweile vor und wurden der Öffentlichkeit Ende März 2024 vorgestellt. In dem Gutachten und in den in diesem Zusammenhang durchgeführten Befragungsformaten wurde die Transformation der Sendlinger Straße in einem eigenen Unterkapitel betrachtet und die im Antrag aufgeworfenen Fragen berücksichtigt. Nachfolgend werde ich auf einige dieser Punkte eingehen. Ausführliche Informationen über die Untersuchungsergebnisse zur Sendlinger Straße bzw. zur Münchner Innenstadt insgesamt können über den nachfolgenden Link abgerufen werden: https://www.wirtschaft-muenchen.de/produkt/muenchner-innenstadt-status-quo-und-perspektiven.
Während aus Sicht von 59 Prozent der Befragten aus der Bevölkerung die Attraktivität der Sendlinger Straße durch den Umbau gestiegen ist, zeichnen die ansässigen Wirtschaftsakteur*innen ein eher kritischeres Bild der Umbaumaßnahme. So berichten in der durchgeführten Wirtschaftsbefragung beispielsweise 95 Prozent der Unternehmen von zunehmender Fluktuation, nach Angaben von 78 Prozent sei die Anzahl der Leerstände angestiegen. 63 Prozent der Befragten führen Mieterhöhungen auf die Umbaumaßnahmen zurück. Nach Angaben von 95 Prozent habe infolge der Umgestaltung die Anzahl der Parkmöglichkeiten für PKW im Standortumfeld abgenommen. Entsprechend zeigen sich 91 Prozent der befragten Anrainer*innen der Sendlinger Straße/Rosenstraße hinsichtlich der Parksituation im Umfeld ihrer Betriebe unzufrieden.Auch in den im Rahmen des Gutachtens durchgeführten Wirtschaftsinterviews wurde von den Wirtschaftsvertreter*innen eher kritisch auf den Leerstand in der Sendlinger Straße hingewiesen, welcher neben zahlreichen Baustellen als wichtiger Grund für Frequenzeinbußen und damit einer Beeinträchtigung der Wirtschaftskraft der Sendlinger Straße genannt wurde. Positiv hervorgehoben wurde von den Interviewten jedoch, dass die Besucher*innen der Sendlinger Straße durch den Umbau wieder vermehrt die Mitte des Stadtraums in Anspruch nehmen und die Sendlinger Straße als Flaniermeile genießen würden. Dies würde sich auch auf die Passantenfrequenzen positiv auswirken.
Insgesamt waren sich die befragten Wirtschaftsakteur*innen einig, dass weiterführende Maßnahmen notwendig seien, um langfristig vom Erfolg des Umbaus der Sendlinger Straße profitieren zu können, da der Wandel zu einer Fußgängerzone allein keinen ausreichenden Mehrwert schaffe. Als mögliche Mehrwert stiftende Maßnahmen wurden von den Befragten unter anderem die Schaffung attraktiver Verweilmöglichkeiten, die Erhöhung der Anzahl an Freischankflächen und die Durchführung von Verschönerungsmaßnahmen genannt. Wünschenswert sei auch der Einsatz von Instrumenten zur Besucherlenkung.
Das RAW wird – auch auf der Basis der Ergebnisse des Innenstadtgutachtens – weiterhin auf andere Fachreferate zugehen, um Maßnahmen, wie die von den Akteur*innen der Sendlinger Straße vorgeschlagenen, in die Umsetzung zu bringen, um die Qualität der Sendlinger Straße weiter zu erhöhen.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen, und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.