Um das kommunale Schulwesen zukunftsfähig aufzustellen und die Schüler*innen trotz des Fachkräftemangels bedarfsgerecht zu fördern, setzt die Stadt München auf die Entlastung der Lehrkräfte durch multiprofessionelle Teams. Dafür sollen ab dem Schuljahr 2024/45 nicht besetzte Lehrerwochenstunden aus dem Kontingent des „Münchner Wegs“ umgewidmet und durch Fachkräfte aus dem nicht-schulischen Bereich besetzt werden können. Diese als „Münchner Weg 2.0“ bezeichnete Flexibilisierung hat der Stadtrat in der Sitzung des Bildungsausschusses jetzt beschlossen.
Mit dem Münchner Weg 2.0 hat der Münchner Stadtrat ein innovatives Instrument auf den Weg gebracht, um Unterrichtsausfälle an den Städtischen Schulen zu minimieren, deren ganzheitliches Bildungsangebot zu erweitern und die Alltagskompetenzen der Schüler*innen stärker in den Fokus zu rücken. Städtische allgemeinbildende Schulen, die Stundenkontingente aus dem Schulentwicklungsprogramm „Münchner Weg“ nicht mit vollausgebildeten Lehrkräften besetzen können, erhalten zukünftig die Möglichkeit, Fachkräfte aus anderen Bereichen einzustellen. Mögliche Professionen für solche Besetzungen sind Sozialpädagog*innen sowie Pädagog*innen mit Profilen wie Tanz, Theater, Musik, darüber hinaus Sportwissenschaftler*innen, Medienpädagog*innen, Musiker*innen oder Laborant*innen. Letztlich entscheiden die Schulen selbst und können dadurch nicht nur spezifische Bedarfe adressieren, sondern auch ihr schulisches Profil schärfen.
Urbanität und Bildung: Der „Münchner Weg“ der Schulentwicklung
Diese Flexibilisierung ist eine konsequente Fortsetzung des sogenannten Münchner Wegs der Schulentwicklung, für den die Stadt seit den 1990er Jahren zusätzliche Mittel bereitstellt. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass die städtische Schülerschaft besonders heterogen ist und sich Bildungsgerechtigkeit nur durch passgenaue Maßnahmen und individuelle Förderung erreichen lässt. Die letzte große Aktualisierung erfuhr der Münchner Weg 2017 unter der Überschrift „Bildung nach Maß“. Bedingt durch den Fachkräftemangel konnte das Fördervolumen des Münchner Wegs zuletzt nicht mehr ausgeschöpft werden. Trotz Ausweitung von Personalwerbemaßnahmen und Entfristung von Seiteneinsteiger*innen blieben im aktuellen Schuljahr 44 Vollzeitäquivalente an den städtischen Realschulen und Schulen besonderer Art sowie 10 Vollzeitäquivalente an städtischen Gymnasien unbesetzt. Der Ausbau des G9 wird die Problematik an den Gymnasien noch verstärken. Die Maßnahmen des Münchner Wegs 2.0 zielen darauf ab, diesen Zustand zu ändern und zukünftig jede verfügbare Ressource für die Förderung der Schüler*innen zu aktivieren.
Einsatzmöglichkeiten für Multiprofessionelle Teams
Die neuen Kolleg*innen der multiprofessionellen Teams sollen als Unterstützungskräfte im Unterricht eingesetzt werden, im freiwilligen Wahlunterricht, bei der Sprachförderung, BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung), Demokratiebildung oder im Rahmen des Ganztags. Für den eigenverantwortlichen Unterricht im Bereich des Pflichtunterrichts oder des Wahlpflichtunterrichts sind sie nicht autorisiert. Ihre Arbeit trägt jedoch wesentlich zum ganzheitlichen Bildungsangebot der Schulen bei und ermöglicht den Lehrkräften, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren.
Zusätzliche Ressourcen für Projekte der Tierparkschule
Unter anderem im Bereich BNE eröffnet der Münchner Weg 2.0 den städtischen Schulen in München die Möglichkeit, die preisgekrönte Münchner Tierparkschule effektiv in ihren Unterricht einzubinden. Durch die ressourcenneutrale Umwidmung je einer Lehrerwochenstunde generieren die Städtischen Realschulen und die Städtischen Gymnasien jeweils eine neue Stelle in der Münchner Tierparkschule. Diese steht dann ausschließlich der jeweiligen Schulart zur passgenauen Erweiterung ihres Angebots zur Verfügung. Dabei kann es um Projekte im Bereich BNE gehen, aber auch Besuche im Rahmen des Biologie-Unterrichts, die durch eine Fachkraft angeleitet werden, sind denkbar und erweitern so gewinnbringend das Bildungsspektrum der städtischen allgemeinbildenden Schulen.
Öffnung der städtischen Schulen für staatliche Referendar*innen
Neben dem Aufbau multiprofessioneller Teams sieht der Münchner Weg 2.0 auch die Einbindung von staatlichen Referendar*innen an den städtischen Realschulen vor. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, das Einsatzjahr bzw. den zweiten Ausbildungsabschnitt des Referendariats an städtischen Realschulen zu absolvieren. Für die Zuweisung der Referendar*innen würde die Landeshauptstadt München dem Freistaat Bayern die Kosten erstatten. Auch dieses ist eine ressourcenneutrale Maßnahme, da die offenen Stellen ja ohnehin besetzt werden müssten. Erste Gespräche mit Vertreter*innen des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus fanden bereits statt.
Bürgermeisterin Verena Dietl: „Mit dem Münchner Weg 2.0 ist uns ein großer Wurf für unser kommunales Schulwesen gelungen. Wir befähigen die Städtischen Schulen, dem Lehrkräftemangel pragmatisch und bedarfsgerecht zu begegnen. So erreichen wir eine Entlastung der Lehrkräfte und eine Bereicherung des Bildungsangebots, von der alle Schüler*innen profitieren werden.“
Stadtschulrat Florian Kraus: „Schule ist ein lernendes System. Diese Grundverständnis praktizieren wir mit dem Münchner Weg seit 30 Jahren. Mit den aktuellen Neuerungen stellen wir sicher, dass wir Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit auch unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen leisten können. Darauf bin ich sehr stolz.“