Auch in diesem Jahr unterstützt und fördert die Stadt Münchens Film- und Kinoszene und vergibt Preise an den Regie-Nachwuchs für künstlerisch herausragende Projekte sowie an Programmkinos für einen kulturell anspruchsvollen Spielbetrieb. Die Vergabe hat die Vollversammlung des Stadtrats auf Empfehlung einer Jury jetzt beschlossen.
Die jährlich vergebenen und mit jeweils 8.000 Euro dotierten drei Starter-Filmpreise 2024 gehen an Emil Klattenhoff für „Guten Tag“, an Camille Tricaud und Franziska Unger für „Slow Down the Fall“ und an Aaron Arens für „Sonnenplätze“. Der Starter-Filmpreis / Produktion 2024, gestiftet von PHAROS – The Post Group, als geldwerte Leistung in Höhe von 8.000 Euro für die Postproduktion eines künftigen Films geht an Julia Fuhr Mann für „Life is not a competition, but I’m winning“. Die Preisverleihung der Starter-Filmpreise findet in diesem Jahr wieder im Rahmen des Filmfests München am 28. Juni um 17 Uhr in der HFF statt.
Die neun Kinoprogrammpreise 2024 werden in Höhe von jeweils 7.500 Euro vergeben an: ABC Kino – Thomas Kuchenreuther, Arena Filmtheater – Markus Eisele und Christian Pfeil, City-Atelier Kinos – Holger Trapp, Heinrich-Georg Kloster und Jan Rost, Museum Lichtstpiele – Mathias Wild und Matthias Stolz, Neues Rex – Thomas Wilhelm, Rio Filmpalast – Markus Eisele und Christian Pfeil, Studio Isabella – Hermine Bek und Louis Anschütz, Theatiner Film – Marlies Kirchner, Werkstattkino e.V. – Wolfgang Bihlmeir, Bernd Brehmer, Doris Kuhn und Erich Wagner.
Die Jury unter dem Vorsitz des Kulturreferenten Anton Biebl setzte sich in diesem Jahr wie folgt zusammen: Dunja Bialas (Filmjournalistin), Erec Brehmer (Filmemacher, Starter-Preisträger 2022), Claudia Engelhardt (Filmmuseum München), Christoph Gröner (Filmfest München), Anne Harder (ehem. Kinobetreiberin NEUES MAXIM) und Mila Zhluktenko (Filmemacherin, Preisträgerin 2023) sowie aus dem Stadtrat Marion Lüttig und David Süß (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste), Ulrike Grimm und Leo Agerer (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) und Lars Mentrup (SPD/ Volt-Fraktion).
Auszüge aus den Jurybegründungen zum Starter-Filmpreis 2024:
„Guten Tag“ – Emil Klattenhoff
„Ständige Bewegung, haltlos, ruhelos, aufgewühlt. Das prägt Emil Klattenhoffs beglückenden Kurzfilm ‚Guten Tag‘. Da ist eine Vater-Sohn-(Nicht-)Beziehung, wie man sie im deutschen Kino selten sieht, ein Ziehen und Zerren, eine mit viel Distanz und wenig Nähe ausgespielte Verhandlung über Liebe. (…) Klattenhoff und sein Kamerateam mit Jonas Kleinalstede und Paula Tschira haben auf 16 Millimeter eine bewegte Stadt eingefangen, Ecken und Kanten Münchens mit urbanem Flair. Die französische Nouvelle Vage lebte es vor. Raus auf die Straße, echtes Filmen. Die aufgewühlten Emotionen werden in diesem chaotischen Echoraum wunderbar genau gezeigt. Und die Zuschauer*innen schauen beglückt auf echte Kinobilder.“
„Slow Down the Fall“ – Camille Tricaud und Franziska Unger
„Mitten in der spätsommerlichen alpinen Kulisse führen zwei Skispringerinnen synchron Bewegungen aus. Sie bewegen sich langsam, verzögert. Fast als wären sie unter Wasser. ‚Slow Down the Fall‘ – eine Momentaufnahme in Zeitlupe. Der Film von Camille Tricaud und Franziska Unger er- fasst in konzentrierten, ausgewählten Aufnahmen auf 16mm-Material das kurze Wiedersehen zweier Sportlerinnen bei einem Werbedreh ihres Sponsoren. In kurzen Augenblicken neben dem Dreh brechen Vergangenheit und Beziehung der beiden Athletinnen durch, aber auch die davon zurückgebliebenen Narben. (…) Der Film glänzt dabei durch seine handlungsstützende Mise en Scène. (…) Camille Tricaud und Franziska Unger haben mit ‚Slow Down the Fall‘ einen geschliffenen Kurzfilm für die große Leinwand geschaffen, der Lust auf mehr macht.“
„Sonnenplätze“ – Aaron Arens
„‚Sonnenplätze‘ ist eine Familiengeschichte, trotz vieler komischer Momente mehr Drama als Komödie. (…) Der Schauplatz Lanzarote ist eigentlich ein Sehnsuchtsort, doch selten wurde er so unwirtlich und verloren abgebildet wie hier in den CinemaScope-Bildern von Kameramann Tobias Blickle. (…) Der Elefant im Raum, oder besser im Ferienhaus, sind die unausgesprochenen Erwartungen und Enttäuschungen der Familienmitglieder, die sich vor allem durch intensive Blicke zeigen: zwischen Schwester und Bruder, Vater und Tochter, zwischen der Mutter und ihrem Liebhaber. Es war eine kluge Entscheidung des Regisseurs, das Personal und den Handlungsort überschaubar zu halten. So gelingt ihm der Balanceakt, in dieser nicht einfachen Konstellation jeder Figur ihre eigene Geschichte und Würde zu geben. Das Ende ist unerwartet verspielt. Und hoffnungsvoll.“
„Life is not a competition, but I’m winning“ – Julia Fuhr Mann (Starter-Filmpreis/Produktion):
„Ein Sportfilm der anderen Art: „Wenn die Geschichte von den Siegern geschrieben wird, wo bleiben dann all jene, deren Siege vergessen wurden?“ Anhand dieser Frage beleuchtet Julia Fuhr Mann in ihrem HFF-Abschlussfilm, dem hybriden Dokumentarfilm ‚Life is not a competition, but I’m winning‘, die Diskriminierung weiblicher und queerer Athlet*innen der Sportgeschichte. (…) Der Film vermischt klug Archivmaterial mit aktuellen Bildern und inszenierten Sequenzen. Er lässt Zeitebenen verschwimmen und schafft es, die Geschichte der Diskriminierung von Athlet*innen umzuschreiben – spielerisch, innovativ und mit einer großen Nähe zu den Protagonist*innen. Ein politischer Film, der aufzeigt, ohne anzuklagen. Ein Film, der Spaß macht, so sehr man auch immer wieder ungläubig den Kopf schütteln muss. (…)“
Die vollständigen Jurybegründungen der Starter-Filmpreise und der Kinoprogrammpreise können unter https://stadt.muenchen.de/infos/starter-filmpreise.html und https://stadt.muenchen.de/infos/kinoprogrammpreise.html nachgelesen werden.