Was tun, wenn man Geschichten über Zauberer liebt, aber alle Harry-Potter-Bände schon zweimal durchgelesen hat? Wohin im Regal greifen, wenn man nach interessanten Biographien, bayerischen Krimis oder Romanen sucht, die dem Lieblingsbuch ähneln? Ab sofort bietet der Online-Katalog der Münchner Stadtbibliothek das Feature „Ähnliche Medien“ an. Mit der Funktion erhalten Kund*innen bei Eingabe eines Titels bis zu 50 weitere Vorschläge, die thematisch passen und Inspiration für weiteren Lesestoff liefern.
Die Medienvorschläge werden von einem KI-Tool generiert, das den Klappentext analysiert und mit anderen Publikationen aus dem Gesamt-Bestand in Bezug setzt. Die Nutzer*innen bekommen dann Medien angezeigt, die in einem gemeinsamen Kontext mit dem gesuchten Titel stehen, und können auf diese Weise den differenzierten und umfangreichen Bestand der Münchner Stadtbibliothek entdecken.
In den Räumen der Juristischen Bibliothek im Rathaus präsentierten IT-Referentin Dr. Laura Dornheim und Dr. Arne Ackermann, Direktor der Münchner Stadtbibliothek, jetzt das neue Tool und würdigten die Arbeit des Projektteams.
IT-Referentin Dr. Laura Dornheim: „Lesen ist eines der wenigen Hobbies, zu denen ich noch komme. Aber oft fehlt mir die Zeit, nach dem nächsten guten Buch zu suchen. Genau hier setzt unsere neue KI-basierte Empfehlungsfunktion an. Unser Projektteam hat dies optimal umgesetzt, ganz ohne persönliche Daten der Nutzer*innen unserer Stadtbibliotheken abzugreifen. Wir zeigen als Stadt München einmal mehr: Innovation und Datenschutz können durchaus Hand in Hand gehen.“
Dr. Arne Ackermann, Direktor der Münchner Stadtbibliothek: „Über 2,2 Millionen Bücher, Spiele, Filme, CDs und viele weitere Medien sind in Besitz der Münchner Stadtbibliothek. Dieser umfangreiche Bestand ist auf über 20 Standorte in ganz München, einem Magazin in Oberschleißheim sowie über unsere digitalen Angebote verteilt. Mit dem neuen KI-Tool können wir diesen für unsere Kund*innen jetzt auch online besser erlebbar machen.“
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit des Teams Data & Innovation aus dem IT-Referat und der Münchner Stadtbibliothek. Nach einer vorgeschalteten Forschungsphase mit geringem Ressourceneinsatz dauerte die eigentliche Entwicklung etwa ein Jahr.
Das KI-System basiert technisch auf einem sogenannten Embedding-Modell und einer Open-Source-Vektordatenbank, die durch das KI-Competence Center mit einer Schnittstelle verbunden wurden. So musste kein eigenes KI-Modell entwickelt werden und auch ein ressourcenintensives Training konnte vermieden werden. Durch die anbieterneutrale Architektur in städtischer Hand kann das KI-Modell jederzeit durch Marktalternativen ausgetauscht werden und es besteht keine Abhängigkeit vom Anbieter. Die Lösung verwendet zudem keinerlei personenbezogene Daten, es wird also nicht auf persönliche Nutzerdaten zurückgegriffen. Damit zeigt die Stadt München, dass gute Medien-Inspiration auch ohne Datenschutzprobleme möglich ist.
Eine personalisierte Beratung bietet die Münchner Stadtbibliothek den Münchner*innen auch weiterhin durch ihre erfahrenen Mitarbeiter*innen an. Der Online-Katalog der Münchner Stadtbibliothek kann sowohl vor Ort in den Bibliotheken als auch online unter
www.muenchner-stadtbibliothek.de/katalog genutzt werden.