Das afrikanische Kino südlich der Sahara ist im europäischen Kino meist nur auf Festivals zu sehen. Das Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, möchte diese Lücke jetzt schließen und widmet dem senegalesischen Schriftsteller und Regisseur Ousmane Sembène (1923 – 2007), dem „Vater des afrikanischen Kinos“, vom 1. Oktober bis zum 17. Dezember eine große Retrospektive.
Sembène verfasste zahlreiche Romane und Kurzgeschichten und drehte insgesamt zehn lange Spielfilme. Gezeigt werden 13 Filme, die er zwischen 1963 und 2004 drehte, sowie der Dokumentarfilm „Sembène: The Making of African Cinema“ (1994) über ihn. Alle Filme werden in der Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt.
Ousmane Sembène wurde in ärmlichen Verhältnissen als Sohn eines muslimischen Fischers 1923 in Senegal geboren. Er brach die Schule ab, wurde Gelegenheitsarbeiter, wurde 1942 von der französischen Kolonialarmee eingezogen und kämpfte in Italien, Frankreich und Deutschland. Die Kriegserfahrungen verarbeitete er später auch in seinen Filmen. 1948 kehrte er illegal nach Frankreich zurück, wurde Gewerkschafter und Kommunist. In dieser Zeit begann er auch zu schreiben, und zwar auf Französisch. Anfang der 1960er Jahre, zur Zeit der schwarzafrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen, bereiste er Afrika und musste erfahren, dass er mit seinen Büchern nur einen sehr kleinen Teil der Menschen erreichte. Er beschloss, sich dem Filmemachen zuzuwenden und konnte wegen seiner politischen Überzeugungen an der Filmschule in Moskau studieren. Mit mehreren seiner Filme geriet Sembène in Konflikt mit der Zensur, z.B. weil er das soziale Elend in Senegal ans Licht gebracht hatte (Mandabi, 1968), die französische Kolonialherrschaft während des Zweiten Weltkriegs kritisch behandelte (Emitai, 1971), eine beißende Satire auf die Korruption und Impotenz der afrikanischen Bourgeoisie schuf (Xala, 1974) oder die Konflikte bei der Islamisierung Senegals im 19. Jahrhundert zum Thema machte (Ceddo, 1976). All diese Schwierigkeiten konnten Sembènes internationalem Ruhm jedoch nichts anhaben.
Alle Titel und Termine der Retrospektive sind online zu finden unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film.
Der Eintritt kostet 4 Euro, 3 Euro bei Mitgliedschaft im Förderverein MFZ. Aufschlag bei Überlänge. Der Kartenvorverkauf ist sieben Tage im Voraus online oder an der Abendkasse möglich, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es gibt keine Reservierungen. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.