„Yes, we care!“ Unter diesem Motto lädt das Münchner Bündnis Equal Care MUC auch dieses Jahr am Samstag, 1. März, zum Equal Care Day ein. Bei der ganztägigen Veranstaltung „Care Utopien – Für eine gerechte Verteilung von Sorgearbeit“ im Kulturzentrum LUISE, Ruppertstraße 5, befassen sich die Teilnehmenden mit zentralen aktuellen Fragen: Wer leistet unter welchen Bedingungen Sorgearbeit in unserer Stadt? Wie lässt sich die gerechte Verteilung von Sorgearbeit realisieren? Wie lässt sich gesellschaftliche Fürsorge aufrechterhalten? Und wie sieht eine care-gerechte Stadt aus?
Neben moderierten Dialogforen am Vormittag und einer Podiumsdiskussion am Nachmittag wird es ein kulturelles Rahmenprogramm geben, das den Festival-Charakter der Veranstaltung unterstreicht. Anmeldung und ausführliche Infos unter www.m-i-n.net/equal-care-day. Mit dabei sind unter anderem Bürgermeisterin Verena Dietl, Franziska Büschelberger (Gründerin „Unpaid Care Work” auf LinkedIn), Betiel Berhe (Autorin und Expertin für Race, Class und Gender), Bárbara Zimmermann (Wissenschaftlerin und Autorin bei Kaiserinnenreich), Gisela Schneeberger (Schauspielerin), Waseem (Rapper) und Katrin Freiburghaus (Bühnenpoetin). Es moderiert Kristina Weber (BR, Eltern ohne Filter).
Die städtische Gleichstellungsstelle für Frauen ist Kooperationspartnerin der Veranstaltung. Während der gesamten Veranstaltung wird inklusive Kinderbetreuung und Übersetzung in Gebärdensprache angeboten. Sorgearbeit wird vor allem von Frauen und Mädchen getragen – oft unterbezahlt oder unbezahlt. Dieser Umstand trägt zu einem erheblichen Teil zum Gender Pay Gap bei. Der Equal Care Day ist ein Aktionstag, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam macht. Festgelegt ist er auf den 29. Februar, der als Schalttag nur alle vier Jahre stattfindet und damit die weitgehend „unsichtbare“ Care-Arbeit symbolisiert. Außerhalb eines Schaltjahres wird er am 1. März begangen.
Weltweit übernehmen Frauen täglich mehr als zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit (siehe Oxfam-Studie 2020 unter https://www.oxfam.de/ueber-uns/aktuelles/oxfams-studie-sozialer-ungleichheit-12-milliarden-stunden-arbeit-ohne-bezahlt), mit den entsprechenden Nachteilen für ihre Entlohnung, ihre beruflichen Chancen, ihre ökonomische Eigenständigkeit und ihre Alterssicherung. In ökonomischen Kennziffern spielt diese unbezahlte Care-Arbeit keine Rolle, dabei ist sie das Fundament jeglichen Wirtschaftens.
Auch die bezahlte Pflege- und Fürsorgearbeit wird weltweit zu zwei Dritteln von Frauen geleistet, in Deutschland ist der Frauenanteil sogar noch höher. Was von Ökonom*innen und Wirtschaftsweisen selten thematisiert wird: Der Care-Sektor ist der größte Wirtschaftszweig. Dennoch befindet er sich in der Krise. Erzieher*innen, Pflegekräfte und andere verlassen aufgrund hoher Arbeitsbelastung und geringer Anerkennung ihre Jobs und wechseln in andere Branchen – Fachkräftemangel ist die Folge. Den Pflegenotstand mit Gesundheitsfachkräften und Hausangestellten aus anderen Ländern in den Griff bekommen zu wollen. Steht die Vorstellung von einer fairen Verteilung von Care-Arbeit unabhängig von Geschlecht, Einkommen und Herkunft gegenüber.
(Siehe auch unter Terminhinweise)