Sonderförderprogramm für Kreativszene Raumprogramm für Münchens Kunst- und Kreativszene Städtische Galerien und Häuser bieten junge Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit ihre Kunst auszustellen Einheitlicher Ansprechpartner im Kulturreferat
Anträge Stadträte Richard Quaas und Josef Schmid (CSU-Fraktion) vom 24.1.2014
Antwort Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers:
Mit den o. g. Anträgen regen Sie Unterstützungsmaßnahmen für die Münchner Kunst und Kreativschaffenden an. Das Kulturreferat teilt Ihnen mit, dass den Intentionen Ihrer Anträge vom 24.01.2014 aufgrund nachfolgender Ausführungen entsprochen wird.
Das Kulturreferat fördert bereits seit Längerem neben den vermeintlich traditionellen Kunstbereichen auch jene der „Kultur- und Kreativwirtschaft“. Nach Veröffentlichung des Schlussberichtes der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“ 2007 gehört diese Begrifflichkeit ebenso wie entsprechende Handlungsempfehlungen zum
kulturpolitischen Standard, selbstverständlich auch in München. Die zeitgemäßen Anpassungen von Förderkriterien im Kulturreferat auf die Notwendigkeiten von Kunst- und Kreativschaffenden erfolgt dabei, wie stets in der jüngeren Geschichte des Hauses, behutsam und im Austausch mit den Akteuren. Genau betrachtet sind viele neue Unterstützungsmöglichkeiten für die Kunst- und Kreativschaffenden bereits seit einiger Zeit erfolgreich umgesetzt.
Einen zentralen Bestandteil im Bereich der Infrastrukturmaßnahmen stellt beispielsweise die Vergabe von Ateliers für Künstlerinnen und Künstler dar. Im Sinne der bereits genannten Erweiterung und Öffnung des Kunstbegriffs können sich für diese Förderung seit einigen Jahren auch Kunstschaffende aus den Bereichen Architektur, Design, Medien- und Konzeptkunst bewerben. In den drei vom Kommunalreferat verwalteten städtischen Atelierhäusern am Domagkpark, in der Baumstraße sowie in der Dachauer Straße 110g werden über 150 Ateliers von Kunst- und Kreativschaffenden genutzt. Diverse Gastateliers fördern zudem den internationalen Austausch. Das Atelierförderprogramm der Landeshauptstadt München unterstützt darüber hinaus den erwähnten Kreis Kunst- und Kreativschaffender bei der Finanzierung selbständig angemieteter Atelierräume. In jüngster Zeit hilft das Kulturreferat in zunehmendem Maße Atelier- und Arbeitsraumraumsuchenden, in Eigeninitiative Zwischennut-zungen zu realisieren. Eine individuelle Beratung von Kunstschaffenden erfolgt durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kulturreferats zudem hinsichtlich der Förderungsmöglichkeiten, auch auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene, bezüglich potenzieller Koproduktions- und Kooperationspartner sowie in Fragen der Nutzung von Produktions- und Präsentationsräumen. Mit der Bereitstellung kultureller Räume zum Beispiel im Gasteig oder der Muffathalle fördert das Kulturreferat nicht nur Kunstprojekte, sondern ebenso auch verstärkt Veranstaltungen der Kulturund Kreativwirtschaft unterschiedlicher Sparten, mitunter in Zusammenarbeit mit branchenspezifischen Verbänden. Hierzu zählen beispielhaft das Filmfest, das Klangfest oder das Literaturfest München.
Eine weitere wichtige Säule der Künstlerförderung durch das Kulturreferat sind die städtischen Preise und Stipendien. Die Auszeichnungen in den Bereichen Architektur, Bildenden Kunst und Design, Film, Fotografie, Literatur und Publizistik, Tanz und Theater decken das breite Spektrum der Kultur- und Kreativwirtschaft facettenreich ab. Neben den großen Preisen für ein künstlerisches Gesamtwerk werden jährlich mehrere Stipendien verliehen, die jungen Künstlerinnen und Künstlern nach Abschluss ihrer Ausbildung und zu Beginn ihrer professionellen Laufbahn finanzielle Unterstützung und Bestätigung geben und die Weiterführung künstlerischer Projekte ermöglichen. Die biennalen Förderpreise – u.a. für Architektur, Bildende Kunst, Design, Fotografie und Schmuck – würdigen das „junge Oeuvre“ von Münchner Künstlerinnen und Künstlern, verbunden mit einer Präsentation ihrer Werke in einer Ausstellung in der lothringer13_halle.
Nicht zuletzt in den städtischen Galerien und Kunsträumen bietet das Kulturreferat jungen Künstlerinnen und Künstlern schon seit vielen Jahren die Möglichkeit, ihre Werke auszustellen. Beispielhaft sei hier das kontinuierliche Ausstellungsprogramm im Bildersaal der Artothek genannt, das die vielgestaltige Produktion vorwiegend Münchner Künstlerinnen und Künstler auch des angewandten Kunstbereichs an die Öffentlichkeit ebenso vermittelt wie die Kunstarkaden im Zentrum der Stadt, die sich in zunehmendem Maße zu einer Plattform für zeitgenössische interkulturelle Kunst, zu einem Forum für Experimente und einem Laboratorium für interaktive Präsentationen Münchner Akteure entwickeln. Die lothringer13_ halle, in der unter wechselnden Kuratoren und Kuratorinnen in den vergangenen 30 Jahren unter Einbeziehung von Münchner Künstlerinnen und Künstlern zahlreiche Ausstellungen und Projekte experimentellen Charakters mit überregionaler Beachtung verwirklicht wurden, wird vom Sommer 2014 an mit dem neuen Kuratorenteam Dana Weschke und Jörg Koop-mann auf die momentane Entwicklung der Kunst- und Kreativszene
reagierende Ausrichtung erhalten. Er wähnt sei auch der lothringer13_ laden, dessen Programm wechselnde Kollektive aus jungen Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittlern gestalten. Der „Laden“ steht für Vernetzung, unkonventionelle Formen der Produktion und Präsentation ganz junger Kunst und für lebendigen und kritischen Diskurs. Nicht zu vergessen auch die Rathausgalerie im Zentrum der Stadt, die das Kulturreferat jeweils in den Monaten März bis November als Kunsthalle bespielt und Ausstellungen von Künstlerpersönlichkeiten der Stadt zeigt. Mit Einzelausstellungen und thematischen Projekten werden wichtige Aspekte der lokalen, doch international bedeutsamen Kunstproduktion Münchens hervorgehoben. Mit der vom Referat für Arbeit und Wirtschaft finanzierten „Platform“ im Süden Münchens besteht – gerade in der inhaltlichen Neuausrichtung – ein weiterer Präsentations- und Vermittlungsort für Münchner Kunst- und Kreativschaffende. Aber auch die rund 30 Stadtteilkulturhäuser in den Stadtvierteln bieten Künstlerinnen und Künstlern jeden Alters Raum, sich und ihre Arbeiten zu präsentieren. Zudem zeigen die Münchner Volkshochschule und die städtischen Bibliotheken regelmäßig sowohl in der Zentrale als auch in den zahlreichen Außenstellen Kunst aus München. Grundlage für die vielfältigen benannten Möglichkeiten für Münchens Künstlerinnen und Künstler, ihre Kunst zu präsentieren, sind die entsprechenden – meist einstimmig gefassten – Beschlüsse des Kulturausschusses, nicht zuletzt der Beschluss „Künftige Entwicklung der Ausstellungs-/Kunsträume des Kulturreferates“ vom 22.01.2009.
Alle er wähnten Förder- und Unterstützungsmaßnahmen werden im Kulturreferat aufgrund des dort zusammengefassten Themenspektrums vor-
nehmlich durch die Abteilung 1 betreut oder auch initiiert. Die Abteilung steht sowohl telefonisch als auch zu den Bürozeiten persönlich für Erstanfragen zur Verfügung und vermittelt auch die Kontakte zu den jeweiligen Expertinnen und Experten aller die Kunst, Kultur- und Kreativwirtschaft betreffenden Fachbereiche der Abteilung. Zudem bieten die Internetseiten des Kulturreferats detaillierte Informationen über das Förderspektrum und die zu erfüllenden Kriterien unter www.muenchen.de/kulturfoerderung.
Eine weitere quantitative und qualitative Optimierung von Betreuungs- und Beratungsleistungen wird durch die vom Stadtrat am 19.02.2014 beschlossene Einrichtung eines Kompetenzteams für die Kultur- und Kreativwirtschaft in München erfolgen. Die bewährte konstruktive Zusammenarbeit des Referats für Arbeit und Wirtschaft, des Kulturreferats und desKommunalreferats wird durch die Zusammenlegung in ein schlagkräftiges Kompetenzteam intensiviert und effizienter ausgebaut werden. Ziel sind verwaltungsinterne Synergieeffekte und die Aktivierung zusätzlicher Potenziale für die zahlreichen Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft. Aufgrund der Bündelung unterschiedlicher Kompetenzen in einer Organisationsstruktur sollen kurze Wege und schnelle Entscheidungen gewährleistet werden. Der Münchner Weg, der die Kompetenzpluralität unterschiedlicher Referate aufnimmt und konstruktiv verstetigt, zeigt hierbei eine zukunftsfähige Variante auf.
Das Kompetenzteam soll verwaltungsseitig eine Querschnittsfunktion einnehmen, in den Referaten – so auch im Kulturreferat – intern vernetzen und den kontinuierlichen Austausch mit allen Kolleginnen und Kollegen garantieren. Das Team soll dabei aber auch Anlaufstelle für die tradierte Klientel des Kulturreferates sein und diese für die Belange und Erfordernisse der Kultur- und Kreativwirtschaft sensibilisieren, es soll die Identifizierung neuer Klientel aktiv unterstützen sowie Imagebildung betreiben. Zu den weiteren Aufgaben gehören u.a. die Organisation von Veranstaltungen und Foren, die Vernetzung und Vermittlung von Kontakten, Branchentreffs sowie spezifische Informationsveranstaltungen, die Orientierungsberatung im Bereich der Kunst-, Kultur- und Kreativschaffenden, der Aufbau eines Beratungsprogrammes, der Aufbau eines Netzwerkes für die Unterstützung von Kultur- und Kreativschaffenden und Unternehmen und entsprechende Kontaktvermittlung. Eine der zentralen Aufgaben des Kompetenzteams wird es zudem sein, Unterstützung bei der Raumsuche insbesondere bei Zwischennutzungen für Kreativschaffende zu leisten. In erster Linie soll dabei auf die Nutzung städtischer Immobilien zurückgegriffen werden, dennoch wird das Kompetenzteam auch nach Möglichkeiten suchen, externe Räume vermitteln zu können.
Dieser Abriss der vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen, der noch beispielhaft ergänzt werden könnte durch die Öffnung städtischer Kunstinstitute wie dem Münchner Stadtmuseum oder dem Museum Villa Stuck hin zu neuen kreativen Formen und Akteuren, durch Förderung neuer Kunstformen wie zum Beispiel der Street Art, oder durch verstärkte Aktivitäten im Bereich Kulturelle Bildung, mag verdeutlichen, wie sehr sich das Kulturreferat des Wandels insbesondere der freien Kunst- und Kreativszenen bewusst ist und diese – zusammen mit anderen Referaten – aktiv und dialogisch begleitet und fördert.
Von den vorstehenden Ausführungen bitte ich Kenntnis zu nehmen und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.