Im Oktober lädt die Landeshauptstadt München zu Rundgängen und Gesprächen ein, die sich mit der Geschichte und Bedeutung des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers an der Ehrenbürgstraße in Neuaubing auseinandersetzen. Beleuchtet werden insbesondere die Chancen und Perspektiven für den geplanten Erinnerungsort zur NS-Zwangsarbeit. Die Veranstaltungen sind kostenlos; eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Im Münchner Stadtteil Neuaubing haben sich acht Baracken eines Lagers erhalten, in dem während der NS-Herrschaft ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht waren. Das Ensemble ist neben Berlin-Schöneweide das einzige erhaltene Beispiel dieser Art und somit ein Geschichtszeugnis von internationalem Rang. Unter der Federführung des Stadtarchivs München, des NS-Dokumentationszentrums München und des Fachbereichs Stadtgeschichte des Kulturreferats entsteht auf dem Gelände ein Erinnerungsort.
Wer sich für die Geschichte und die Zukunft des historisch bedeutenden Ensembles in Neuaubing interessiert, hat jeweils am Freitag, 17. und 24. Oktober, von 16 bis 17.30 Uhr die Möglichkeit, an einem Rundgang über das ehemalige Lagergelände teilzunehmen. Dr. Andreas Heusler und Dr. Sabine Schalm informieren über die Entstehungsgeschichte und die bauliche Struktur der Barackenanlage und geben Einblicke in den von Heimweh, Hunger und Schwerstarbeit geprägten Alltag der Insassen. Treffpunkt: Ehrenbürgstraße 9.
Am Dienstag, 21. Oktober, um 19 Uhr stellen die Historiker Dr. Andreas Heusler vom Stadtarchiv München und Dr. Sabine Schalm vom NS-Dokumentationszentrum München ihre Pläne für den von ihnen konzipierten Erinnerungsort Zwangsarbeiterlager Neuaubing vor. Die Veranstaltung findet im Jugendtreff Neuaubing, Wiesentfelser Straße 57, statt.
Bei einer Podiumsdiskussion am Montag, 27. Oktober, um 19 Uhr im Vortragssaal der Bibliothek im Gasteig, Rosenheimer Straße 5, diskutiert Dr. Andreas Heusler mit zwei weiteren renommierten Fachleuten die Perspektiven und Chancen für den entstehenden Erinnerungsort. Teilnehmen werden Dr. Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide, und Hans-Christian Täubrich, der in Nürnberg das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und das Memorium aufgebaut und viele Jahre geleitet hat.
Bei beiden Veranstaltungen wird der Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München, Professor Dr.-Ing. Winfried Nerdinger, in das Thema einführen. Ulrich Trebbin vom Bayerischen Rundfunk moderiert. Zwangsarbeit war eines der zentralen Unterdrückungsinstrumente des NS-Staats. Millionen ausländische Männer, Frauen und Kinder wurden entrechtet und für die Kriegswirtschaft ausgebeutet. Nahezu alle deutschen Unternehmen waren Nutznießer dieses Verbrechens, an das bis heute unzureichend erinnert wird. Auf dem Gelände in Neuaubing soll künftig Zwangsarbeit im historischen Kontext dokumentiert und an die Opfer dieses lange vergessenen NS-Verbrechens erinnert werden. Ziel ist es, den Zusammenhang von Unrecht und Krieg deutlich zu machen, die soziale Realität und das Leid der Zwangsarbeiter aufzuzeigen, aber auch die Haltung der Deutschen und deren Handlungsspielräume zu thematisieren. Der Erinnerungsort Zwangsarbeiterlager Neuaubing wird eine Dependance des NS-Dokumentationszentrums München an der Brienner Straße, das ab Mai 2015 geöffnet ist.
Das Gelände in der Ehrenbürgstraße in Neuaubing ist mit dem MVV am besten über die Haltestelle Freiham der S-Bahn-Linie 8 zu erreichen. Weitere Informationen unter
www.ns-dokumentationszentrum-muenchen.de.
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