Stadtratshearing zur ärztlichen und kinderärztlichen Versorgung in München durchführen
Antrag Stadtrats-Mitglieder Marie Burneleit, Stefan Jagel, Thomas Lechner, Brigitte Wolf (DIE LINKE. / Die PARTEI Stadtratsfraktion), Nimet Gökmenoglu, Judith Greif, Sofie Langmeier, Thomas Niederbühl, Clara Nitsche, Angelika Pilz-Strasser, David Süß (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste), Alexandra Gaßmann (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER), Kathrin Abele, Simone Burger, Barbara Likus, Lena Odell, Klaus Peter Rupp, Julia Schönfeld-Knor (SPD/Volt-Fraktion), Professor Dr. Jörg Hoffmann, Gabriele Neff, Richard Progl, Fritz Roth (FDP BAYERNPARTEI Stadtratsfraktion) und Sonja Haider, Dirk Höpner, Nicola Holtmann, Tobias Ruff (Fraktion ÖDP/ München-Liste) vom 6.3.2024
Antwort Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek:
Mit Ihrem Antrag wurde das Gesundheitsreferat (GSR) gebeten, bis spätestens Ende des ersten Quartals 2025 ein Stadtratshearing zu dem Thema „Ärztliche und kinderärztlichen Versorgung in München verbessern“ durchzuführen. Dabei wurde neben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) um Einbezug von Vertreter*innen der Krankenkassen, der Beiräte der Stadt (Gesundheitsbeirat, Behindertenbeirat, Migrationsbeirat, Seniorenbeirat), der Gleichstellungsstelle für Frauen, Vertreter*innen der Patienten*innen, des Ärztliche Kreis- und Bezirksverband München (ÄKBV München), Vertreter*innen der München Klinik gGmbH, des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention und ggf. weiterer Beteiligte gebeten.
Zunächst bedanke ich mich für die gewährten Fristverlängerungen.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt erlaube ich mir, Ihren Antrag vom 6.3.2024 als Brief zu beantworten und teile Ihnen auf diesem Wege Folgendes mit:
Das Stadtratshearing „Haus- und kinderärztliche Versorgung in München“ fand am Mittwoch, 19.3.2025, in der Aula der städtischen Berufsfachschule für Kinderpflege in der Ruppertstraße 3 in München statt.
Im Rahmen des Stadtratshearings wurde die aktuelle Versorgungslage Münchens aus verschiedenen Perspektiven diskutiert. Nach einer Begrüßung durch die 3. Bürgermeisterin Verena Dietl und die Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek bildete ein Vortrag zu den Hintergründen der Bedarfsplanung einer Versorgungsforscherin des Lehrstuhls für RegionaleVersorgung mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendgesundheit der Universität Greifswald, den wissenschaftlichen Auftakt des Hearings.
Das Hearing umfasste folgende weitere Vorträge:
-„Regionale Bedarfsplanung in München: die Perspektive der KVB“ durch einen Vertreter der KVB,
-„Regionale Bedarfsplanung in München versus Bedarfsplanung für Bayern: die Perspektive der Krankenkassen“ durch eine Vertreterin der AOK Bayern,
-zur Patient*innenperspektive durch einen Vertreter der Patientenfürsprache bzw. des Gesundheitsladens München e.V.,
-zur pädiatrischen Perspektive durch einen in München ansässigen Kinderarzt und Vertreter von PaedNetz Bayern e.V.,
-zur hausärztlichen Perspektive durch einen Vertreter des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbands (ÄKBV) München,
-zur stationären Perspektive durch einen Vertreter der Bayerischen Krankenhausgesellschaft e.V. (BKG)
Ziel war es, ein umfassendes Verständnis für die Problemlage zu schaffen und gemeinsam Lösungsansätze für eine Verbesserung der Versorgungslage im haus- und kinderärztlichen ambulanten Bereich aufzuzeigen.
Zwischen und nach den Vorträgen wurden folgende Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssituation diskutiert:
Intensivierung der Gespräche mit der KVB
Die KVB signalisierte während des Hearings Bereitschaft, die Gespräche mit dem GSR weiter zu intensivieren und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
Unmittelbar nach dem Stadtratshearing ist das GSR in einen erneuten und vertieften Austausch mit der KVB eingetreten, um die Versorgung in unterdurchschnittlich versorgten Stadtbezirken zu verbessern. Dieser Austausch ist derzeit noch nicht abgeschlossen.
Tandempraxen und Aufbau telemedizinischer Kooperationsformen
Die Versorgungsforscherin der Universität Greifswald stellte im Rahmen ihres Vortrags ärztliche Kooperationen aus Mecklenburg-Vorpommern vor, die auch in München zur Verbesserung der Versorgungssituation Anwendung finden könnten. Dazu zählt u.a. die Einführung von Tandem-Praxen. In Tandem-Praxen können z.B. Kinderärzt*innen aus günstig versorgten Stadtbezirken wöchentliche Sprechstunden in den Räumlichkeiten von Kinderärzt*innen aus ungünstig versorgten Stadtbezirken durchführen, um so die Ärzt*innen vor Ort zu unterstützen.
Auch die Erweiterung telemedizinischer Versorgungmöglichkeiten wurde diskutiert. So könnten beispielsweise Ärzt*innen aus günstig versorgten Stadtbezirken telemedizinische Zweigpraxen in ungünstig versorgten Stadtbezirken eröffnen. In diesen wären dann Pflegekräfte vor Ort, die Untersuchungen für die Ärzt*innen durchführen könnten. Auch könnten Ärzt*innen aus ungünstig versorgten Stadtbezirken Unterstützung von Kinderkliniken erhalten, indem diese ihnen telemedizinische Sprechstunden anbieten, um besonders schwierige Fälle zu besprechen.
Das GSR wird das Interesse der Münchner Ärzt*innen für diese Maßnahmen in internen Runden abfragen. Die Umsetzung dieser Vorschläge kann nur in Abstimmung mit der KVB und ggf. mit Genehmigung des Zulassungsausschuss erfolgen.
Daneben wurden im Hearing alternative Versorgungsmodelle wie HÄPPI (Hausärztliches Primärversorgungszentrum Patientenversorgung Interprofessionell) angesprochen. Hierbei handelt es sich um ein neues Versorgungskonzept, das der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden Württemberg in Kooperation mit der Universität Heidelberg entwickelt hat. Unter der Verantwortung und Leitung von Hausärzt*innen übernimmt ein interprofessionelles Team, bestehend aus akademisierten und nicht-akademisierten Fachkräften, zusätzliche Aufgaben in der Patientenversorgung. Digitale Tools entlasten dabei den Praxisalltag. Hausärzt*innen können sich so stärker auf die Fälle konzentrieren, bei denen ihre ärztliche Kompetenz zwingend erforderlich ist. Ziel des Konzeptes ist es, die Versorgung effizienter und patientenzentrierter zu gestalten. In Bayern hat ebenfalls in diesem Jahr ein Modellprojekt zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung nach dem Vorbild des HÄPPI-Konzeptes gestartet. Das Projekt wird unter der Einbindung von sieben Hausarztpraxen aus unterschiedlichen Regierungsbezirken über drei Jahre laufen und dabei kontinuierlich durch das Institut für Allgemeinmedizin der Universität Augsburg wissenschaftlich begleitet. Für das Modellprojekt wurde allerdings keine Praxis der Region München ausgewählt. Daher besteht derzeit für die LHM keine Möglichkeit, die Umsetzung des Konzeptes, etwa durch Anbindung an die Angebote in den GesundheitsTreffs, zu unterstützen. Das GSR wird die Entwicklung dieses Versorgungskonzeptes jedoch beobachten.