Wie der Stadtrat gestern beschlossen hat, unterstützt die Landeshauptstadt München mit einer Spende in Höhe von 100.000 Euro die Flüchtlingsarbeit des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in Syrien und Irak. Weiter fördert sie die Flüchtlingsarbeit des Münchner Vereins „Orienthelfer e.V.“ im Libanon, dessen Vorsitzender der bekannte Kabarettist Christian Springer ist, durch einen Spendenaufruf an die Münchner Bevölkerung, den sie mit der Stadtsparkasse München aufstocken wird. Der Beschluss geht auf eine gemeinsame Initiative aller großen Stadtratsfraktionen zurück.
Die international erfahrene Hilfsorganisation Misereor, ein langjähriger Kooperationspartner der Stadt München und Mitglied im „Bündnis Entwicklung hilft“, engagiert sich in den Flüchtlingsgebieten im Nahen Osten, um die medizinische, therapeutische und soziale Betreuung der Vertriebenen sicherzustellen. Misereor arbeitet dazu mit mehreren örtlichen Partnern zusammen, die unabhängig von Religions- und Volkszugehörigkeit helfen und mit den lokalen Bedarfen, Bedingungen und mit der Sicherheitslage vertraut sind. Im Nord-Irak sind dies die Jiyan Foundation (zuvor „Kirkuk Center for Torture Victims“), die sich schwerpunktmäßig in den Flüchtlingslagern Domiz bei Dohuk und in Kirkuk um traumatisierte Flüchtlinge, insbesondere um Kinder und Jugendliche, kümmert und Hilfspakete mit Nahrung und Hygieneartikeln verteilt. Die Chaldäische Erzdiözese Erbil/Ankawa möchte winterfeste Unterkünfte für Familien errichten, die derzeit notdürftig in Zelten, Kirchen und Schulen Unterschlupf gefunden haben. Für die zahlreichen Kinder und Jugendlichen unter den Flüchtlingen sollen provisorische Klassenräume gebaut werden. Das Bündnis „CAPNI“ (Christian Aid Programme for Northern Iraq) versorgt 2.000 Flüchtlingsfamilien im Bezirk von Dohuk mit lebensnotwendigen Gütern und Winterausrüstung, betreut diese medizinische und psychosozial und organisiert Bildungs- und Freizeitaktivitäten für traumatisierte Kinder und Jugendliche. Die Organisation „Womens’ Rehabilitation Center Erbil“ bietet gezielt für weibliche Flüchtlinge Beratungsdienste und geschützte Räume für ihre Probleme und Bedürfnisse. In Syrien und im jordanischen Grenzgebiet unterstützt Misereor vor allem die Flüchtlingsarbeit des Jesuit Refugee Service (JRS). Mitarbeiter von JRS und Freiwillige verteilen Lebensmittelpakete, Kochutensilien, Decken, Matratzen und organisieren Unterkünfte für vertriebene Familien. Dieses Engagement möchte die Stadt München finanziell unterstützen.
Der Münchner Verein Orienthelfer e.V. engagiert sich seit mehreren Jahren für die Opfer des Syrien-Konflikts und insbesondere für die Versorgung und Integration der syrischen Flüchtlinge im Libanon. Der Libanon hat im Verhältnis zu seiner Bevölkerung besonders viele Menschen aufgenommen. Die libanesischen Schulen sind überfüllt, es gibt einen Aufnahmestopp für syrische Kinder. Viele der syrischen Flüchtlingskinder befinden sich seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien vor drei Jahren im Libanon und sind seither von Bildung abgeschnitten. In der libanesischen Stadt Bar Elias möchte Orienthelfer e.V. eine Schule für etwa 400 Kinder in Betrieb nehmen. Ein Schulgebäude existiert bereits, die laufenden Kosten für Miete, Elektrizität, Wasser, Lehrergehälter, Schulbedarf usw. betragen 100.000 Euro pro Jahr. Die Landeshauptstadt München begrüßt dieses Engagement sehr und bittet die Münchner Bevölkerung um Spenden für das Schulprojekt des Orienthelfer e.V. im Libanon. Zusammen mit der Stadtsparkasse München wird sie die eingegangenen Spenden aufstocken. Mit Orienthelfer e.V. stand die Stadt München bereits in der Vergangenheit im Kontakt und überließ ihm 2013 vier Müllfahrzeuge für Aleppo. Der Vorsitzende des Vereins, Christian Springer, ist regelmäßig vor Ort und kann die dortige Situation aus eigener Erfahrung einschätzen und anschaulich schildern.
Der Syrien-Konflikt und der Vormarsch der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) haben Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Etwa 6,5 Millionen Syrer wurden zu Vertriebenen im eigenen Land, über drei Millionen Menschen sind aus ihrer Heimat geflohen, die meisten davon in die Nachbarländer. Der Libanon hat mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen – dies entspricht einem Viertel der Bevölkerung. Die Anzahl der Flüchtlinge, die über die syrisch-türkische Grenze kommen, steigt täglich – Anfang Oktober wurde von 1,5 Millionen berichtet. Im Irak gibt es zirka 1,8 Millionen Binnenvertriebene, die Region Kurdistan – Irak beherbergt 850.000 Flüchtlinge. Hinzu kommen zirka 225.000 syrische Flüchtlinge. Ein Ende der Flüchtlingsströme ist nicht abzusehen, die UNO spricht vom „größten humanitären Notfall unserer Zeit“.