Seit über 100 Jahren wird am 8. März weltweit auf Frauenrechte, Geschlechtergerechtigkeit und bestehende Diskriminierungen aufmerksam gemacht. Auch das Münchner Rathaus wird deshalb zum Internationalen Frauentag am 8. März Flagge zeigen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Der Internationale Frauentag ist ein bedeutsamer Tag, um sowohl die Errungenschaften auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit zu feiern als auch die Bereiche zu beleuchten, in denen noch Handlungsbedarf besteht! In München gibt es ein großes und sehr gut funktionierendes Netzwerk von Einrichtungen und Projekten, die für Gleichberechtigung einstehen und arbeiten. Darüber bin ich sehr froh und das macht mich auch stolz. Die Stadt München steht dafür im Hintergrund als Garant für das Ziel von Geschlechtergerechtigkeit und Solidarität und bietet in ihrem möglichen Rahmen vielfältige Unterstützung. Anlässlich des Internationalen Frauentags setzen wir symbolisch ein Zeichen der Solidarität und beflaggen das Rathaus. Herzlichen Dank an alle Frauen, die unsere Stadt mit ihrer Kraft und ihrem Engagement jeden Tag bereichern!“
Zum Internationalen Frauentag erklärt die städtische Gleichstellungsstelle für Frauen: „Zunächst ging es dabei vor allem um die Durchsetzung des aktiven und passiven Wahlrechts für Frauen. Lange Kämpfe waren erforderlich, bis das Wahlrecht für Frauen in ganz Europa errungen war, Schlusslicht war Liechtenstein im Jahre 1984.
Ist die politische Repräsentanz und gleichberechtigte Teilhabe an Entscheidungen von Frauen heute umgesetzt?
Erst vor zwei Wochen fanden in Deutschland die Bundestagswahlen statt. Im neuen Bundestag sind weniger als ein Drittel der Abgeordneten Frauen. Von den 630 Abgeordneten, die in den 21. Bundestag einziehen, sind 204 Frauen. Ihr Anteil liegt mit 31,2 Prozent noch niedriger als nach der Wahl 2021 (34,7 Prozent).
Und das liegt nicht an den fehlenden Frauen. Es gibt sie in allen Parteien, auch mit dem Wunsch zur Kandidatur. Es liegt an der Benachteiligung im Rahmen der Nominierung.
Nur die Tatsache, dass drei Parteien ihre Wahllisten „freiwillig“ paritätisch aufstellen, führt dazu, dass der Frauenanteil im Bundestag nicht noch mehr schwindet.
Gleichberechtigung darf nicht nur auf dem Papier stehen, sie muss auch verwirklicht werden, denn Gleichberechtigung ist ein Kernbestandteil der Demokratie. Wir haben in unserer Geschichte leidvoll erfahren, wie schnell Demokratie ins Wanken kommen kann. Und es sind die Frauenrechte, die in wirtschaftlichen und politischen Krisen mit als erstes beschnitten werden. Blicken wir zurück: Der Frauentag in Deutschland wurde 1933 von den Nationalsozialisten komplett verboten.
Ein Blick in die Gegenwart: Auch 76 Jahre nach Inkrafttreten des Art. 3 Grundgesetzes ist die Gleichstellung der Geschlechter nicht wirklich umgesetzt. Ein Gender Pay Gap von 16 Prozent und ein Gender Pension Gap von über 40 Prozent führen dazu, dass jede 5. Frau von Altersarmut bedroht ist. Und eine sehr erschreckende Entwicklung ist die Tatsache, dass Gewalt gegen Frauen zugenommen hat: 2023 wurde fast jeden Tag eine Frau von ihrem Ex-/Partner getötet, 360 Femizide in einem Jahr in Deutschland! Wenn wir für jede dieser Frauen eine Gedenkminute einlegen wollten, müssten wir sechs Stunden lang schweigen.
Ein Blick in die Zukunft: Wollen wir eine solidarische Gesellschaft, in der Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Behinderung diskriminierungsfrei und gleichberechtigt leben? Dann müssen wir etwas dafür tun.
In ganz Deutschland gab es in den vergangenen Monaten viele große Demonstrationen für eine demokratische Gesellschaft und gegen Diskriminierung, in München zuletzt mit rund 300.000 Menschen auf der Theresienwiese. Das macht Hoffnung! Eine demokratische Gesellschaft kann nur bestehen, wenn sie sich nicht spalten lässt, sondern Unterschiede aushält, für Menschenrechte einsteht und solidarisch ist.
Frauenrechte sind Menschenrechte. Der Internationale Frauentag ist auch heute noch ein sehr aktueller und ein sehr wichtiger Aktionstag, denn aus dem Weltbevölkerungsbericht 2024 geht hervor, dass die Rechte von Frauen, Mädchen und geschlechtsdiversen Menschen weltweit weiter zurückgedrängt werden.“