Die städtische Fachstelle für Demokratie hat heute die repräsentative Studie „München Monitor“ vorgestellt, die sich mit Demokratiezufriedenheit, der Verbreitung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Diskriminierungserfahrungen in München befasst. Die Befragung zeigt: Abwertende Einstellungen sind in München weit verbreitet und treten in breiten Teilen der Bevölkerung auf.
Betroffen von Abwertung und Ausgrenzung sind vor allem Langzeitarbeitslose, Geflüchtete, Obdachlose, Sinti und Roma sowie Musliminnen und Muslime. Darüber hinaus stellten die Forscher vom Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München einen ausgeprägten israelbezogenen Antisemitismus in der Münchner Stadtgesellschaft fest. Damit sind die Abwertungstendenzen in München mit denen in der gesamten Bundesrepublik vergleichbar. Zufrieden sind die meisten Münchner*innen hingegen mit der Demokratie, auch wenn eine Verschwörungsmentalität und empfundene politische Machtlosigkeit bei Teilen der Stadtbevölkerung erkennbar waren.
Im Rahmen der Studie gaben außerdem 30 Prozent der Befragten an, dass sie in den letzten zwölf Monaten Opfer von Diskriminierung geworden seien. Rassistische Formen von Diskriminierung stehen mit 55 Prozent dabei deutlich an erster Stelle, gefolgt von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts mit 33 Prozent. Vier von zehn Befragten waren außerdem von Mehrfachdiskriminierung betroffen. Dabei sind die Opfer von Rassismus in keinem Lebensbereich sicher: Sie begegnen rassistischen Verhaltensweisen regelmäßig und an unterschiedlichen Orten. Rassismus manifestiert sich dabei in verschiedensten Formen: vom unverhohlenen Äußern von Klischees und Beschimpfungen über unverhältnismäßige Kontrollen durch die Polizei bis hin zu körperlichen Angriffen und Gewalt.
Bürgermeister Dominik Krause: „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation ist es wichtig, sich mit den Ergebnissen der Studie auseinanderzusetzen und diese ernst zu nehmen. Für mich als Bürgermeister liegt hier der klare Handlungsauftrag an die Stadtpolitik, Minderheiten und vulnerable Gruppen vor Diskriminierung, Abwertung und Ausgrenzung zu schützen. Hier geht es um den Schutz von Grundrechten. Und wir sollten bedenken, dass es gerade die Vielfalt unserer Stadtgesellschaft ist, die Münchens Lebensqualität und Erfolg mit ausmacht. Was mir Sorge bereitet, ist die breite Unterstützung der Forderung nach einem ‚Schlussstrich‘ im Hinblick auf die Verbrechen der NS-Zeit. Dieser Wunsch birgt die Gefahr, dass geschichtsvergessene Parolen von ‚Volk‘ und ‚Vaterland‘ wieder als normal empfunden werden.“
Dr. Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle für Demokratie: „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein großer Teil der Münchnerinnen und Münchner demokratische Ideale verfolgt. Andererseits lassen sie auch aufhorchen – insbesondere bezüglich der stark ausgeprägten Abwertung von Menschen aufgrund ihres prekären sozialen Status oder einer rassistischen Zuschreibung. Dies und die Anschlussfähigkeit von Verschwörungserzählungen zeigen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt für eine demokratische Stadtgesellschaft, in der Vielfalt als Normalität gelebt wird.“
Die Studie ist ab sofort unter https://stadt.muenchen.de/infos/wissenschaftlichestudien.html zu finden.
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