Wie digital ist München? (V) Digitale Teilhabe in der Landeshauptstadt München
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Leo Agerer, Sabine Bär, Fabian Ewald, Ulrike Grimm und Hans Hammer (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 4.3.2024
Antwort IT-Referentin Dr. Laura Dornheim:
In Ihrer Anfrage haben Sie folgenden Sachverhalt vorausgeschickt: „In einer Zeit, in der digitale Technologien tief in unseren Alltag eingebettet sind und einen erheblichen Einfluss auf Bildung, Arbeit, soziale Interaktionen und Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen ausüben, ist die Gewährleistung der digitalen Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung. Die Fähigkeit, digitale Ressourcen zu nutzen, ist längst zu einer Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, lebenslanges Lernen und wirtschaftliche Chancengleichheit geworden. Trotz der Fortschritte in der digitalen Infrastruktur und der Verfügbarkeit von Technologien stehen wir jedoch vor der Herausforderung, dass Teile unserer Gesellschaft von diesen Entwicklungen ausgeschlossen bleiben oder nicht in der Lage sind, sie vollständig zu nutzen. Dieses Ungleichgewicht birgt das Risiko einer Spaltung, die zu einer sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit führen kann.“
Zu den im Einzelnen gestellten Fragen kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Frage 1:
Welche Untersuchungen oder Daten liegen der Stadtverwaltung vor, die Aufschluss über den Grad der digitalen Teilhabe innerhalb der Münchner Bevölkerung geben?
Antwort:
Im Zuge der Maßnahme „Transparenz zur Digitalkompetenz der Stadtgesellschaft“ hat das IT-Referat (RIT) 2023 eine Untersuchung durchgeführt, die ermittelt hat, dass die Verteilung der Digitalkompetenz in der Münchner Stadtbevölkerung größtenteils vergleichbar mit anderen großen Städten in Deutschland ist. Es sind daher alle nationalen Studien wie etwa D21 Digitalindex oder Digitalbarometer des bidt, die Daten zu großen Städten ausweisen, nutzbar. Ebenso zielgruppenspezifische Studien wie der Altersbericht oder der Gleichstellungsbericht der Bundesregierung.
Die Detailtiefe dieser Studien ist allerdings teilweise zu gering, als dass konkrete Maßnahmen für München daraus abgeleitet bzw. insbesondere deren Wirkungen beobachtet werden können. Daher wird das RIT eineeigene Untersuchung zur Digitalkompetenz und -nutzung der Münchner Stadtbevölkerung aufsetzen, die dies unterstützt.
Frage 2:
Welche Gruppen sind besonders von digitaler Exklusion betroffen und warum?
Antwort:
Die digitalen Chancen sind nicht für alle gleich. Dabei ist zu beachten, dass ein bestimmter Personenkreis aktiv entscheidet, digitale Angebote nur wenig oder gar nicht zu nutzen. D21 zeigt das durch den Digitalisierungsgrad der deutschen Gesellschaft. Dieser besteht aus vier Teilen: Zugang, Kompetenz, Offenheit und Nutzungsverhalten. Wer besonders von digitaler Ausgrenzung betroffen ist, hängt von verschiedenen soziodemografischen Faktoren ab, wie Geschlecht, Haushaltsstruktur, Stadt-Land-Gefälle, Altersgruppen, Bildungsgrad, Einkommen. Insgesamt stimmen alle verfügbaren Studien darin überein, dass folgende Personengruppen digital benachteiligt sind, wobei die Merkmale sich überlagern:
- Ältere Menschen: Abstufung der Altersklassen nach Generationen (Ordnung nach absteigender Benachteiligung): Kriegsgeneration bis 1945 (aktuell 78 Jahre oder älter), Nachkriegsgeneration 1946 - 1955 (aktuell 68 - 77 Jahre), Babyboomer*innen 1956 - 1965 (aktuell 58 - 67 Jahre), Generation X 1966 - 1980 (aktuell 43 - 57 Jahre), Generation Y 1981 - 1995 (aktuell 28 - 42 Jahre)*1.
- Menschen mit geringerem Einkommen: Häufiger stärker von geringem Einkommen betroffen sind Frauen (Gender Pay Gap), Familien
(v. a. Alleinerziehende), Menschen mit Migrationshintergrund, ältere Menschen (Altersarmut), Menschen mit Behinderungen. Ebenfalls zu beachten ist das Gefälle der Löhne zwischen Ost-West, Stadt-Land und Akademiker*innen sowie Nicht-Akademiker*innen.
- Menschen mit geringerem Bildungsniveau (Ordnung nach absteigender Benachteiligung, niederer Bildungsstand, mittlerer Bildungsstand, hoher Bildungsstand): Eher ein niedrigeres Bildungsniveau haben Menschen mit Migrationshintergrund, Personen aus sozial schwachen oder einkommensarmen Familien, ältere Menschen (weniger Möglichkeiten zu deren Zeit), Menschen mit Behinderungen (wegen schlechter Zugänge).
- Frauen und Mädchen: Neben dem Faktor „Alter“ spielt innerhalb der Gruppe der Frauen die Beschäftigungssituation eine Rolle. Insbesondere Mütter und Frauen, die in Teilzeit arbeiten sind eher weniger digital aktiv. Auch gestalten Frauen und Mädchen viel weniger Digitalisierung, da sind aufgrund Stereotypen nicht zu häufig in informatischen Ausbildungen/Studiengängen sind.
Frage 3:
Wie hoch sind die bisherigen und geplanten Investitionen der Stadt München zur Förderung der digitalen Teilhabe? Welche Projekte und Initiativen wurden oder werden umgesetzt und mit welchen Kosten sind diese verbunden?
Antwort:
Bislang gab es keine gesamtstädtische Koordinierung für diese Aufgabe, daher gibt es keinen gesamthaften Überblick über Projekte und Budget. Das RIT etabliert gerade eine stadtweite Koordinierungsstelle „Digitale Teilhabe“ (siehe Frage 5). Der Beschluss „Dringende finanzielle Mittel für Digitale Teilhabe“ vom 18. Oktober 2023 (SV Nr. 20-26/V 11257, Punkt 1.) bildet den Ist-Zustand über die bisherigen Bemühungen einer Mittelbereitstellung für die digitale Teilhabe im Rahmen des Haushaltsaufstellungsverfahrens ab.
Die Sicherung der Digitalen Teilhabe für die Münchner*innen – Stadtgesellschaft wie auch der städtischen Beschäftigten – ist ein Kernanliegen der Landeshauptstadt München (LHM). Es wird sowohl in der Digitalisierungsstrategie formuliert als auch in unterschiedlichen Konzepten der Fachreferate der LHM. In der städtischen Digitalisierungsstrategie bietet insbesondere das Handlungsfeld „Gemeinschaft und Teilhabe“ einen guten Überblick über die Vielfalt der Aktivitäten zur digitalen Teilhabe in München. Neben dem Ziel, Teilhabe am digitalen Fortschritt für alle, steht auch die Partizipation der Stadtgesellschaft im Vordergrund. Zugang zu Technik, ein hoher digitaler Bildungsgrad in der Stadtgesellschaft, Beteiligungsformate für die Stadtgesellschaft sowie politisches und zivilgesellschaftliches Engagement sollen gefördert werden.
Folgende Maßnahmen aus dem RIT können mit Praxisbeispielen beschrieben werden:
Zugang zu Technik und Know-how:
- M-WLAN steht an öffentlichen Plätzen und in städtischen Gebäuden für einen kostenfreien, öffentlichen Internetzugang zur Verfügung. Alle Schulen haben bereits eine Breitbandanbindung und ein adäquates W-LAN in Lern- und Unterrichtsräumen.
- Weiter gibt es Unterstützung für spezielle Zielgruppen beim Erwerb von Hardware (u. a. finanzielle Unterstützung für Senior*innen*2, Ausgabe von Leihgeräten*3 für Schüler*innen).
- Neben formalen Schulungs- und Bildungsangeboten wie an der Münchner Volkshochschule (z. B. PC-Einführungskurse) gibt es in München auch digitale Erfahrungs- und Erprobungsorte. Dazu gehört die Digitale Hilfe als ein kostenloses Angebot (vor Ort und telefonisch) fürMünchner*innen aller Altersgruppen und Hintergründe, die Fragen rund um Computer, Tablets oder Smartphones haben. Nicht nur Senior*innen nutzen das Angebot, auch Familien, Migrant*innen oder Betreuer*innen in Geflüchteten-Wohngruppen.
- Neben der gesetzlich verpflichtenden Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit folgt die LHM auch den freiwilligen Empfehlungen des Artikel 9 Paragraf 2 des Bayerischen Digitalgesetzes. Demnach hat das RIT sukzessive zum städtischen Serviceangebot auf stadt.muenchen.de ein Parallelangebot in Leichter Sprache aufgebaut*4. Dort finden sich neben Informationen zu Dienststellen und Dienstleistungen der LHM auch Informationen zu Bürgerversammlungen. Die Leichte Sprache ist ein Sprachkonzept, das deutsche Sprache maximal vereinfacht. Leichte Sprache soll Menschen mit Lernschwierigkeiten die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Neben der originären Zielgruppe hilft das Angebot der Leichten Sprache auch Menschen mit funktionalem
Analphabetismus, gehörlosen Menschen, Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, und Menschen mit niedrigem Bildungsniveau.
Partizipation:
Das RIT organisiert regelmäßig verschiedenste Veranstaltungs- und Beteiligungsformate in Präsenz und virtuell für die Stadtgesellschaft.
- Seit dem ersten bundesweiten Digitaltag am 19. Juni 2020 ist die LHM mit unterschiedlichen Angeboten aktiv dabei. Letztes Jahr hat sich die IT-Referentin mit den Bürger*innen zum geplanten Digitalrat ausgetauscht. Als wichtige Gastrednerin war Marina Weisband mit dem Thema digitale Beteiligung dabei. In der anschließenden Paneldiskussion brachten Vertreter*innen der Schüler*innenvertretung, des FabLabs, des Sozialbereichs (vertreten durch REGSAM), eine Fachreferentin für Gewaltschutz vom Bundesverband Trans und eine ehemalige Schülerin der ReDI-School München ihre Ideen, Vorstellungen und Wünsche ein, wie ein Digitalrat aussehen könnte.
- Überdies veranstaltet das RIT jährlich das „Forum München Digital“, früher als Open-Government-Tag bekannt. Letztes Jahr konnten sich u. a. Bürger*innen über die bereits vorhandenen und geplanten Onlineservices des KVR informieren.
- Das RIT beteiligt sich jährlich an der Veranstaltung „Da sein für München“ und dem „Tag der offenen Tür“. Ziel ist es, den Bürger*innen die Arbeit des RIT vorzustellen.
- Mit der WerkSTADT digitales München haben Münchner Bürger*innen die Möglichkeit, sich mit den digitalen Angeboten der Stadtverwaltung vertraut zu machen und sich an der Ausgestaltung ihrer digitalen Stadt zu beteiligen. Darüber hinaus versucht die WerkSTADT auch interndas Bewusstsein für Digitale Teilhabe zu stärken. So wurden auf Veranstaltungen Workshops z. B. zu Beteiligung, Behördensprache einfacher gestalten oder Bildsprache abgehalten.
- Auf dem Portal für Offene Daten opendata.muenchen.de stellt die Stadtverwaltung Datensätze zur freien Weiterverwendung zur Verfügung. Interessierte Bürger*innen können damit eigene Anwendungen oder Analysen erstellen. Die Veröffentlichung von „Offenen Daten“ fördert das Vertrauen in Politik und Verwaltung und wird daher stetig weiter ausgebaut.
- Online-Beteiligungsformate: Den Referaten und Eigenbetrieben steht seit 2022 die gesamtstädtische Beteiligungsplattform unser.muenchen.de zur Verfügung und bietet ihnen die Möglichkeit, Online-Beteiligungsverfahren durchzuführen. Bürger*innen können dort Vorschläge und Ideen einreichen, Themen diskutieren oder Beiträge kommentieren. -Seit 2021 gibt es mit machmuenchenbesser.de eine Meldeplattform für Schäden und Verschmutzungen im Münchner Stadtgebiet. Diese können so niederschwellig digital an die Stadtverwaltung gemeldet werden.
- Im Sommer 2023 beschloss der Stadtrat die Gründung eines Digitalrates für die Stadt München, der mit seinen Mitgliedern ein breites Spektrum der Münchner Stadtgesellschaft repräsentieren wird (vgl. SV 0-26/V 05063). Dazu gehören: (1) Forschung und Lehre, (2) Handel und Wirtschaft, (3) Wohlfahrt und Soziales, (4) Bürgerschaftliches Engagement und (5) Kultur. Die Vielfalt Münchens wird durch Vertreter*innen aus den Bereichen Migration, Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche, Senior*innen und LGBTIQ* abgebildet. Das Gremium wurde
Anfang 2024 auf zwei Jahre berufen und wird sich mit allen digitalen Themen Münchens beschäftigen. Dabei gibt das Gremium auch Empfehlungen für Themen, die die Stadtgesellschaft, die Verwaltung und die Infrastruktur betreffen.
- Das Ratsinformationssystem (RIS) unterstützt die papierlose Stadtrats- und Bezirksausschussarbeit und schafft mehr Transparenz und Teilhabe an der politischen Arbeit für die Bürgerschaft. Außerdem können beschlossene Bürgerversammlungsempfehlungen und das Ergebnis deren Behandlung eingesehen werden.
Frage 4:
Wie ist der aktuelle Fortschritt bei der Implementierung von Maßnahmen zur Verbesserung der digitalen Teilhabe? Welche Erfolge und Verbesserungen konnten bereits erzielt werden?
Antwort:
Das RIT hat den Auftrag die Digitalisierungsstrategie jährlich fortzuschreiben und über den Fortschritt der Digitalisierung an den Stadtrat zu berichten. Seit 2020 erfolgt die Berichterstattung jährlich durch einen Digitalisierungsbericht, der dem Stadtrat zur Bekanntgabe vorgelegt wird. Bürger*innen können zudem im Digitalisierungsradar (muenchen.digital/digitalisierungsradar.html) alle Maßnahmen aus der Digitalisierungsstrategie mit aktuellem Statusbericht im Sinne „Offenheit“ und „Transparenz“ mitverfolgen. Der nächste Digitalisierungsbericht für 2024 erfolgt mit Bekanntgabe an den Stadtrat am 8. Mai 2024.
Die Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung digitaler Teilhabe im RIT kann wie folgt exemplarisch aufgezeigt werden:
- M-WLAN (siehe oben): Unter Federführung des RIT und in Kooperation mit den Stadtwerken München wird das Netz stetig ausgebaut. Dazu gehört auch das Ziel mindestens drei neue Standorte jährlich durch den kontinuierlichen Ausbau von M-WLAN auf öffentlichen Plätzen auszustatten.
- Das Zusatzangebot in Leichter Sprache wird fortwährend weiterentwickelt. Um die Beschäftigten der LHM für das Thema zu sensibilisieren, werden zudem Informationsveranstaltungen zu dem Thema ange-
boten sowie regelmäßig Beiträge im Intranet veröffentlicht. Gleiches gilt für das Thema digitale Barrierefreiheit, wofür es neben regelmäßigen Veröffentlichungen zu dem Thema auch ein Schulungsangebot für städtische Beschäftigte durch das RIT gibt.
- Digitale Hilfe: Das RIT engagiert sich zusammen mit den Fachreferaten für das Fortbestehen dieses Angebots seit ihrer Entstehungszeit (2020). In jährlichen Jahresgesprächen werden gemeinsam die Ziele für die niederschwellige Beratung besprochen, mittlerweile ist die digitale Hilfe Vorlage für ein Modellprojekt des bayerischen Digitalministeriums*5.
- WerkSTADT digitales München: Im Februar 2024 fand die Pilotveranstaltung „Digitale Welt der Stadtverwaltung“ für Senior*innen statt, dieses Angebot wird zusammen mit den Münchner Stadtbibliotheken weiter ausgebaut. Die Ausweitung dieses Angebots auch auf andere Zielgruppen, die digital nicht angebunden sind, ist angedacht. In Zusammenarbeit mit Fachstellen des KVR wurden mittels Nutzer*innentests Hürden bei den Online-Formularen rund um den Führerschein identifiziert und konnten anschließend beseitigt werden. Dieses Angebot soll ebenfalls ausgebaut werden.
- Offene Daten: Die Daten des Open Data Portals der LHM sind seit September 2023 über das Bayerische Open Data Portal auch im bundesweiten Govdata.de-Portal und dem europäischen Datenportal verfügbar.
- Online-Beteiligungsformate: Die Funktionen der gesamtstädtischen Beteiligungsplattform unser.muenchen.de werden weiter ausgebaut
und bieten Bürger*innen mehr Möglichkeiten der Beteiligung.
- Die Meldeplattform Mach München besser! wird von den Münchner Bürger*innen sehr gut in Anspruch genommen, das Meldevolumen steigt seit Einführung kontinuierlich. Das Angebot der Plattform wird stetig ausgebaut in Form von zusätzlichen Kategorien.
- Das RIS wird seit 2020 im Rahmen der Digitalisierungsstrategie weiterentwickelt. So wurde u. a. mit dem neuen RIS-Internet die Benutzungsoberfläche modernisiert und die Suchfunktion optimiert.
Frage 5:
Welche konkreten Verbesserungen im Bereich der digitalen Teilhabe wurden seit dem Amtsantritt von Frau Dr. Dornheim realisiert? Welche Projekte oder Initiativen wurden unter ihrer Führung ins Leben gerufen oder vorangetrieben?
Antwort:
Im Büro der IT-Referentin (BdR) findet eine Fokussierung für die digitale Teilhabe statt. Das Team „Gemeinschaft und digitale Teilhabe“ im BdR, bestehend aus drei Kolleginnen der Sozialen Arbeit und dem Public-Management, arbeiten dabei Hand in Hand mit den IT-Strategen*innen im RIT und den Fachbereichen in den Referaten zusammen. Neben einer gemeinsamen Identifizierung von Maßnahmen für die stadtweite Digitalisierungsstrategie wurden zudem im Team der IT-Referentin zwei weitere konkrete Aufgabenbereiche verortet:
- Die stadtweite Koordinierungsstelle „Digitale Teilhabe“ (siehe Beschluss des Stadtrates vom 14.12.2022 – SV Nr. 20-26/V 07932) befindet sich derzeit im Aufbau. Sie wird künftig die Angebote der Digitalen Teilhabe in München zentral bündeln und über eine Website zielgruppengerecht sichtbar machen. Das Team Gemeinschaft und Teilhabe wird von Nachwuchskräften (NWK) der Sozialen Arbeit unterstützt. Teil der Ausbildung ist der Erwerb von digitalen Kompetenzen. Dazu machen die NWK
den Digitalführerschein (Initiative von Deutschland sicher im Netz) und können im Zuge dessen als Digital-Lotsen*innen in Projekten wie der Digitalen Hilfe praktizieren.
- Die Referentin trieb die Gründung des „Digitalrats“ voran, da es wichtig ist, die Zivilgesellschaft an der Digitalisierung zu beteiligen. Die Geschäftsstelle wurde im Zuge dessen direkt im Büro der IT-Referentin angesiedelt, die in ihrer Rolle als CDO die Sitzungen leitet.
Mit Beschluss vom 18.10.2023 (Sitzungsvorlage Nr. 20-26/V 11257) wurde erstmals unter der Leitung von Dr. Laura Dornheim ein eigenes Budget (politisches Budget) für die digitale Teilhabe geschaffen. Bisher konnten keine Mittel für die digitale Teilhabe bereitgestellt werden, da es sich nicht um gesetzlich bedingte oder im Allgemeinen unabweisbare Aufgaben der Verwaltung handelt.
Da verschiedene Studien zeigen, dass es nach wie vor ein Gender Gap im Hinblick auf die digitale Nutzungskompetenz und Nutzungsintensität zwischen Männern und Frauen gibt, wurde von der IT-Referentin eine repräsentative Studie initiiert. Als Vorbild dient dabei unter anderem das Frauenbarometer aus Wien. Die Erhebung soll mehr Transparenz über die digitalen Kompetenzen dieser breiten Zielgruppe liefern und so den Bedarf bei der Weiterentwicklung von Maßnahmen stützen. Das RIT arbeitet eng mit der Gleichstellungsstelle für Frauen zusammen, um Geschlechtergerechtigkeit in der Digitalisierung fest zu verankern. Auch wurde das Angebot für Mädchen und Frauen intensiviert, um diese für die städtische IT anzusprechen und sich gegenseitig zu unterstützen. Dazu zählt z. B. der Girls Day, Institutionalisierung des Frauen Mentoring Programmes im RIT und die aktive Teilnahme an spezifischen Recruiting Events wie der Jobmesse „ITCS“.
Bürger*innen bei der Gestaltung der Digitalisierung verstärkt einzubeziehen, ist der Referentin ein wichtiges Anliegen. So konnten sich im März 2023 die Teilnehmer*innen mit der IT-Referentin zum Thema digitale Stadtgesellschaft austauschen*6, am vergangenen Digitaltag diskutierten die Münchner*innen mit der Referentin über den künftigen Digitalrat und ihre Erwartungen (siehe auch Frage 3). Organisiert durch die WerkSTADT digitales München konnten auch speziell Senioren*innen mit der Veranstaltung „die Welt der digitalen Stadtverwaltung entdecken“ stärker erreicht werden und erhielten u.a. Unterstützung beim Einrichten eines Bürgerkontos. Die IT-Referentin ist überdies regelmäßig mit der Stadtschüler*innenvertretung im Austausch.
Neben der Leichten Sprache baut das RIT derzeit das Angebot an Gebärdensprachvideos durch den Einsatz eines Gebärdensprach-Avatars aus. Gemeinsam mit 86 anderen deutschen Kommunen beteiligt sich die LHM an dem Projektvorhaben „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“. Das Projektvorhaben bietet die Möglichkeit, herausfinden zu können, ob Videos mit KI-basierten 3D-Gebärdensprach-Avataren auf lange Sicht ein Zusatzangebot zu Videos mit Gebärdendolmetscher*innen darstellen können. Ein Beispiel dafür findet sich bereits auf den Webseiten der LHM: https://stadt.muenchen.de/infos/barrierefreiheit-erklaerung.html
Frage 6:
Auf welche Weise fördert die Stadt München die Digitalkompetenz ihrer Bürgerinnen und Bürger? Wie effektiv ist diese Förderung und gibt es Untersuchungen darüber, ob die Förderung der Digitalkompetenz der Bürger durch die Stadt jenseits der digitalen Bildung in den städtischen Schulen überhaupt sinnvoll möglich ist?
Antwort:
Insgesamt sind verschiedene Referate daran beteiligt, digitale Kompetenzen in der Stadtgesellschaft zu fördern. Bislang ist keine übergreifende Aussage über die Wirksamkeit möglich. Im Handlungsfeld „Gemeinschaft und Teilhabe“ findet sich explizit die Maßnahmenbeschreibung „Zielgruppenspezifische Schulungs- und Bildungsangebote“. Gemeinsam mit Partner*innen wie der Digitalen Hilfe (siehe oben) oder dem Senior*innenbeirat hat das RIT die Nutzung des Digitalführerscheins (kurz DiFü) in verschiedenen Beratungs- und Schulungssituationen erprobt. Der DiFü kann das Bildungsangebot gerade für die Menschen ergänzen, die schon über Grundkenntnisse verfügen und kein Interesse an klassischen Vor-Ort-Kursen haben. Beratungsstellen zur Digitalkompetenz können den DiFü in ihre Empfehlungen aufnehmen.
Dem RIT sind folgende Praxisbeispiele zur Förderung digitaler Kompetenzen in dem Zusammenhang bekannt: Vielfältiges Schulungsangebot durch die Volkshochschule, Multiplikator*innenschulungen durch das evangelische Bildungswerk, Digitale Hilfe mit drei Standorten (im PIXEL am Gasteig, im z’sam und im Alten- und Servicezentrum Westend), die Bildungslokale, CUP, ReDI-School, öffentliche Kunden-PCs in den Stadtteilbibliotheken (inkl. digitaler Bildungsveranstaltungen).
Die Gleichstellungsstelle für Frauen hat das Antwortschreiben mitgezeichnet und unterstützt die aufgezeigten Maßnahmen des IT-Referats.
*1 vgl. D21-Digital-Index 2023/2024, Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft, S. 7, abgerufen am 19.3.2024: https://initiatived21.de/publikationen/d21-digital-index/2023-24/executive-summary
*2 vgl. https://stadt.muenchen.de/service/info/zuschuss-zum-kauf-eines-computers-fuer-senior-innen/10309310/n0/#psfForm
*3 vgl. https://medienbildung-muenchen.de/beitrag/unterstuetzung-mit-mobiler-hardware-fuer-schuelerinnen/
*4 Siehe: https://stadt.muenchen.de/leichte-sprache.html
*5 Siehe: https://www.zusammen-digital.de/, https://www.jff.de/ls/kompetenzbereiche/projektdetail/zusammen-digital/
*6 Im Pixel² zusammen u. a. mit der Digitale Hilfe, Computerspieleakademie, FabLab Mün- chen.