Voraussichtlich am 5. Dezember wird sich der Stadtrat in einem öffentlichen Hearing mit den „Stolpersteinen“ als Form der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus befassen. Der Kulturausschuss des Stadtrats hat in seiner gestrigen Sitzung den Ablauf des Hearings beraten, endgültig entscheidet die Vollversammlung am 1. Oktober. Geplant sind sechs Beiträge zur umfassenden Information des Stadtrats, die als Grundlage weiterer Beratungen dienen.
Mit dem Kunstprojekt „Stolpersteine“ erinnert der Künstler Günter Demnig in vielen Städten an das Schicksal von Opfern der NS-Zeit. Vor deren letzten selbstgewählten Wohnorten lässt er quaderförmige, zirka zehn Zentimeter große individuell beschriftete Gedenksteine aus Messing in den Bürgersteig ein. In München hatte sich der Stadtrat 2004 gegen eine Realisierung der Stolpersteine auf öffentlichem Grund ausgesprochen. Damit wurde den Bedenken der Israelitischen Kultusgemeinde in München Rechnung getragen, die die Form des Gedenkens nicht angemessen fand.
Seit 2004 haben sich umfangreiche Erfahrungen mit den „Stolpersteinen“ ergeben. Weltweit und in über 500 Orten Deutschlands, darunter Berlin und Hamburg, wurden inzwischen mehr als 45.000 Stolpersteine verlegt. Zahlreiche bürgerschaftliche Initiativen und Vertreter verschiedener Opfergruppen unterstützen das Projekt. In München wurden bereits „Stolpersteine“ auf privatem Grund verlegt. Unter
www.stolpersteine.partcours.de
wurde zudem ein digitales Projekt zu den „Stolpersteinen“ initiiert. Heute ist die öffentliche Meinung dazu überwiegend befür wortend. Angehörige von NS-Opfern, Initiativen und politische Gremien dringen auf eine Revision der damaligen Stadtratsentscheidung gegen die „Stolpersteine“. Das Kulturreferat der Landeshauptstadt München wurde beauftragt, ein Stadtratshearing vorzubereiten, um die Entwicklungen der letzten Jahre darzustellen. Die Argumente für und wider das Projekt „Stolpersteine“ in München sollen aufgegriffen werden, um dem Stadtrat auf der Basis aktueller Informationen eine Meinungsfindung zu ermöglichen.