Am Mittwoch, 13. März, gedenkt die Landeshauptstadt München alljährlich der Opfer des Völkermords an den Sinti*zze und Rom*nja. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an der diesjährigen Namenlesung und Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Der Gedenktag beginnt um 16 Uhr mit einer Öffentlichen Namenlesung, Kranzniederlegung und Gebet am Platz der Opfer des Nationalsozialismus. Den Grußworten von Stadträtin Marion Lüttig (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste) in Vertretung des Oberbürgermeisters und Erich Schneeberger, Vorsitzender des Ver- bands Deutscher Sinti und Roma Landesverband Bayern e.V., folgt eine Einführung von Alexander Diepold, Madhouse gGmbH. Die Namen der deportierten und ermordeten Frauen, Männer und Kinder verlesen der Familienangehörige Hugo Höllenreiner, Michael Weinzierl, Beauftragter der Bayerischen Polizei gegen Hasskriminalität, sowie Beschäftigte des Bayerischen Landeskriminalamts, des Polizeipräsidiums München und Schüler*innen des Städtischen Käthe-Kollwitz-Gymnasiums. Abschließend findet ein ökumenisches Gebet für die Opfer statt.
Vor 81 Jahren, am 13. März 1943, veranlasste die Münchner Polizei die Deportation von 141 Sinti*zze und Rom*nja aus München und Umgebung in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Bereits am 8. März 1943 begannen in München die Verhaftungen ganzer Familien. Bis heute ist die Zahl der ermordeten Frauen, Männer und Kinder nicht exakt zu bestimmen; der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma geht von insgesamt etwa 500.000 Menschen aus, die den Mordaktionen und den grausamen Bedingungen in den Konzentrationslagern zum Opfer fielen.
Nach Kriegsende setzten sich die Diskriminierung und Kriminalisierung der wenigen Überlebenden in Behörden, Schulen und Institutionen fort. Sie erfuhren weder eine Anerkennung als Opfer nationalsozialistischer Verfolgung, noch erhielten sie Entschädigungsleistungen. Die Täter*innen hingegen konnten in den allermeisten Fällen ihre Karrieren ungebrochen weiterführen. Auch heute noch sehen sich Angehörige der Minderheit mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert.
Programm des NS-Dokumentationszentrums
Das NS-Dokumentationszentrum München, Max-Mannheimer-Platz 1, gedenkt der Opfer des Völkermords mit mehreren Veranstaltungen. Von 18 bis 21 Uhr werden Namen und Bilder der aus München deportierten und ermordeten Sinti*zze und Rom*nja an die Außenfassade des NS-Dokumentationszentrums projiziert und so für alle Passant*innen sichtbar. Ab 19 Uhr wird im NS-Dokuzentrum unter dem Titel „,Ma bistras‘ – Lasst uns nicht vergessen! Musikalisches Erinnern an die Verfolgung der Sinti*zze und Rom*nja“ eingeladen. Bürgermeister Dominik Krause, Dr. Mirjam Zadoff, Leiterin des NS-Dokumentationszentrums München, und Roberto Paskowski, Verband Deutscher Sinti und Roma Landesverband Bayern e.V., eröffnen den Abend. Marcella Reinhardt, Stellvertretende Vorsitzende des Verbands Deutscher Sinti und Roma Landesverband Bayern e.V., führt durch die Veranstaltung. Für die musikalische Umrahmung sorgen Nico Franz & The Franz Ensemble feat. Puppa Meinhard, Gesang, und Perli Petermann, Piano. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist kostenlos und barrierefrei möglich.
Bereits um 17 Uhr bietet das NS-Dokumentationszentrum den kostenlosen Rundgang „Die Verfolgung der Münchner Sinti*zze und Rom*nja in der NS- Zeit“ an. Der Rundgang ist Teil des Erinnerungsprojekts „Die Rückkehr der Namen“ des Bayerischen Rundfunks. Anmeldungen sind möglich unter nsdoku.de/programm.
Der Gedenktag ist Teil des mehrtägigen Programms zum Gedenken an die Deportation der Münchner Sinti*zze und Rom*nja, konzipiert von der Arbeitsgruppe „Gedenken an die aus München deportierten Sinti*zze und Rom*nja “, der städtische, staatliche und kirchliche Institutionen sowie gesellschaftliche Initiativen angehören. Das Programm vom 9. bis 14. März ist abrufbar unter https://stadt.muenchen.de/infos/gedenken-an-sinti-und-roma.html.