Zum 90. Todestag wird für den Sozialdemokraten Hans Nimmerfall am Dienstag, 20. August, ein Erinnerungszeichen in der Bäckerstraße 14 gesetzt. Der heutige Pasinger Standort der Münchner Volkshochschule war zu Nimmerfalls Lebzeiten das Pasinger Rathaus, von 1911 bis 1933 Nimmerfalls Wirkungsstätte als Stadtrat. Auch im Bayerischen Landtag war er ein engagierter Abgeordneter der SPD.
Dr. Martin Ecker, Managementdirektor der Münchner Volkshochschule, eröffnet um 17 Uhr die Gedenkveranstaltung. Stadträtin Julia Schönfeld-Knor (SPD/Volt-Fraktion) spricht ein Grußwort in Vertretung des Oberbürgermeisters. Desweiteren sprechen Klaus Schultz von der Lagergemeinschaft Dachau und Frieder Vogelsgesang, Vorsitzender des Bezirksausschusses 21 (Pasing-Obermenzing). Dr. Bernhard Schoßig von der Pasinger Geschichtswerkstatt wird die Biografie von Hans Nimmerfall verlesen. Außerdem werden Kommunalreferentin Jacqueline Charlier sowie Angehörige von Hans Nimmerfall teilnehmen. Im Anschluss um 17.45 Uhr wird das Erinnerungszeichen am Haupteingang gesetzt.
Über Hans Nimmerfall
Johann (Hans) Nimmerfall wurde am 25. Oktober 1872 in München geboren und war das erste von 14 Kindern. Seine Mutter war Köchin, sein Vater Schreinermeister. Nimmerfall absolvierte ebenfalls eine Schreinerlehre und arbeitete danach als Handwerksgeselle in München. Im Jahr 1895 heiratete er Christine Schultmayer, mit der er sechs Kinder bekam. 1903 zog die Familie nach Pasing, wo Nimmerfall sich 1918 von seiner Frau trennte und in die Mussinanstraße, die heutige Nimmerfallstraße, zog. Nimmerfall trat 1897 in die SPD ein und wurde 1900 zum Mitglied des Bezirksvorstands der SPD Südbayern gewählt. 1908 wurde er zum Bezirksparteisekretär ernannt. Im Jahr 1912 zog Nimmerfall in den Bayerischen Landtag ein, dem er bis 1920 und erneut zwischen 1924 und 1928 angehörte. In Pasing, das damals noch eine eigenständige Stadt war, gehörte er seit 1906 dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten an und war zwischen 1911 und 1933 Stadtrat. Nimmerfall war zudem seit 1912 Vorsitzender der dortigen Baugenossenschaft und setzte sich insbesondere für den Wohnungs- und Siedlungsbau für Arbeiter ein. Insgesamt entstanden bis 1933 30 Häuser mit 242 Wohnungen.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde Nimmerfall am 11. März verhaftet und mehrere Wochen lang inhaftiert. Nach seiner kurzzeitigen Freilassung wurde er im Juni 1933 erneut verhaftet und im Konzentrationslager Dachau interniert. Dort musste der Sechzigjährige schwere Arbeit leisten und den ständigen Terror der Wachmannschaften erleiden, die ihn körperlich und psychisch zu Grunde richteten. Kurz nach seiner Entlassung starb Hans Nimmerfall am 20. August 1934 im Pasinger Krankenhaus.
Über die Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.
Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und www.map.erinnerungszeichen.de.
(Siehe auch unter Terminhinweise)