Das Filmmuseum München, Sankt-Jakobs-Platz 1, zeigt den Filmemacher Thomas Brasch vom 26. Januar bis 7. Februar mit seinen drei Kinospielfilmen: „Engel aus Eisen“ (1981), „Domino“ (1982) und „Der Passagier – Welcome to Germany“ (1988) sowie dem Porträtfilm „Lieber Thomas“ (2021) von Andreas Kleinert.
Zumeist erinnert man sich bei Thomas Brasch an den Schriftsteller, an den Lyriker, den Stückeschreiber, den Shakespeare-Übersetzer. Dabei war Brasch auch Filmemacher. Von 1981 bis 1988 realisierte er drei Spielfilme fürs Kino, jeweils mit einer sehr distinkten Bildsprache, einem zwar getriebenen, aber darin doch außergewöhnlich klaren Blick auf die Welt. Zum Auftakt wird am 26. Januar, 19 Uhr, Andreas Kleinerts preisgekrönter Film „Lieber Thomas“ (2021) gezeigt, in dem der Regisseur skizzen- und collagenhaft in einem Mix aus Essay, Fiktion und Wirklichkeit, unterbrochen von surrealen Traumsequenzen, den Schriftsteller und späteren Regisseur Thomas Brasch porträtiert.
In seinem Regiedebüt „Engel aus Eisen“ (1981) erzählt Thomas Brasch die Berliner Räubergeschichte der Gladow-Bande, in der nach dem Krieg Schüler zu stadtbekannten Verbrechern werden. Die Bande spielt mit dem Ost-West-Gegensatz Katz und Maus, sie flieht immer dahin, wo die zuständige Polizei an der Sektorengrenze stoppen muss. Die Unterscheidung zwischen Ost und West ist ihr nicht mehr als ein Krawattenmuster: Gestreifte Krawatten für die Ostmitglieder, gepunktete für die aus dem Westen, erklärt einer einmal im Film.
In „Domino“ (1982) – dem Film, der die magische, stilisierte, traumverlorene Bildsprache Braschs mischt mit dokumentarisierenden Blicken auf die winterlichen Einkaufsstraßen West-Berlins, in die sich gleich zu Beginn ein anonymer Mann mit seinem Mantra wider die Arbeitslosigkeit verirrt, – ist die Spielzeit (und Drehzeit) klar umrissen: die Tage von Weihnachten bis Silvester, die Lisa Gabler (Katharina Thalbach) mit ihrer Einsamkeit konfrontieren, die schließlich zum Ausbruch aus den Normierungen des Lebens als Schauspielerin führen.
In Braschs letztem Spielfilm „Der Passagier – Welcome to Germany“ (1988) verkörpert Tony Curtis 1988 den US-amerikanischen Regisseur Mr. Cornfield, der nach Deutschland kommt, um dort einen Film über jüdische Häftlinge zu machen, die aus dem Konzentrationslager geholt werden, um als Darsteller in einem Propagandafilm der Nazis mitzuwirken. Er war inspiriert von der Produktionsgeschichte von Veit Harlans „Jud Süss“, bei dessen Dreh in Prag man Juden zu Auftritten als Statisten gezwungen hatte. Brasch und sein Co-Autor Jurek Becker machen daraus eine verschachtelte Satire, einen Film im Film im Film, bei dem es zunehmend schwerer fällt, noch die Meta-Ebenen auseinanderzuhalten.
Am 3. Februar, 19 Uhr, wird der Kameramann Axel Block bei der Vorführung von „Der Passagier – Welcome to Germany“ zu Gast sein. Der Eintritt kostet 4 Euro beziehungsweise 3 Euro bei Mitgliedschaft im Förderverein MFZ. Aufschlag bei Überlänge. Kartenvorverkauf ist online oder an der Abendkasse möglich, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es gibt keine Reservierungen. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.