Im NS-Dokumentationszentrum München, Max-Mannheimer-Platz 1, findet am Freitag, 12. Januar, 19 Uhr, das Gespräch „Woher kommt der Hass? – Kontinuität von sozialer Ausgrenzung“ mit Frank Nonnenmacher statt, der sich seit Jahren für die Anerkennung und Sichtbarkeit von sozialrassistisch Verfolgten des NS-Regimes einsetzt. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Auch mehr als 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs existieren Leerstellen in der deutschen Erinnerung an den Nationalsozialismus. Das Leid zehntausender Menschen, die als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ verfolgt wurden, rückt erst allmählich in das öffentliche Bewusstsein. Erst im Februar 2020 erkannte der Deutsche Bundestag sie als Opfer des Nationalsozialismus an. Diese späte Anerkennung ist Teil einer langen Geschichte von Ausgrenzung und Diskriminierung.
In seinem Vortrag und im anschließenden Gespräch mit Anja Scheifinger (Bayerischer Rundfunk) fragt Frank Nonnenmacher nach Ursachen, Erscheinungsformen, Kontinuitäten und Brüchen sozialrassistischer Verfolgung – vom Nationalsozialismus bis in die Gegenwart. Wer waren die Opfer? Welche Ideologien steckten hinter Verfolgung und Ausgrenzung? Was sorgte für die Kontinuität der Verfolgung nach 1945, für das jahrzehntelange Schweigen und die ausbleibende Anerkennung?
Frank Nonnenmacher ist emeritierter Professor mit Schwerpunkt Didaktik der Sozialwissenschaften und der Politischen Bildung der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie Vorsitzender von vevon – Verband für das Erinnern an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus.
Die Veranstaltung ist Teil des städtischen Gedenkprogramms „Gegen das Vergessen. 40 Jahre rechtsterroristischer Brandanschlag auf die Diskothek Liverpool“. Monate nach dem Anschlag am 7. Januar 1984 in der Schillerstraße 11a erlag die Münchnerin Corinna Tartarotti ihren schweren Verletzungen. Mindestens sieben weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Der Brandanschlag wurde von der rechtsterroristischen Gruppe Ludwig verübt, die von 1977 bis 1984 mindestens 15 Menschen tötete, die meisten davon in Norditalien. Viele weitere wurden verletzt. Zu den Opfern der Gruppe Ludwig zählten überwiegend sozialrassistisch diskriminierte Menschen. Sie sind auch heute nur selten Teil des öffentlichen Gedenkens.