Konzertsommer in München – Großveranstaltungen im Olympiapark endlich barrierefrei nutzbar machen
Antrag Stadtrats-Mitglieder Marie Burneleit, Stefan Jagel, Thomas Lechner und Brigitte Wolf (Die Linke / Die PARTEI Stadtratsfraktion) vom 11.9.2024
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
Das Thema Barrierefreiheit bei Großveranstaltungen im Olympiapark fällt nicht in die originäre Zuständigkeit des Oberbürgermeisters, sondern in den operativen Geschäftsbereich der Olympiapark München GmbH (OMG), die ich deshalb um Stellungnahme gebeten habe.
Die OMG hat zu Ihrem Antrag Folgendes mitgeteilt:
„Vorbemerkung
Die Olympiapark München GmbH fördert Vielfalt und Teilhabe und positioniert sich klar gegen jegliche Form der Diskriminierung.
Um einzigartige Konzerterlebnisse in allen Veranstaltungsstätten für unsere Besucher*innen anbieten zu können, werden im Sinne des Qualitäts- und Innovationsmanagements kontinuierliche Optimierungen in unterschiedlichsten Bereichen geplant und implementiert.
Hierbei gilt es, zukunftsgerichtete Lösungen unter Einbeziehung der verschiedenen Stakeholder wie Veranstalter, städtische Referate, städtische Interessenvertretungen und Gremien (z.B. Behindertenbeitrat München), Sicherheitskräfte (z.B. Branddirektion) und weitere Akteure zu erarbeiten und umzusetzen.
Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei stets auf der Sicherheit aller Konzertbesucher*innen.
Auch gilt es, die Besonderheiten, die sich aus dem 1972 erbauten, denkmalgeschützten Gelände ergeben, zu integrieren und zu berücksichtigen. Entsprechend der unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen gestaltet sich das Stakeholder-Management mitunter herausfordernd und gemeinsame Ziele und Maßnahmen bedürfen teils längerer Planungs- und Realisierungs-Zeiträume. Die Rollstuhl-Rampe (Zugang zum Olympiastützpunkt Bayern im Olympiastadion) mit einer Planungs- und Bauzeit von mehr als drei Jahren illustriert dies exemplarisch.
Nichtsdestotrotz sind diese partizipativen Dialogprozesse essentiell, um möglichst optimale, nachhaltige und zukunftsweisende Maßnahmen zu kreieren und umzusetzen.
Der Olympiapark München ist das am längsten erfolgreich nachgenutzte Olympiagelände der Welt. Wir verpflichten uns, ökonomisch, ökologischund sozial verantwortungsvoll zu agieren und den Olympiapark für Besucher*innen aus aller Welt zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln.
Insbesondere auch im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit haben wir Entwicklungsfelder identifiziert, die sukzessive realisiert werden.
Stellungnahme zum Antrag
Bei Veranstaltungen – wie den im Antrag explizit genannten Taylor Swift Konzerten – im Olympiastadion ist die Olympiapark München GmbH nicht Veranstalterin, sondern vermietet die Lokalitäten und Veranstaltungsflächen.
Die im Antrag beschriebene Sichtproblematik für Rollstuhlfahrer*innen mit Plätzen auf der Gegengeraden (Ebene 0) deckt sich mit dem Feedback, das wir von Besucher*innen erhalten haben. Wir standen und stehen im Sinne eines ganzheitlichen Feedback- und Beschwerdemanagements mit den Besucher*innen im Dialog, um deren konstruktiv kritische Rückmeldungen und Perspektiven in unsere Planungen zur Weiterentwicklung zu integrieren. Diese Hinweise der Besucher*innen sowie weiterer Stakeholder wurden in Handlungsfelder übersetzt, denen wir uns intensiv widmen. Um das Thema der Optimierung des Konzerterlebnis im Olympiastadion für alle Besucher*innen – speziell auch Besucher*innen mit Mobilitätseinschränkungen – zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln, laufen momentan Prüfungen und Gespräche, um insbesondere auch Lösungen und Verbesserungen für die beschriebene Sichtproblematik zu entwickeln. Aktuell befinden sich neben den Rollstuhlplätzen auf den Gegengeraden (Ebene 0) 50 Plätze im Innenraum auf einem mobilen Podest, das je nach Veranstaltung flexibel platziert wird, um ein optimales Erlebnis für die Besucher*innen zu gewährleisten (Fokus: gute Sicht).
Konkret wird aktuell nun geprüft, ob die bestehenden und ausgewiesenen Rollstuhlplätze (Ebene 0) durch ein zusätzliches, zweites Podest im Innenraum ersetzt werden. Von Besucher*innen auf dem Podest gab es bisher keine Klagen zu Sichtbehinderungen. Die Platzierung im Bereich des kleinen Marathontors stellt im Notfall einen schnellen Fluchtweg sicher. Die komplette Verlagerung der Rollstuhlplätze – bei Beibehaltung der Gesamtplatzzahl von 100 Plätzen für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen – in den Innenraum ermöglicht somit nicht nur eine Verbesserung der Sicht für alle Menschen im Rollstuhl, sondern gewährt auch deren Sicherheit. Bei den derzeitigen Planungen ist die Einbeziehung der vorhin genannten Expert*innen aus dem Bereich Sicherheit, Barrierefreiheit und Denkmalschutz sichergestellt. Gerne informieren wir zeitnah zu Zwischenständen und ersten Ergebnissen dieser Planungsgespräche.
Ergänzend sei noch angefügt, dass die Platzzahl für Besucher*innen mit Rollstuhl (Kapazität) festgeschrieben und somit konstant für alle Konzerteim Olympiastadion gegeben ist. Bei der Lösungsfindung muss – wie beschrieben – daher vielmehr auf Fragen der Platzierung innerhalb des Stadions fokussiert werden.
Die Mietverträge mit Veranstaltern zu modifizieren, halten wir nicht für eine passende Lösung, um die Problematik der eingeschränkten Sicht zu lösen, da diese – wie eingehend skizziert – primär baulich begründet ist und somit im Verantwortungsbereich der Betreiberin, der Olympiapark München GmbH, liegt.
Neben dem Thema der Optimierung der Platzierung der Rollstuhlfahrer*innen im Olympiastadion investieren wir auch in weitere ganzheitliche Maßnahmen, um Großveranstaltungen Richtung Barrierefreiheit zu entwickeln und möglichst barrierearme Umfelder zu schaffen. Dies soll im Folgenden in Form eines Rückblickes auf den Konzert- und Veranstaltungssommer im Olympiapark München kurz skizziert werden.
Ein Rückblick auf den Veranstaltungssommer mit Fokus auf die Themen Barrierefreiheit und Inklusion zeigt zahlreiche positive Beispiele, die exemplarisch für unserer ganzheitliche strategische Ausrichtung im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit stehen und verstetigt sowie systematisch weiterentwickelt und ausgeweitet werden sollen.
Positive Rückmeldungen erreichten uns insbesondere zum Thema Plätze (gute Sicht) bei den Plätzen für Rollstuhlfahrer*innen beim Sommernachtstraum. Hier wurde mit Podesten gearbeitet. Ein Ansatz, den wir weiterverfolgen und auch auf andere Events transferieren möchten.
Mit engagierten Partner*innen und Veranstalter*innen konnten gemeinsam innovative Projekte im Veranstaltungskontext realisiert werden: Die Coldplay Konzerte warteten mit innovativen Technologien auf wie z.B. Music vibration vest oder Musikdolmetscher*innen für Menschen mit Höreinschränkungen oder gehörlose Menschen auf. Das inklusive Festival Superbloom war zum Ende der Open Air Saison erneut zu Gast im Olympiapark. Mit vielen innovativen Ideen und Konzepten im Bereich Awareness und Inklusion begeisterte es über 100 000 Besucher*innen. Im Bereich Prävention und Anti-Diskriminierung waren im Zuge der UEFA Fan Zone die Expert*innen von MucAware (Sozialreferat der Landeshauptstadt München) im Bereich Awareness als wertvolles Kompetenzteam zu Gast im Olympiapark.
Neben musikalischen Highlights lag und liegt der Fokus auch auf Sport-Events.
Die Integration von Wake-Sit im Hauptprogramm der Eigenveranstaltung MASH – das Actionsport Festival – sei hier exemplarisch genannt. Ebenso eindrucksvoll sind die acht paralympischen Medaillen bei den Paralympics in Paris durch bayerische Top-Athlet*innen, betreut durch das interdisziplinäre Expert*innen Team des Olympiastützpunktes Bayern im OlympiaparkMünchen. Im Rahmen des Outdoorsportfestivals der Landeshauptstadt München laden inklusive Sport- und Bewegungsangebote durch INSEL e.V. der Pfennigparade zum Ausprobieren und auch Perspektivenwechsel ein. Mit der Installation des Mental Fit Pfad auf der AOK Bewegungsinsel im Olympiapark konnte weiter ein Projekt im Bereich psychische Gesundheitsförderung realisiert werden.
Die Darstellung positiver Beispiele zusammen mit den identifizierten Potentialen stellen Schwerpunkte unserer kurz-, mittel- und langfristigen Gleichstellungs-, Diversitäts- und Inklusionsstrategie dar. Diese stellt sicher, unseren Besucher*innen – unabhängig von körperlichen, geistigen Fähigkeiten, Geschlecht, sozialer Herkunft, Alter, Nationalität, Religion und Weltanschauung oder sexueller Orientierung – hochklassige und einzigartige musikalische, sportliche und weitere Events und Shows zu präsentieren.“
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen, und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.