Das Valentin-Karlstadt-Musäum eröffnet am Donnerstag, 22. Mai, 11 Uhr, seine neue Hofausstellung „Karl Valentin und Liesl Karlstadt: Heimatlos“.
Stadträtin Julia Schönfeld-Knor (SPD-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters und die Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums, Sabine Rinberger, begrüßen die Gäste. Kurator Andreas Koll führt in die Ausstellung ein und begleitet den anschließenden Rundgang. „Wir haben uns noch einmal fesch gemacht, bevor wir gehen mussten. Denn das haben wir gelernt, egal wo man wohnt hier in München, der Hut muss sitzen und die Kappe und die Zigarre müssen schneidig aussehen. Unser altes Zuhause im Isartor ist zu gefährlich geworden, brennen hätt’s können, Leib und Leben hätten wir verlieren können, haben sie gesagt. Jetzt hausen wir hier auf der Straße. Um Asyl wollten wir nicht bitten, da ist uns die politische Lage zu heikel. Jetzt sind wir ratlos, wissen nicht, sollen wir nach rechts oder nach links. D’rum bleiben wir hier. Auf jeden Fall bis nächstes Jahr. Aber Besuch dürfen wir empfangen. Schön, dass gerade Sie uns jetzt hier besuchen kommen.“
So beginnen Karl Valentin und Liesl Karlstadt ihre Ausstellung „Heimatlos“ am Isartor. Das Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor ist noch bis Frühjahr 2026 wegen einer Brandschutzsanierung geschlossen. Karl Valentin und Liesl Karlstadt sind kurzfristig heimatlos geworden. Darum präsentieren sie jetzt am Isartor ihre große Kunst unter freiem Himmel.
Der ehemalige Sammlungsleiter des Valentin-Karlstadt-Musäums, Andreas Koll, lässt als Kurator der Ausstellung Liesl Karlstadt und Karl Valentin über die Besonderheiten ihrer Kunst erzählen, wie sie die Lebenswirklichkeit der einfachen Leute real, absurd und grausam in ihren Stücken sezieren, wie sie jedes Wort wörtlich nehmen, egal ob es widersinnig ist oder nicht. Durch sie hält erstmals die Tragik des Einzelnen Einzug in die populäre Unterhaltung.
Sie werfen auch einen sehr persönlichen Blick darauf, wie es ist heimatlos, fremd, anders zu sein. „Das Fremde“ spielt nicht nur die Hauptrolle in einem ihrer bekanntesten Dialoge „Die Fremden“, es holt die beiden Künstler spätestens 1933 ein, wenn sie miterleben müssen, wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen auf einmal „entartet“ sind, emigrieren müssen oder deportiert werden. Auch wenn Liesl Karlstadt und Karl Valentin dieses Schicksal nicht teilen mussten, werden ihre Stücke zensiert, Bühnen schließen, sie werden in München nach und nach heimatlos. Heute besteht das Publikum von Karl Valentin und Liesl Karlstadt, aus Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund und aus Nichtdeutschen, wie es die Statistik der Landeshauptstadt München formuliert. Liesl Karlstadt heißt mit bürgerlichem Namen Elisabeth Wellano und hat italienische Vorfahren, Valentins Eltern stammen aus Hessen und Sachsen. „Und wo soll da ein Unterschied sein zwischen Darmstadt und Damaskus? Ich sag so gut wie keiner, beides geht mit D los und vom Mond aus betrachtet, liegen beide relativ nah beieinander“, lässt Andreas Koll Karl Valentin am Ende sagen.
Ausführliche Informationen unter www.valentin-karlstadt-musaeum.de. (Siehe auch unter Terminhinweise)