Grün statt Grau IV: Grüne Sonnensegel auch für München
Antrag Stadtrats-Mitglieder Ulrike Grimm, Manuel Pretzl und Thomas Schmid (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 26.10.2023
Antwort Baureferat:
Sie haben am 26.10.2023 Folgendes beantragt:
„Die Landeshauptstadt München sowie die städtischen Wohnungsbaugesellschaften werden gebeten, den Einsatz von sog. Grünen Sonnensegeln im Stadtgebiet zu prüfen. Hierbei sind nicht ausschließlich Straßenzüge zu betrachten, sondern auch öffentliche Plätze, Grünanlagen und Spielplätze. Dem Stadtrat werden eine Kosten-Nutzen-Analyse sowie potenzielle Nutzungsorte zur Entscheidung vorgelegt.“
In Ihrer Begründung verweisen Sie auf einen Artikel aus dem Internetmagazin NeueZeit.at, demzufolge in der spanischen Stadt Valladolid 1.200 m² der überdimensional großen Sonnensegel über den Straßen montiert seien, die mit Blümchen bepflanzt sind, Schatten spenden und für frische Luft sorgen.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlauben wir uns, Ihren Antrag mit Schreiben zu beantworten und teilen Ihnen Folgendes mit:
Das von Ihnen angesprochene Valladolid (Spanien), das im Sommer besonders unter einem Wärmeinseleffekt leidet, war neben Liverpool (Großbritannien) und Izmir (Türkei) eine von drei ausgewählten Städten, um dort im Rahmen des EU-finanzierten Projektes URBAN GreenUP eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen zu entwickeln, anzuwenden und zu validieren, die geeignet sind, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Im Einzelnen wurden im Zeitraum von 2017 bis 2022 in Valladolid über 40 verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der grünen Infrastruktur erprobt. Dazu gehörte die Pflanzung von Bäumen, die Schaffung grüner Korridore für Radfahrer und Fußgänger, die Errichtung von grünen Lärmschutzwällen oder mobilen vertikalen Gärten, die Begrünung von Fassaden und Dächern, etc. und auch die Installation von begrünten Sonnensegeln.
Der Einbau von begrünten Sonnensegeln war für diejenigen Orte angedacht, wo es aus Platzgründen nicht möglich war, Bäume zu pflanzen und andere Begrünungsmaßnahmen durchzuführen. Es war ursprünglich geplant, die Sonnensegel, die mit einem aufwändigen Bewässerungssystem ausgestattet sind, in zwei engen Gassen in der Innenstadt zu installieren. Realisiert wurden sie aus Kostengründen schließlich nur auf insgesamt ca. 146 m² Fläche in der Calle Santa María. Die für die Bewässerung derPflanzen erforderliche Steuerungszentrale wurde in einem stillgelegten Kiosk untergebracht. Wie für ein Sonnensegel nicht anders zu erwarten war, brachte die Maßnahme in den Sommermonaten eine gewisse Reduktion der Temperatur. Seitens der Anwohner wurde jedoch deutliche Kritik an den Sonnensegeln geäußert. Kritikpunkte waren u. a. die notwendigen Befestigungen der Sonnensegel in den (privaten) Häuserfassaden, auftretende Wasserlecks, Sichtbehinderungen und die permanente Verschattung.
In München hat der Stadtrat in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel beschlossen und in die Wege geleitet. Dazu zählen beispielsweise Dach- und Fassadenbegrünungen (bei städtischen Neubauten und Sanierungen, aber auch bei Bestandsgebäuden) oder die Entsiegelung und Begrünung von Plätzen, Fußgängerzonen, Schulhöfen etc. Die ersten Maßnahmen wurden inzwischen umgesetzt.
Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang sind die im öffentlichen Raum geplanten Baumpflanzungen. Bäume sind vorrangige Schattenspender, weil sie im Sommer mit der Belaubung Schatten spenden und kühlend wirken, in der kalten Jahreszeit aber Sonnenlicht durchlassen. Darüber hinaus sind sie natürliche, ästhetische Gestaltungselemente, die umfangreiche ökologische Funktionen übernehmen und vielen Tierarten Lebensraum und Nahrung bieten.
Im Oktober 2020 hatte das Baureferat alle 25 Bezirksausschüsse gebeten, Standortvorschläge für zusätzliche Baumpflanzungen in öffentlichen Grünanlagen, auf Plätzen und im Straßenbegleitgrün zu benennen. Bis Mai 2021 sind dem Baureferat durch die Bezirksausschüsse Vorschläge für über 2.000 potenzielle Standorte zugeleitet worden. Als ersten Schritt wurde daraufhin eine Machbarkeitsstudie für die Standortvorschläge der Bezirksausschüsse beauftragt und durchgeführt. Die Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung für die Standortvorschläge in den öffentlichen Grünanlagen, im Straßenbegleitgrün sowie auf versiegelten Flächen liegen jetzt vor. Gemäß dem kürzlich verabschiedeten Grundsatzbeschluss III, Fortschreibung des Klimabudgets (SV Nr. 20-26/V 10568) werden vom Baureferat in den kommenden Jahren auf den Grünflächen rd. 2.000 Bäume und weitere mehr als 1.500 Bäume im versiegelten Straßenraum gepflanzt, wodurch positive Effekte auf das Stadtklima zu erwarten sind.
Was Sonnensegel angeht, werden diese in München vom Baureferat nur in gesicherten und täglich betreuten Bereichen wie Kindertagesstätten oder Schulhöfen verwendet. Dort ist sichergestellt, dass sie bei starkemWind, Regen oder Schneefall eingerollt sind. Sonnensegel im öffentlichen Raum permanent zu installieren, sie zu begrünen und aufwändig zu bewässern, ist auch unter Berücksichtigung der in Valladolid aufgetretenen Probleme nicht zielführend.
Die Münchner Wohnen GmbH hat zu Ihrem Antrag Folgendes mitgeteilt: „Auch die Münchner Wohnen setzt auf wirkungsvolle Maßnahmen zur Vermeidung von Auswirkungen des Klimawandels. Hier sind unter anderem die Verminderung von versiegelten Flächen, zukunftsweisende Grünflächen, klimawirksame Baum- und Strauchpflanzungen, Regenrückhaltemaßnahmen und Gebäudebegrünungen zu nennen.
Eine Errichtung von Sonnensegeln mit Begrünung, wie im Beispielfoto beim Pilotprojekt der spanischen Stadt Valladolid gezeigt, halten wir derzeit aus fachlichen und technischen Gründen für nicht zielführend. Auch wäre der Wartungsaufwand im Unterhalt für die einzelnen Segel sehr hoch. Eine zusätzliche Beschattung der unterhalb der Segel liegenden Wohnungen würde sicherlich zu Beschwerden der Mieterinnen und Mieter führen. Generell finden in den Freiflächen unserer Wohnanlagen Sonnensegel so gut wie keine Anwendung. Beschattung wird in der Regel mittels Baumpflanzungen umgesetzt.
Wir schließen uns daher den Anmerkungen des Baureferats an und sehen in unseren Wohnanlagen zurzeit kein Potential für die Umsetzung ‚Grüner Sonnensegel‘.“
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Äußerungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass der Antrag damit abschließend behandelt ist.