In einem Schreiben gratuliert Oberbürgermeister Dieter Reiter Michael Stenger vom Trägerkreis Junge Flüchtlinge e.V. zur Verleihung des Bambis für Integration:
„Sehr geehrter Herr Stenger, zur Verleihung des Bambis für Integration gratulieren wir Ihnen sehr herzlich.
Sie haben es wie kein anderer geschafft, die Beschulung von jungen Flüchtlingen als wichtiges Thema einer großen Öffentlichkeit nahezubringen. Dabei ist der Bambi nur einer von vielen Preisen, die Sie inzwischen mit Ihrem unermüdlichen Engagement für die beiden Schulprojekte ,SchlaU’ und ,ISuS’ erhalten haben. Erst im Sommer diesen Jahres hatte ,SchlaU’, der schulananloge Unterricht für junge Flüchtlinge, den Deutschen Schulpreis der Jury erhalten.
Im Jahr 2000 haben Sie in München mit ,SchlaU’ die erste Möglichkeit deutschlandweit für jugendliche Flüchtlinge im Alter zwischen 16 und 25 Jahren geschaffen, regelmäßigen Unterricht zu erhalten. Da diese jungen Menschen weder in den Übergangsklassen der Regelschulen noch in den Berufsschulen aufgenommen wurden, konnten sie keinen Schulabschluss erreichen.
Sie haben durch dieses zunächst kleine Projekt mit anfangs zwei Klassen in den letzten 14 Jahren erfolgreiche Pionierarbeit geleistet. Es mussten erst geeignete Strukturen und Lehrmaterialien entwickelt werden in einem Bereich, in dem es keine Lehrpläne oder wissenschaftliche Expertise gab. Ein Team aus Lehrkräften, Sozialpädagoginnen und -pädagogen und Ehrenamtlichen wurde für diese Aufgabe unter Ihrer Leitung gebildet. Die Erfahrungen zeigen, dass das Engagement sowohl der Fachkräfte als auch der Jugendlichen zu großen Erfolgen führt. Fast alle Teilnehmenden erreichen am Ende von zwei Schuljahren den Mittelschulabschluss, einige auch den qualifizierenden. Inzwischen wurde eine Klasse zur Vorbereitung auf den mittleren Schulabschluss eingerichtet. Die Jugendlichen werden auch danach bei der Lehrplatzsuche und während der Ausbildung bei Bedarf weiter unterstützt. So haben Sie mit ,SchlaU’ wichtige Grundlagen geschaffen, auf denen nachfolgende Projekte und öffentliche Schulen bis heute aufbauen können.
Inzwischen werden in den Räumen in der Schwanthalerstraße jährlich etwa 220 junge Flüchtlinge in 15 Klassen unterrichtet. Hinzugekommen ist 2012 noch das Projekt ,ISuS’. Es steht für Integration durch Sofortbeschulung und Stabilisierung. Jugendliche Flüchtlinge, die erst kurz in Deutschland sind und denen teilweise schulische Vorerfahrung aus den Herkunftsländern fehlt, haben hier die Möglichkeit, erste Deutschkenntnisse zu erlangen und sich auf weitere schulische Maßnahmen vorzubereiten. Auch dieses Projekt ist in seiner Form bisher einzigartig.
Heute gibt es in ganz Bayern Flüchtlingsklassen an öffentlichen Berufsschulen und das Potenzial jugendlicher Flüchtlinge für Deutschland wird in Zeiten einer alternden Gesellschaft auf vielen Ebenen gesehen. Dies haben Sie mit Ihrem persönlichen Einsatz für das Recht junger Menschen auf Bildung erreicht und damit auch Bekanntheit über die Stadtgrenzen hinaus erlangt.
Die Landeshauptstadt München ist stolz darauf, als einer der ersten öffentlichen Unterstützer an Ihrem Erfolg teilhaben zu dürfen und bedankt sich bei Ihnen für die seit Jahren gute Zusammenarbeit. Wir wünschen Ihnen, dem Trägerkreis Junge Flüchtlinge e.V. und den Projekten ,SchlaU’ und ,ISuS’ für die Zukunft weiterhin alles Gute.