Von Nürnberg lernen – ältere Münchner U-Bahn-Wagen mit zusätz- lichem Drängelbereich ausstatten – Zwei-Minuten-U-Bahn-Takt
stabilisieren
Antrag Stadträte Dr. Georg Kronawitter und Richard Quaas (CSU) vom 20.11.2013
Antwort Dieter Reiter, ehemaliger Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In o.g. Antrag haben Sie um eine Darstellung gebeten, ob angesichts der hohen Belastung der Innenstadt-U-Bahnhöfe während der Hauptverkehrszeiten die älteren Münchner U-Bahnzüge (A-/B-Züge) nach dem Beispiel der neueren Nürnberger Züge nicht mit einem erweiterten Eingangsbereich ausgestattet werden sollen, dem so genannten „Drängelbereich“.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, teile ich Ihnen auf diesem Wege auf der Basis der Stellungnahme der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) Folgendes mit:
Allgemeines
Die SWM/MVG haben sich bereits vor etlichen Jahren angesichts der permanent steigenden Fahrgastzahlen mit der Frage beschäftigt, ob und gegebenenfalls wie die Beförderungskapazität der vorhandenen Altfahrzeuge der Bauserie A und B erhöht werden könnten. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde u.a. geprüft, ob durch eine Umgestaltung des Innenraums, analog zu der in Nürnberg teilweise umgesetzten Lösung, durch Entfall von Sitzplätzen mehr Stehfläche und damit insgesamt eine höhere Kapazität geschaffen werden könnte.
Aus Fahrgastbefragungen und entsprechenden Erhebungen ist der MVG bekannt, dass die Fahrgäste in der U-Bahn eine durchschnittliche Verweildauer von 8 Minuten haben. Eine Differenzierung dieses Wertes auf einzelne Bahnhöfe liegt nicht vor, da hierfür auch kein Bedarf gesehen wird.
Umsetzung in München
Eine Ausweitung von Stehflächen, insbesondere in der Nähe der Türen, bewirkt grundsätzlich immer eine Beschleunigung des Ein-/ Ausstiegsvorgangs. Bei den neuen durchgängigen Gliederzügen der Baureihe C1 wurde dieser Ansatz, in Verbindung mit verbreiterten Türen erstmals umgesetzt. Die Ergebnisse sind durchweg positiv. Bei den neuen, in der Fertigung befindlichen Zügen der Serie C2 wird dieser Ansatz nochmals verstärkt und in jedem Mittelwagen wird eine zusätzliche Stehfläche geschaffen. Da-durch steigt die Beförderungskapazität bei ansonsten identischer Gestaltung um 28 Personen.
Die damalige Prüfung bei den Altfahrzeugen der Baureihen A und B erbrachte als Ergebnis, dass der Umbau des Innenraums zwar bewerkstelligt werden könnte, jedoch die zusätzliche Gewichtsbelastung infolge einer höheren Beförderungskapazität von der mechanischen Konstruktion nicht mehr abgedeckt werden kann. Die Festigkeitsauslegung der mechanischen Komponenten, wie Wagenkasten, Drehgestelle und insbesondere der Achswellen, erlauben aufgrund der damals gewählten Auslegung keine maßgebliche Erhöhung der Zuladung. Stärkere und damit größere Achswellen können aufgrund der vorhandenen Anbauteile (Getriebe, Bremsscheiben) nicht eingebaut werden. Damit scheidet eine Erhöhung der Beförderungskapazität der Altfahrzeuge aus.
Umsetzung in Nürnberg
In Nürnberg wurde die Änderung des Innenraums nicht nachträglich am Bestandsfahrzeug, sondern im Zuge des Neubaus durchgeführt. Demzufolge wurde die höhere Belastung bereits bei der Auslegung und Konstruktion der Fahrzeuge berücksichtigt. Welche Erfahrungen Nürnberg im Detail mit dieser Ausführung gemacht hat, ist uns nicht bekannt, die neuesten Nürnberger U-Bahnwagen verfügen jedoch wieder über die klassische Sitzanordnung.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag beantwortet ist und als erledigt gelten darf.