Zum Tod von Dr. Michael Verhoeven kondoliert Oberbürgermeister Dieter Reiter dessen Witwe Senta Berger-Verhoeven und der Familie des Verstorbenen mit folgenden Worten: „Die Nachricht vom Tod Ihres geliebten Mannes und Vaters Dr. Michael Verhoeven hat mich sehr bestürzt. Im Namen des Stadtrats der Landeshauptstadt München und auch persönlich spreche ich Ihnen mein tief empfundenes Beileid aus. Mit Michael Verhoeven verliert unsere Stadt einen der engagiertesten und erfolgreichsten deutschen Filmregisseure, Produzenten und Drehbuchautoren und eine prägende Persönlichkeit. Schon durch seine Eltern war er früh mit der Theater- und Filmwelt vertraut geworden, stand bei ‚Pünktchen und Anton‘ auf der Theaterbühne und wirkte als jugendlicher Schauspieler in Filmklassikern wie ‚Das fliegende Klassenzimmer‘ und ‚Der Pauker‘ mit. Obwohl er gegen den Willen der Eltern Medizin studierte, promovierte und auch einige Jahre als Arzt praktizierte, blieb er dem Film treu und begann eine erfolgreiche Karriere als Regisseur und Produzent. Von Beginn an ging es ihm dabei nicht primär um kommerziellen Erfolg: 1970 sorgte er bei der Berlinale mit seinem experimentellen Anti-Vietnamkriegs-Film ‚o.k.‘ für große Aufregung – beim deutschen Filmpreis erhielt er dafür das Filmband in Gold.
Von bleibender Bedeutung für unsere Stadt und auch für mich persönlich unvergesslich war sein Film ‚Die weiße Rose‘ über den Widerstand der Geschwister Scholl und ihrer Freunde gegen den Nationalsozialismus aus dem Jahr 1982. Es ist heute kaum mehr vorstellbar, wie viel Widerspruch dieser bewegende Film damals noch hervorrief.
Mir scheint es nicht übertrieben zu sagen, dass die heutige breite Würdigung des studentischen Widerstands an der Münchner Universität auch diesem Film zu verdanken ist.
Auch spätere Filme von ihm griffen immer wieder Tabus und Verdrängungen der Vergangenheit auf und lieferten wichtige Denk- und Diskussionsanstöße für den gesellschaftlichen und politischen Diskurs in unserem Land: ‚Das schreckliche Mädchen‘ beispielsweise, für den er 1990 den Silbernen Bären bei der Berlinale gewann, oder 2006 sein Dokumentarfilm ‚Der unbekannte Soldat‘ über Reaktionen auf die umstrittene Wehrmachtsausstellung. Michael Verhoeven nutzte die Mittel des Films höchst wirkungsvoll, um gegen das Vergessen, Verdrängen und Verharmlosen der von Deutschen in der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen anzugehen. Er griff damit bewusst in die Debatten der Gegenwart ein und tat dies auch dank seiner einmaligen Mischung aus Ernst und Ironie, Witz und künstlerischer Qualität in höchst erfolgreicher Weise. Auch seine späteren Arbeiten als Produzent, als TV-Regisseur und Hochschullehrer an der Filmakademie Baden-Württemberg zeugen von seinem wachen politischen Engagement, nicht zuletzt gegen rechtsextremistische und fremdenfeindliche Tendenzen in der Gesellschaft.
Die Landeshauptstadt München hat Michael Verhoevens beeindruckendes künstlerisches Wirken mit der Verleihung der Medaille ‚München leuchtet‘ in Gold im Jahr 2003 und des Filmpreises 2013 gewürdigt, der höchsten Auszeichnung, welche München im Filmbereich vergibt.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie in diesen schweren Tagen viel Kraft und hoffe, Sie finden Trost in dem Wissen, wie viel Michael Verhoeven mit seinem so reichen filmischen Lebenswerk bewegen und verändern konnte. Die Landeshauptstadt München wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.“