Preisspirale stoppen statt anheizen: München nimmt nicht mehr an der internationalen Immobilien-Messe MIPIM teil!
Antrag Stadtrats-Mitglieder Sonja Haider, Dirk Höpner, Nicola Holtmann und Tobias Ruff (Fraktion ÖDP/München-Liste) vom 12.3.2024
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
Sie beantragen, dass die Landeshauptstadt München nicht mehr an der internationalen Immobilienmesse MIPIM teilnehmen und dafür auch keine Werbung machen soll. Vom Stadtrat wurde bereits vor einiger Zeit beschlossen, dass die Stadt in begrenztem Rahmen auch in Zukunft an der MIPIM teilnehmen soll (vgl. Sitzungsvorlage 14-20/13904). Ihr Einverständnis vorausgesetzt, wird der Antrag vom 12.3.2024 im Folgenden per Brief beantwortet:
Die MIPIM (französisch: Marché International des Professionnels de l‘Immobilier) wurde 1990 gegründet und gilt heute mit der Expo Real als die Leitmesse und Networking-Plattform für die nationale und internationale Immobilienbranche.
Messen bieten ein effektives Austauschforum und gerade auf Arbeitsebene einen produktiven Rahmen. Selten können sich Akteure so konzentriert und vielschichtig austauschen. Die Mitarbeiter*innen von Planungsreferat, Kommunalreferat und dem Referat für Arbeit und Wirtschaft nehmen mit ihren Führungskräften sowohl an Fachgesprächen als auch an Diskussionen teil.
2024 repräsentierten auf der MIPIM rund 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 90 Ländern die gesamte Wertschöpfungskette der Branche: Städte und Regionen, Investoren und Finanzunternehmen, Projektentwickler, Selbstnutzer, Architekten und Hotelgruppen. Auf der Messe finden sich alle relevanten Immobiliengruppen: Wohnen, Gesundheit, Gastgewerbe, Logistik, Industrie, Infrastruktur, Einzelhandel, Freizeit und Büro. Auf der MIPIM 2024 nutzten zahlreiche politische Vertreter*innen die Möglichkeit, sich über Lösungen zu informieren, die über kommunale Grenzen hinaus gehen.
Städte und Regionen präsentieren sich auf Messen über sogenannte „Standort-Anschließer-Stände“: Die Stadt als „gemeinsamer Nenner“ mietet entweder selbst oder über einen Dienstleister eine Fläche auf der Messe und akquiriert Unternehmen als Partner, die für einen Teilnehmer-Beitrag ihr Unternehmen bzw. ihre Projekte vorstellen und den Standals Treffpunkt für Meetings nutzen können. Dieses Modell wird sowohl deutschlandweit mit Stadt- bzw. Regionenständen wie z.B. Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Karlsruhe, Nürnberg und Stuttgart, als auch europaweit angewandt: Paris, London, Istanbul u.v.a.
Der Immobilienstandort München nimmt seit 1996 an der MIPIM teil. Von anfänglich fünf Partnern hat sich die Teilnahme auf rund 30 Partner, sogenannte „Anschließer“, erhöht. Seit 2015 wird der Gemeinschaftsstand auf der MIPIM von einem Konzessionsnehmer betrieben, der auf alleiniges, eigenes wirtschaftliches Risiko den Messeauftritt betreibt. Damit hat die Stadt den Messeauftritt bei der MIPIM an die Immobilienwirtschaft delegiert. Die inhaltliche und organisatorische Steuerung liegt bei einem gewählten Beirat, der in seiner Struktur die Branche abbildet und in dem die Stadt Mitglied ist.
Bei der MIPIM geht es nicht darum, Werbung für München zu machen, sondern konzentriert über aktuelle Entwicklungsprojekte zu diskutieren und zukunftsfähige Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu finden. Die Messe bietet die Möglichkeit der Information über aktuelle Trends in einer großen Bandbreite, sei es die Entwicklung von neuen Gewerbe- oder Wohnkonzepten, oder auch die Veränderungen in der Gesellschaftsstruktur und der Arbeitswelt, die sich auf die städtebauliche Planung auswirken. Neue Anforderungen an Gebäude, den öffentlichen Raum, neue, innovative Wohnkonzepte – der Austausch von Erfahrungen mit experimentellen Ansätzen ist eine wertvolle Quelle, um im weitläufigen Feld der Stadtplanung am Puls der Zeit zu bleiben.
Die Partner, die sich auf dem Münchner Gemeinschaftsstand zusammengefunden haben, bilden das ganze Spektrum der Immobilienbranche ab und sind in sehr unterschiedlichen Teilbranchen und Geschäftsgebieten tätig. Der gemeinsame Nenner ist der Standort München: Alle am Messestand beteiligten Unternehmen arbeiten an Münchner Projekten und stellen sich mit ihren Geschäftstätigkeiten den städtischen Aufgaben und Herausforderungen. Die Messe ist eine wichtige Plattform, um sich gegenseitig zu aktuellen Entwicklungen in der Stadtplanung zu informieren, zu diskutieren und zu positionieren.
Aus diesen Gründen wird die Stadt auch weiterhin mit wenigen, ausgewählten Mitarbeiter*innen an der MIPIM teilnehmen.