Oberbürgermeister Dieter Reiter gratuliert Antje Kunstmann zum bevorstehenden 75. Geburtstag: „Als Sie 2018 den Kulturellen Ehrenpreis erhielten, die höchste kulturelle Auszeichnung unserer Stadt, da hat Ihr Laudator Axel Hacke dankenswerterweise den Ursprung Ihrer Berufung zur Verlegerin enthüllt: Ihr Großvater habe einst Buchstaben aus einer Russisch-Brot-Tüte auf den Tisch geschüttelt, und Sie durften sie erst dann essen, wenn Sie zuvor fehlerfrei Wörter daraus gelegt hatten. Das prägt natürlich. Aber nicht nur die Fähigkeit, sich buchstäblich von Wörtern zu nähren, mache Sie zur geborenen Verlagsleiterin, sondern auch Ihr Mut, Ihre Beharrlichkeit und das in Ihnen ‚dauerhaft brennende Leuchtfeuer des Optimismus‘.
Diese besondere Strahlkraft ist in der gesamten Kulturbranche als einflussreiche und beliebte Stimme vernehmbar. Seit bald 50 Jahren verlegen Sie mit nimmermüder Leidenschaft Bücher von hoher Relevanz, dazu Hörbuchprogramme, Illustrationen und Kinderbücher. Nicht starre Segmente prägen das unverwechselbare Profil des Verlags Antje Kunstmann, sondern Qualität und Dringlichkeit. Darin spiegeln die Bücher durchaus Facetten Ihrer Persönlichkeit wider: Ihren scharfen Verstand, den ansteckenden Enthusiasmus und nicht zuletzt den Anspruch, mit wichtigen Publikationen die Gesellschaft zu verbessern. Dabei darf natürlich auch gelacht werden – und nicht zu knapp! Wer einmal durch die Bilder und Illustrationen von Michael Sowa geblättert hat, trägt leicht ein lebenslanges inneres Kichern davon.
So haben Sie sich und Ihrem Verlag bis heute die Unabhängigkeit bewahrt, beileibe keine Selbstverständlichkeit im rasant sich verändernden Buchgeschäft. Dank Ihres sprachlichen Spürsinns und Ihrer intellektuellen Neugier haben Sie zahllose große Autorinnen und Autoren für Ihr Haus gewonnen, darunter Rafael Chirbes, Roberto Bolaño oder Louise Welsh – und immer wieder auch preisgekrönte Münchner wie Herbert Kapfer oder Björn Bicker. Letzterer preist Sie übrigens als ‚Präzisionsleserin‘ und ‚so ziemlich den großzügigsten Menschen, den ich kenne‘. Wobei zu dieser Großzügigkeit natürlich auch gehört, dass Sie jetzt vermutlich genau an dieser Stelle abwinken und viel lieber auf Ihre Autorinnen und Autoren sowie Bücher ablenken würden.
Ihren vielfachen Einsatz für die Literaturstadt München habe ich jetzt noch gar nicht angesprochen, ob im Stiftungsvorstand des Literaturhauses oder in zahlreichen Jurys. Aber vielleicht darf ich Ihnen zuletzt einfach danken – für Ihre großen Verdienste um die Buchkultur, Ihr Engagement für eine gerechtere Zivilgesellschaft und natürlich auch für Ihre Treue zur Verlagsstadt München.
Ich wünsche Ihnen für die kommenden Jahre weiter inspirierende literarische Entdeckungen und Schaffensfreude sowie allem voran Gesundheit und Glück. Ich hoffe, dass Sie Ihren Geburtstag im Kreise derer, die Ihnen am Herzen liegen, feiern können.“