Die Autorin Nina Jäckle wird für ihren Roman „Der lange Atem“ am Donnerstag, 11. Dezember, 19 Uhr, im Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, mit dem Tukan-Preis der Landeshauptstadt München von Bürgermeisterin Christine Strobl ausgezeichnet. Die Laudatio hält die Autorin und Literaturkritikerin Beatrix Langner. Musikalisch wird der Abend von von Axel Wolf (Laute) gestaltet.
Der mit 6.000 Euro dotierte Tukan-Preis zeichnet jährlich eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung aus. In die Auswahl kommen alle belletristischen Veröffentlichungen von Münchner Autorinnen und Autoren.
Die Begründung der Jury:
„Nina Jäckles ,Der lange Atem’ ist ein Roman, in dem sich Inhalt und Form in idealer Weise aufeinander beziehen. Das Schlüsselwort für diesen Roman, der um die Tsunami- und Nuklear-Katastrophe in Japan 2011
kreist, ist das Meer, das Tausende von Menschen verschluckte und
Städte und Landschaften verwüstete: Ähnlich der Wellenbewegungen des Meers gleitet auch der Text in kurzen Abschnitten vor und zurück, immer wieder neue Bilder, neue Reflexionen ergebend. Obwohl dieser Text stets von Neuem an denselben Punkten zu landen scheint, erzählt er doch von zunächst kaum merklichen Veränderungen, die am Ende einen schroffen Bruch bewirken. Am Beispiel Japan spürt Jäckle einem universellen, allzeit aktuellen Thema nach: Sie vergegenwärtigt, welche Traumata Natur- katastrophen und deren Folgen in den Menschen auslösen, und wie
schwierig, ja manchmal fast unmöglich die Trauerbewältigung ist. Der Ich-Erzähler des Buches verfertigt anhand von Fotos der entstellten Tsunamiopfer möglichst präzise Phantomzeichnungen, damit den Hinterbliebenen die Identifizierung ihrer Angehörigen zumutbar wird; er versucht so, die ungeheuerlichen Verluste zu verarbeiten, die Leere: eine Arbeit von hoher Symbolik. Jäckle lässt ihn in klarer, am Nouveau Roman geschulter Sprache vom Danach erzählen. Es ist eine Sprache, die – wie der Erzähler – zeichnet, skizziert und nicht ausmalt, die Gefühle erzeugt, gerade indem sie nicht von ihnen spricht. Nina Jäckle hat ein subtil komponiertes, berührendes Buch geschrieben, dem man viele Leser wünscht.“
Die Verleihung ist öffentlich. Der Eintritt ist frei. Informationen auch unter: www.muenchen.de/kulturfoerderung unter Stichwort „Preise“.