Rund 55 Prozent aller Abfälle in Deutschland kommen aus dem Bausektor. Dies ist ein großer Ansatzpunkt für die Münchner Zero-Waste-Strategie, Abfälle bis 2035 zu reduzieren. Der Stadtrat hat 2022 auf Antrag der Kommunalreferentin einen zentralen Maßnahmenplan beschlossen. Er soll dazu beitragen, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft gerade auch im Bausektor zu etablieren, Abfälle zu reduzieren und Emissionen zu verringern.
In der ehemaligen Bayernkaserne in Freimann erprobt München in einem Pilotprojekt das Recycling von Baustoffen. Auf dem 50 Hektar großen Gelände entsteht das neue Stadtviertel Neufreimann. So viel Abbruchmaterial wie möglich (rund 755.000 Tonnen) wird vor Ort aufbereitet und dem Neubau (zum Beispiel als Recycling-Substrate und Recycling-Beton) zur Verfügung gestellt, so dass ein Kreislauf entsteht. Alle Arbeitsschritte werden auf der Baustelle durchgeführt mit dem Ziel, Transportwege einzusparen, nämlich 90.000 Lkw-Fahrten – das sind ungefähr 80 Fahrten rund um die Welt.
Im Rahmen des Modellvorhabens „Innovative Baufeldfreimachung zur Quartiersentwicklung Neu-Freimann“ testet das Kommunalreferat der Landeshauptstadt München jetzt, wie sich CO₂ in R-Beton speichern lässt. Mit dem Schweizer Unternehmen neustark wird ein zweiwöchiger Testversuch der Aufnahmefähigkeit von CO₂ in Abbruchmaterialien gestartet. Begleitet wird der Versuch von Professorin Dr. Andrea Kustermann, Hochschule für angewandte Wissenschaften München.
Kommunalreferentin Kristina Frank: „Laut einer aktuellen TU-Masterarbeit sparen wir allein durch die nicht stattfindenden Lkw-Fahrten gut 6.000 Tonnen CO₂-Äquivalent in der Bayernkaserne ein. Aber dennoch gibt es immer noch zu viel CO₂ in der Atmosphäre. Wohin damit – ist eine Frage, die die Gesellschaft umtreibt. Das Kommunalreferat wird seiner Vorreiterrolle gerecht und erprobt in der Bayernkaserne innovative Ansätze. Der Testlauf wird zeigen, wie viel CO₂ sich in unserem R-Beton binden lässt und wie die Stadt München langfristig davon profitieren kann. Mehr wagen bringt mehr!“
Professorin Andrea Kustermann: „Die Hochschule München begleitet die R-Beton Entwicklung und Anwendung mit dem Recyclingmaterial der Bayernkaserne seit einigen Jahren. Bisher wurden bereits einige Bauvorhaben umgesetzt, in denen der R-Beton mit 100 Prozent rezyklierter Gesteinskörnung und einem CO₂ reduzierten Bindemittel eingebaut wurde. Mit dem Material, das in der heute vorgestellten Anlage der Firma neustark beaufschlagt wird, werden wir Versuche machen und den Einfluss der CO₂ Beaufschlagung auf die Kennwerte des daraus hergestellten R-Betons untersuchen.“
Kommunalreferentin Kristina Frank (re.), Professorin Andrea Kustermann (Hochschule München) und Elmar Vatter vom Anlagenhersteller neustark stellen den neuen Testversuch zur CO₂-Speicherung auf dem ehemaligen Bayernkasernen-Gelände vor. (Foto: Kowitz/Kommunalreferat)