Gut Karlshof auf Hof- und Weideschlachtung umstellen
Antrag Stadtrats-Mitglieder Anja Berger, Gudrun Lux, Angelika Pilz-Strasser, Christian Smolka und Sibylle Stöhr (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste) vom 30.8.2023
Antwort Kommunalreferentin Kristina Frank:
Mit Ihrem Antrag fordern Sie die Landeshauptstadt München, Kommunalreferat, auf, ein Konzept für Hof- und Weideschlachtung der Ochsen auf dem Gut Karlshof zu erarbeiten.
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Der Inhalt Ihres Antrages betrifft jedoch ein laufendes Geschäft, dessen Besorgung nach Art. 88 Abs. 3 Satz 1 GO i.V.m. der Betriebssatzung für die Stadtgüter München (SgM) dem Oberbürgermeister obliegt.
Zu Ihrem Antrag vom 30.8.2023 kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
2024 erfolgt die Umstellung des Guts Karlshof auf ökologische Wirtschaftsweise. Dies ist ein Impuls, den Betrieb weiter zu diversifizieren, bisherige Konzepte zu überdenken und Innovationen voranzutreiben. In diesem Zusammenhang ist die Hof- und Weideschlachtung ein interessantes Konzept.
Das Tierwohl und die Gesundheit des Tierbestands auf dem Karlshof ist von zentraler Bedeutung. Es gilt, jedem Tier von der Einstallung bis zur Schlachtung ein gesundes und artgerechtes Leben zu ermöglichen. Der Transport der Tiere zur Schlachtstätte erfolgt per Lkw. Die dort ungewohnte Umgebung kann ein erheblicher Stress für die Tiere sein.
Daher ist es durchaus prüfenswert, die Schlachtung so zu gestalten, dass diese Stressfaktoren wegfallen.
Derzeit können nach ergänztem EU-Recht (Verordnung (EG) Nr. 853/2004 *1) maximal drei Rinder im selben Schlachtvorgang geschlachtet werden. Berichte aus der Praxis zeigen, dass die Planung und Durchführung der Hof- und Weideschlachtung einen höheren Arbeits- und Kostenaufwand erfordern. Bei der geringen Anzahl an Schlachttieren ist die Hof- und Weideschlachtung vor allem für Betriebe mit kleinen Tierbeständen eine Alternative zur herkömmlichen Schlachtung.
Auf dem Gut Karlshof, der rund 500 Tiere hält, werden zu gewöhnlichen Schlachtterminen durchschnittlich zehn Tiere, häufig auch mehr abgeholt. Für das Oktoberfest sind es rund 120 Tiere zu einem Termin. Eine Hof- und Weideschlachtung ist angesichts dieser Dimensionen und der hohen Personalauslastung aktuell nicht möglich. Dennoch soll die Schlachtung zu Gunsten des Tierwohls und der Produktqualität stetig optimiert werden. Im Rahmen der bevorstehenden Öko-Umstellung erarbeiten die SgM deshalb Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit regionalen Schlachtunternehmen. Bei einer Schlachtung in einem nahegelegenen, ökologisch zertifizierten Betrieb könnte der Transportweg verkürzt werden. Außerdem sollen die Tiere länger und in einem geräumigen Einstreustall des Schlachtbetriebs verweilen. Auch wenn der Transport nicht gänzlich entfällt, kann der Stress für die Tiere so gemindert werden.
Abseits dessen werden die SgM die Fortschritte und Entwicklungen bei der Hof- und Weideschlachtung mit Aufmerksamkeit verfolgen. Wenn eine ausreichend große Tierzahl auf diese Weise geschlachtet werden kann, würden die SgM dies nochmals einer intensiven Prüfung unterziehen.
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.
*1 konsolidierte Fassung vom 9.9.2021, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:02004R0853-20210909