Der Kabarettist, Musiker und Autor Josef Brustmann und die Theater-, Radio- und Kunstschaffende Gesche Piening werden mit den Ernst-Hoferichter-Preisen 2025 ausgezeichnet. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Preis wird seit 1975 jährlich an Münchner Autor*innen der erzählenden Kunst vergeben, die – wie Ernst Hoferichter – Originalität mit Weltoffenheit und Humor verbinden. Der Preis wurde von Franzi Hoferichter, der Witwe des Münchner Schriftstellers, gestiftet. Über die Vergabe entscheidet der Stiftungsbeirat der Ernst-Hoferichter-Stiftung, der auch als Jury fungiert.
Aus den Jurybegründungen:
Josef Brustmann
„Die einschlägigen Hoferichter-Kriterien – Weltoffenheit, Originalität, Humor – treffen auf Josef Brustmanns wirklich große Kleinkunst uneingeschränkt zu. Seine Familie war nach Krieg und Vertreibung aus Südmähren in Südbayern gelandet. Aufgewachsen ist er in Waldram bei Wolfratshausen, einem Ort, an dem sich Geschichte wie im Zeitraffer ereignet hat (1940 NS-Siedlung für deutsche Rüstungsarbeiter, ab 1945 Fluchtpunkt für befreite Zwangsarbeiter und Displaced Persons, ab 1956 neue Heimstätte für katholische Heimatvertriebene). Wirklich aufgearbeitet wurde all das erst Jahrzehnte später, in einer ähnlich geduldig-detailgenauen Schürfarbeit, wie Josef Brustmann sie mit seinem 2024 erschienenen Buch ,Jeder ist wer. Menschenwege in Herzgegenden‘ auch in seiner persönlichen Familiengeschichte geleistet hat. Er ist als achtes von neun Kindern aufgewachsen und hat, so die augenzwinkernde Selbstauskunft, ,sozusagen aus Notwehr eine kräftige Stimme entwickelt und zahlreiche möglichst laute Instrumente erlernt‘. Dennoch sind es die eher leisen Töne, die ihn als Musiker (u.a. in Gruppierungen wie Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn, MonacoBagage, im brandneuen Drei Männer-Gesang Brustmann-Schäfer-Horn), seit 2004 als Solokabarettist und mit ,Jeder ist wer‘ nun auch als Autorenstimme so einzigartig und unverwechselbar machen. Damit gebührt ihm, längst verdient, nun der Ernst-Hoferichter-Preis.“
Gesche Piening
„Als Regisseurin und Autorin eines umfangreichen Werks mit zahlreichen performativen Theaterinstallationen, preisgekrönten Radiofeatures und Hörspielen widmet sich Gesche Piening seit über einem Jahrzehnt drängenden, oftmals tabuisierten gesellschaftspolitischen und sozialen Fragestellungen. Vom erweitert Dokumentarischen entwickeln sich Gesche Pienings Arbeiten sukzessive zum präzise und vielschichtig komponierten medienkünstlerischen Gesamtkunstwerk. Eine fortlaufende Öffnung hin zu anderen Kunstgattungen und Ästhetiken geht damit einher. Zuletzt vereinte sie im Sommer 2024 unterschiedliche Gewerke zu ihrer jüngsten Münchner Uraufführung ,Sei uns sicher‘. Einfachen Antworten begegnet Gesche Piening grundsätzlich mit komplexen Fragen. Sie setzt mit ihren ästhetischen Mitteln nicht auf Illustration, sondern auf Irritation. Das ist ebenso herausfordernd wie erkenntnisreich – und macht Spaß! In Zeiten sich immer mehr verengender politischer Spielräume öffnet Gesche Piening nicht nur sich und ihren Kolleg*innen neue Kunst- und Handlungsmöglichkeiten, sondern arbeitet auch konsequent an der Horizonterweiterung ihres Publikums. Das ist gelebte und praktizierte Weltoffenheit im besten Sinne.“
Dem Stiftungsbeirat gehören Kulturreferent Anton Biebl (Vorsitz), der Leiter der Münchner Stadtbibliothek, Dr. Arne Ackermann, sowie Dr. Rebecca Faber, Katja Huber, Dr. Brigitta Rambeck und Alt-OB Christian Ude an. Mehr Informationen zum Ernst-Hoferichter-Preis unter http://www.muenchen.de/hoferichter-preis. Die Preisverleihung, die mit geladenen Gästen stattfindet, ist für den 21. Januar 2025 im Literaturhaus geplant.