Eine große Retrospektive zu Robert Altman, der am 20. Februar 2025 100 Jahre alt geworden wäre, ist der Schwerpunkt des Programms der neuen Spielzeit des Filmmuseums ab September. In seinem 50-jährigen Filmschaffen hat Robert Altman, der Meister des Ensemblefilms und der überlappenden Dialoge, quer durch viele Genres mehr als 80 Filme gedreht und zu vielen seiner Werke auch das Drehbuch geschrieben. 35 Filme werden in der Retrospektive gezeigt, von seinem Teenage-Rebellion-Debütfilm „The Delinquents“ (1957) über seine berühmte Kriegssatire „M*A*S*H“ (1970), den Musikfilm „Nashville“ (1975) bis zu seinem Abschiedsfilm „A Prairie Home Companion“ (2006), der vom traurigen Ende einer Live-Radioshow in Minnesota erzählt. Eröffnet wird die Retrospektive am Mittwoch, 11. September, um 19 Uhr mit dem dreistündigen Ensemblefilm „Short Cuts“ (1993), in dem Altman aus dem Leben von 22 Menschen in Los Angeles erzählt, die alle lose miteinander verwoben sind – bis sie in einem apokalyptischen Erdbeben ihr Ende finden.
Die Retrospektive ist sowohl eine Zeitreise durch die amerikanische (Film-) Geschichte als auch ein Wiedersehen mit vielen Hollywood-Stars auf der großen Leinwand. Alle Filme werden in der Originalfassung gezeigt, wenn möglich mit deutschen Untertiteln.
Robert Altman begann seine Laufbahn als Filmregisseur Anfang der 1950er-Jahre mit Sport-Dokumentationen und Fernsehfilmen, bevor er für das Warner-Studio Filme drehte, das ihn aber wegen seiner Vorliebe für publikumsfeindliche überlappende Dialoge bald wieder entließ. Er produzierte daraufhin auf eigene Faust – sehr schnell, etwa einen Film pro Jahr – und orientierte sich am Autorenkino. Mit seinen gesellschaftskritischen und nicht in erster Linie auf kommerziellen Erfolg ausgerichteten Filmen zählte er mit zur Gegenbewegung des New Hollywood.1970 gelang ihm mit seiner Kriegssatire „M*A*S*H“ über den Alltag von Soldaten in einem Armeekrankenhaus während des Koreakriegs der Durchbruch. Aber auch Frauen standen häufig im Mittelpunkt seiner Filme, wie die reiche, alleinlebende Frances Austen, gespielt von Sandy Dennis, in „That Cold Day in the Park“ (1969) und „Images“ (1972) über den psychischen Zustand der von Susannah York gespielten Protagonistin. Im Ein-Personen-Drama „Secret Honor“ (1984) lässt Altman den ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon nach dem Watergate-Skandal einen imaginären Monolog sprechen; Philip Baker Hall liefert eine immens beeindruckende Darstellung ab, deren Fiktionalisierung helfen soll, das real Geschehene zu verstehen, wie es im Vorspann heißt.
Altmans Markenzeichen wurde der Ensemblefilm. Hollywood-Stars verschiedener Generationen wie Paul Newman, Tim Robbins, Andie McDowell, Julianne Moore, Jack Lemmon, Jennifer Jason Leigh, Richard Gere, Sophia Loren und viele andere sind im Laufe der Jahre Teil der Altman-Familie geworden. Mit leichter Hand verknüpft der Regisseur oft mehr als 20 Charaktere und zahlreiche Handlungsstränge miteinander, deren Zusammenhang sich erst im Laufe des Films erschließt. Mit dieser Erzähltechnik beeinflusste er zum Beispiel Regisseure wie Paul Thomas Anderson („Magnolia“, 1999) und Alejandro González Iñárritu („Babel“, 2006), deren Filme ohne Altmans Vorbild so nicht entstanden wären. Seine Themen kreisen um die US-amerikanische Gesellschaft, häufig um die des Mittleren Westens. Seine Geburtsstadt Kansas hat er 1996 in „Kansas City“ verewigt, seiner Liebe zur Country- und Jazzmusik setzte er mit Filmen wie „Nashville“ (1975), in dem die Schauspieler*innen selbst performen, ein filmisches Denkmal. Robert Altman starb am 20. November 2006 in Los Angeles. Im selben Jahr erhielt er den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Alle Titel und Termine der Retrospektive unter https://www.muenchner-stadtmuseum.de/film.
Der Eintritt kostet 4 Euro beziehungsweise 3 Euro bei Mitgliedschaft im Förderverein MFZ. Aufschlag bei Überlänge. Kartenvorverkauf ist sieben Tage im Voraus online oder an der Abendkasse möglich, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es gibt keine Reservierungen. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.