Münchner Kultur-Sommer-Festival
Antrag Stadtrats-Mitglieder Dr. Jörg Hoffmann, Dr. Michael Mattar, Gabriele Neff und Christa Stock (FDP-Fraktion) vom 24.2.2014
Antwort Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers:
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Der Inhalt Ihres Antrages betrifft jedoch laufende Angelegenheiten, deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister obliegt, weshalb eine beschlussmäßige Behandlung im Stadtrat rechtlich nicht möglich ist. Die Bündelung bestehender Kulturveranstaltungen in einem Festival ist eine solche Angelegenheit, da sie für die Stadt keine grundsätzliche Bedeutung hat und keine erheblichen Verpflichtungen er warten lässt.
Zu Ihrem Antrag vom 24.02.2014 teile ich Ihnen Folgendes mit:
Sie hatten vorgeschlagen, jährlich nach den Münchner Opernspielen und bis Anfang September ein Kultur-Sommer-Festival zu konzipieren. Dies sollte gemeinsam mit dem Freistaat und allen privaten Kulturinstitutionen entwickelt werden und auch sämtliche Theater und Museen, Galerien sowie kleinere Kultureinrichtungen einbeziehen. Das Festival soll eine Bündelung aller bereits bestehender Kulturveranstaltungen, auch im öffentlichen Raum, sein.
Das Kulturreferat kann diesem Vorschlag nicht folgen und hat in die nachfolgende Begründung auch touristische Aspekte einbezogen. Wir bitten, uns die etwas verzögerte Beantwortung nachzusehen, sie war den notwendigen Abstimmungen geschuldet.
Die Landeshauptstadt wird – vor allem im Sommer – für ihre hohe Aufenthaltsqualität im Freien geschätzt. Dem Qualitätsmonitor des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institutes für Fremdenverkehr (DWIF) ist zu entnehmen, dass Gäste als Reisemotivation vor allem angeben, in München flanieren, bummeln, einkaufen, essen gehen oder auch Sehenswürdigkeiten besuchen zu wollen. Besonders gerne kommen sie dabei in Kontakt mit der Lebensart. „Das städtische Flair erleben“ steht ganz oben auf der Liste der positiven Er wartungen an den Besuch in München. Für 66% der Touristinnen und Touristen spielt der Kulturgenuss – Museen,Ausstellungen oder Veranstaltungen besuchen – eine wesentliche Rolle, wobei die Bandbreite der Interessen sehr groß ist.
Kulturfestivals tragen natürlich zur positiven Imagebildung für München bei, der unmittelbare Einfluss eines solchen Angebots auf eine Reiseentscheidung nach München ist jedoch aus Sicht von München Tourismus nur eingeschränkt vorhanden. Da bereits jetzt in den Sommermonaten Juli und August ein großes Kulturangebot und eine überdurchschnittlich gute touristische Auslastung Münchens besteht, ist es unwahrscheinlich, mit einem zusätzlichen Kulturangebot im Sommer noch signifikante Steigerungen erreichen zu können.
Hier ein kleiner Überblick über die Sommerereignisse, die bereits stattfinden, und vor allem von Münchnerinnen und Münchner sowie Publikum aus der Metropolregion gerne wahrgenommen werden:
Festivals wie beispielsweise impark, das Sommerfestival im Olympiagelände, und der dort zeitgleich stattfindende Theatron Musik Sommer im August sind – bei weitgehend freiem Eintritt – stark frequentiert. Das Tollwood Festival im Juli ist seit vielen Jahren ebenso etabliert wie der Termin zur Vorweihnachtszeit. Auch Kino-Open Airs haben im Sommer ein großes Publikum, die Hauptsaison ist von Juni bis August. Klassik am Odeonsplatz und die Brunnenhofkonzerte im Juli und August sind ebenfalls sehr beliebt. Freiluftkonzerte am Königsplatz oder im Olympiastadion mit internationalen Größen aus der Pop- und Rockwelt sind bestens besucht. Temporäre Kunstaktionen im Stadtraum, die vorwiegend zwischen Mai und September stattfinden, tragen aktuelle Themen in den öffentlichen Raum. Straßenfeste und Stadtteilwochen oder das Free & Easy Festival im Backstage richten sich – wie Mini München für Kinder – besonders an Münchnerinnen und Münchner, die in den Sommerferien nicht verreist sind. Diese vielseitigen Angebote unter einer künstlerisch-inhaltlichen „Dachmarke“ zu präsentieren, ist wenig sinnvoll, da sich die inhaltlichen Schwerpunkte und die Zielgruppen zu sehr unterscheiden.
Ein Festival ist als Veranstaltungsformat vor allem dann sinnvoll, wenn ein Thema oder eine Kunstsparte besonders positioniert und profiliert werden soll. Im Münchner Kalender finden sich zum Beispiel seit über 150 Jahren die Opernfestspiele, seit über 30 Jahren das Filmfest München, seit mehr als zwei Jahrzehnten die Münchener Biennale für zeitgenössisches Musiktheater, das internationale Tanzfestival Dance und das Theaterfestival Spielart, seit einigen Jahren das Literaturfest München, das Krimi-Festival,das Comic-Festival, „Radikal jung“ im Volkstheater oder seit 2010 Rodeo als Plattform für die freie Tanz- und Theaterszene. Bei den Terminplanungen insbesondere der jährlichen und biennalen Festivals wird darauf geachtet, dass es keine Kollisionen gibt.
Das Angebot ist breit, qualitativ überzeugend und füllt in Summe einen Großteil des Jahres aus. Hinzu kommt eine Großzahl von Einzelveranstaltungen, die nicht im Schatten großer Festivals verschwinden sollen. Ein weiteres Festival mit den von Ihnen genannten Akteuren zu initiieren, führt meines Erachtens zu keinem Mehrwert für die Veranstalter und das Publikum.
Zu den Museen und Galerien:
Die Ausstellungen der über 60 Münchner Museen und Ausstellungshäuser sind im Sommer ebenso attraktiv wie in anderen Monaten. Allerdings hält sich das Publikumsinteresse bei anhaltend schönem Wetter und Badetemperaturen in Grenzen. Der einmalige Versuch, die Lange Nacht der Münchner Museen vom Oktober in den Sommer zu verlegen, hat dies bestätigt. Im Juli 2003 wurden ca. 55% weniger Besucher und Besucherinnen in den Museen gezählt als beim traditionellen Termin im Herbst. Nach Auskunft des Veranstalters kann die Lange Nacht der Münchner Museen im Sommer nicht wirtschaftlich tragfähig umgesetzt werden.
Die Münchner Galerien haben im Sommer in der Regel geschlossen. Diese allgemeine Schließzeit ist angesichts der mangelnden Nachfrage in den großen Ferien Usus. Im Herbst startet die neue Saison mit der Open Art, zum Auftakt des „Kulturjahrs“ nimmt das kulturelle Interesse auch wieder zu.
Dass die Bühnen – übrigens nicht nur in München – im Sommer auch Theater- und Orchesterferien machen, ist dem Urlaubsanspruch der Beschäftigten geschuldet. Aus betrieblichen Gründen wird traditionell der August vorgegeben, weil das Interesse an Veranstaltungen in geschlossenen Räumen verhalten ist. Diese Zeit kann für notwendige Wartungsarbeiten an den Bühnen genutzt werden.
Das Deutsche Theater, das kein Repertoire- sondern ein Gastspiel-Betrieb ist, kann auch im Sommer Musicals, Tanzaufführungen und Shows anbieten. Im Juli und August füllt es mit seinem Spielplan die Lücken, die während der Theaterferien entstehen. „Oper für alle“, Theaterstücke im Englischen Garten, Open Air Aufführungen der Pasinger Fabrik und weitere An-gebote aus dem Bereich der Darstellenden Kunst und der Musik sollen ebenfalls als Sommerangebote erwähnt werden.
Fazit:
München bietet das ganze Jahr über ein reichhaltiges Kulturprogramm in allen Sparten. Die ganzjährige kulturelle Attraktivität der Stadt zeichnet sie als europäische Metropole mit hoher Lebensqualität und beliebtes Reiseziel aus. Die eingeführten Festivals sind vielfach auf internationalem Niveau positioniert und tragen wesentlich zum Ruf der Kulturstadt bei. Auch im Sommer verfügt München über eine außerordentliche kulturelle Dynamik. Daher wird weder der Bedarf noch der mögliche Erfolg eines Sommerfestivals gesehen. Aus touristischer Sicht sind eher die Monate Januar bis März stärker zu promoten, dort gibt es noch Kapazitäten.
Von den vorstehenden Ausführungen bitte ich Kenntnis zu nehmen und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.